Noch mehr Teewissen

 

Leider haben wir weder in unseren museumspädagogischen Veranstaltungen noch den Ausstellungstexten genug Raum umfangreiche Informationen zu spezielleren Themen zu präsentieren. Hier veröffentlichen wir immer Texte die sich mit verschiedensten Themen der globalen Teegeschichte auseinandersetzen.
Aktuelles findet man bei unseren Socials: Bünting Teemuseum

Dem Teekenner/Blogger/ Cody „OolongDrunk“ fiel während eines Workshops mit dem Inhaber von „One River Tea“ auf, dass alle gealterten weißen Tees, die in den einschlägigen Online-Shops verfügbar waren, aus den Jahren nach 2011 kamen und die derzeit neusten alten weißen Tees alle ca. 7 Jahre alt waren. Optisch fallen die alten Weißen durch mehr braune Blätter auf. Produzenten von „One River Tea“ erklärten ihm, dass weißer Tee entweder grünlich produziert werden kann oder bräunlich. Grün ist in diesem Falle die traditionelle Pflückung und Sonnentrocknung mit dünn verteilten Blättern auf Bambusmatten oder Körben. Bei der neuen braunen Methode werden Blatthaufen an der Sonne getrocknet und die hohe Hitze im Blatthaufen lässt die Blätter stärker oxidieren und Wasser verlieren. Den eher braunen Weißen zu produzieren erfordert weniger handwerkliches Geschick und macht es möglich eine höhere Blattmasse herzustellen.

In der großen Weißtee Anbauregion Fuding exisitert der Slogan „One Year Tea, Three Year Medicine, Seven Year Treasure“. Somit könnte man meinen, dass es einfach eine auf langjähriger Erfahrung basierende Weisheit ist, dass sieben Jahre alter weißer Tee der Beste ist. In vielen Gesprächen mit Betreibern chinesischer Online-Teeshops fand Cody heraus, dass ihnen diese Weisheit erst seit ca. 2010 bekannt ist – keine Spur von uralter Teeweisheit. Verantwortlich für die Regel ist Chen Xinghua, der ehemalige Distriktleiter der KP aus Fuding. Er hatte seit 2007 eine Kommission unter seiner Kontrolle, die die Agrarwirtschaft von Fuding stärken sollte. Da Weißtee aus dieser Region schon bekannt war, baute man diese Präsenz medial stark aus und förderte die Weißtee-Produktion mit staatlichen Krediten. Auf allen großen Teemessen wurde Fuding Weißtee enorm beworben. Die Zahl der Produzenten von Weißtee in Fuding stieg innerhalb von 5 Jahren von 11 auf 400.

Im Jahr 2017 hatte sich schließlich die Fuding Weißtee Industrie international etabliert. Sie verkauften aber nicht nur neue Ernten, sondern gaben den Kunden nun exklusiv die Möglichkeit den bisherigen Geheimtipp „age white tea“ zu probieren. Der sieben Jahre alte Schatz waren also Ernten von 2010/11, die nun jahrelang zur Perfektion gereift worden waren. Mittlerweile verkaufte sich sowohl in China als auch International der braune Weißtee erfolgreicher, da dieser ja alt ist und damit besser als der frische Tee. Teebauern, regionale Händler und Fabrikbesitzer erzählen genau wie die internationalen Händler die Geschichten vom „Treasure“ des alten Weiß-Tees. Sie alle profitieren finanziell von seiner Beliebtheit – denn er ist ja einfach in Masse herzustellen und dann teuer zu verkaufen. Da die Bauern aber auch ihre Staatskredite zurückzahlen müssen und von der Lokalregierung unter Druck gesetzt werden, sind sie vielleicht nur aus Schuldendruck auf die Idee gekommen alten weißen Tee als regionalen Geheimtipp nun international gewinnbringend zu verkaufen.

Zwischenhändler und Online-Shops geben aber das Märchen vom alten Weißtee weiter an die Kunden und keiner nahm seine alten Weißtees aus dem Sortiment als Cody sie auf diese gefälschten Tees hinwies. Cody sprach mit vielen Bekannten auf der World Tea Expo und stellte fest, dass sich niemand „mit Sicherheit“ an „aged white tea“ vor 2010 erinnern konnte. Er versuchte herauszufinden wie man echten gealterten Tee und gefälschten unterscheiden kann. Aber weder Preis, Provenienz noch Geschmack erwiesen sich als zuverlässige Parameter. So oder so stellte Cody fest, dass ihm sein gefälschter Tee zu Hause dennoch schmeckt und das sei doch das Wichtigste?

Im Februar 1834, nach dem Handelsmonopolverlust mit China, gründete die EIC eine Kommission um die Böden und das Klima in Indien auf möglichen Teeanbau zu prüfen. Ferner wurde überlegt wie man chinesische Teepflanzen importiert. Generell wurde zwischen den „wilden“ Pflanzen in Assam und den „edlen“ aus China unterschieden. Was hiervon für guten indischen Tee geeignet war, konstituierte einen jahrzehntelangen Streit der Botaniker. Die Entwicklung in Assam, von der ersten Entdeckung der Teepflanzen über die Hindernisse auf dem Weg zu einer Teeindustrie, wurde in England tagesaktuell verfolgt. Bereits 1839 orakelten einige Zeitungen, dass Assam-Tee das gesamte britische Empire verändern wird. Der Traum, Assam in einen großen Teegarten zu verwandeln, sollte Wirklichkeit werden. Für Indien war es ein Albtraum.
 

1838 veröffentlichte einer der Entdecker des Assam-Tees, Robert Bruce, wie sein „Chinaman“ Tee herstellte (An Account of Manufacture of Black Tea as Now Practised at Suddeya in Upper Assam). Der Import von chinesischen Teebauern gilt heute als das erste Beispiel für zwanghaften Wissenstransfer einer alten Zivilisation zu einer modernen Kolonie. Die in der ersten Zeit hochbezahlten chinesischen Facharbeiter wurden fast alle schnell Opfer des kolonialen Gewaltregimes oder der Singpho, die in ihnen Helfers Helfer der Briten sahen. Den Singpho (der dominierenden Ethnie in Assam) wurde Teeanbau nicht zugetraut und diese wehrten sich auch gegen die englische Okkupation. Ihr Assam-Urwald wurde vermessen und einheitlich in Plantagenland aufgeteilt. Ihre Besitzansprüche wurden ignoriert.
 

In den 1830er und 1840er wurden nun hunderte experimenteller Teeplantagen gegründet. Neben dem rein technischen Vorgang Tee zu produzieren, musste auch erprobt werden wie es zu organisieren war, wie Land und Leute eingeteilt werden mussten und welche Arbeitsprozesse effizient waren. Das Anheuern von Tagelöhner zeigte sich als nutzlos, da man Erfahrung und Geschick brauchte um Tee zu ernten. Ohne feste Arbeiter die an die Plantage gebunden werden, war es laut Bruce nicht möglich Tee zu kultivieren. Die EIC entschloss sich, nicht jede Plantage selbst zu betreiben, sondern das Land was sie als Ihren Besitz deklarierte an private Investoren zu verkaufen. Eine Idee war auch, dass man nur die Fabriken besitzt und die Bauern selbst pflücken lässt. Dies wurde aber zugunsten einer streng regulierten Arbeiterschaft verworfen. Die in Konkurrenz zu den Singpho stehende Ethnie der Kachari war in der ersten Zeit für Arbeit auf den Plantage zu gewinnen und erhoffte sich durch die Kooperation mit den Briten ein Überleben oder gar Vorteile gegenüber den Singpho. Da die Plantagen untereinander kaum Anschluss hatten und eher weit verteilte Lichtungen im Urwald waren, mussten dortige Arbeiter selbst Nahrung anbauen. Land wurde in weitaus größerem Maße für Tee nutzbar gemacht als geerntet werden konnte, sodass in den ersten Jahren der 1850er Jahre der Mangel an Arbeiter*innen zum Hauptproblem wurde. Streiks der Kachari, die mit der Zeit immer „unwilliger“ wurden, schlugen Polizei und Militär nieder.
 

Um die Bevölkerung von Assam zu Plantagenarbeiter*innen zu transformieren, wurden ihnen eigenständige agrarische Tätigkeiten immer mehr versagt, sodass sie bald nur noch Geld durch Arbeit auf Plantage verdienen konnten. Da auch dies keinen zu großen Erfolg hatte, ordnete der Gouverneur an, dass man Teeplantagen wie die Zuckerfarmen in Mauritius mit Zwangsarbeitern aus der Fremde versorgen sollte. 1859 gründete Teepflanzer eine Organisation mit dem Ziel die Beschaffung von bengalischen Arbeiter*innen zu bündeln. Die importierten Bengalen kamen aus verschiedenen regionalen und sozialen Strukturen. Im Laufe der 1860er wurde das Arbeiterregiment strenger geführt und die bengalischen Fremdarbeiter wurden zu Zwangsarbeitern degradiert.
 

Mehr: Nitin Varma: Coolies of Capitalism. Assam Tea and the Making of Coolie Labour, De Gruyter Oldenbourg, 2016.

Am 16. Dezember 1773 feierte man in Boston/USA keineswegs eine große Party. Ein Trupp (= Party) von Englandgegnern kippte rund 46 Tonnen Tee von Bord englischer Handelsschiffe in den Hafen. Die meisten Zeitgenossen, darunter die späteren Gründungsväter der USA, sahen in der Vernichtung des Tees eine sinnlose Zerstörungsaktion. Keineswegs wurde die Tea Party als Startschuss für den Kampf um Souveränität verstanden. Sie erhielt erst 100 Jahre später einen prominenten Platz in der US-Geschichte.

Im Vorfeld der Tea Party waren die amerikanischen Kolonisten auf England wütend, da sie auf viele Produkte wie beispielsweise Tee nach eigener Meinung hohe Steuern zahlten, ohne dass sie politisch im Mutterland England Mitspracherechte besaßen. Die Steuerlast war aus englischer Sicht aber zu niedrig. Da man für die Kolonisten in Amerika sowohl die Native Americans ermordete als auch den Sieben-Jährigen Krieg gegen Frankreich gewonnen hatte, sollten die Kolonisten einen Teil dieser Kosten selbst tragen. Um nicht den teuren britischen Tee kaufen zu müssen, wurden viele Kaufleute zu Schmugglern. Da die Kolonisten sogar mehr Tee tranken als die Engländer, verdienten sie mit dem illegalen niederländischen Tee ein Vermögen. Dieses benutzten sie um gegen England Propaganda zu betreiben und anti-englische Gruppen zu finanzieren. Als England dann die Teesteuer senkte, damit die Ostindische Kompanie ihre Vorräte abverkaufen konnte, war der legale Tee billiger als der Tee der Schmuggler. Sie fürchteten um ihren Reichtum und lösten gewaltsame Proteste gegen England aus. Eine dieser Aktionen an der amerikanischen Ostküste war die Boston Tea Party.

Für die Geschichte wichtiger war aber die britische Reaktion hierauf. Um die aufständischen Kolonisten zu bestrafen forderte man Reparationszahlungen, ersetzte die kolonialen Richter mit Briten, erzwang die erneute Öffnung der amerikanischen Häfen für britische Waren und erlaubte sogar den von den protestantischen Kolonisten verachteten Katholiken die freie Ausübung ihrer Religion. Im Kampf gegen diese Maßnahme etablierte sich eine Union der amerikanischen Kolonien gegen England, was letztlich zur Gründung der USA führte.

Gut 100 Jahre nach diesen Ereignissen versuchten Frauen durchzusetzen, dass Bürgerrechte nicht nur für Männer gelten sollten. Als Vorbild für ihren Kampf um Gleichberechtigung nahmen sie sich auch Frauen die an den Tea Parties beteiligt waren und machten so, ein Jahrhundert später, die Boston Tea Party weltberühmt.

Der extrem steigende Import von China-Tee nach England (1780: 3 Mio. Tonnen; 1830: 30 Mio. Tonnen) drohte Britannien in eine defizitäre Handelsbilanz zu führen. Durch Schmuggel und Kriege um den illegalen Import von Opium lösten sie dieses Problem gewaltsam. Für die chinesische Staatsräson und Wirtschaft spielte vor diesen katastrophalen Folgen der Handel mit den westlichen Nationen übrigens keine nennenswerte Rolle. 

Im 18. Jh. bezahlten Engländer den Tee in China erst mit süd-amerikanischem Silber, dann mit Baumwolle und letztlich mit Opium. Fast 80 % der Handelskosten konnten durch diesen interkolonialen Handel abgedeckt werden. Nach dem Verlust des Handelsmonopols der EIC mit China setzte diese in Indien ein Produktionsmonopol durch und etablierte in der zweiten Hälfte des 19. Jh. eine britisch kontrollierte Teeindustrie.

Die englischen Emigranten nahmen, wie zuvor die niederländischen Siedler, den Tee mit in die neuen Kolonien und versuchten durch treues Beibehalten von Teetrinken sich selbst immer wieder ihres „Britschsein“ zu versichern. Oft waren Teeservices die ersten Gegenstände die für das neue Haus in den Kolonien gekauft wurden. Tee war essentiell für die damalige koloniale Kultur. Bewohner der Kolonien mussten ab 1721 ihren Tee über die EIC importieren. Der direkte Handel mit Asien war verboten worden. Dies erhöhte die Einnahmen der Kolonialbehörde enorm. Interdependent mit Tee explodierte in Britannien auch der Zuckerkonsum.

In den USA sorgte die Unabhängigkeit für ein kurzes Intermezzo von fallendem Teekonsum. Spätestens nach dem Tod der Erlebnisgeneration stieg der Teekonsum wieder an. Mit der politischen Annäherung von USA und GB gegen Ende des 19. Jh. war es durchaus ein politisches Statement „englischen Schwarztee“ anstatt chinesischen Grüntee zu trinken.

In Kanada blieb der Teekonsum auch nach der Gründung der Föderation 1867 hoch. Auch hier finanzierten die Teetrinker weiterhin das britische Reich. Die Bedeutung von Tee symbolisiert bspw. dass mit den Feiern zu Queen Victorias Geburtstag (24.05) die Social Season begann. Überdies war es für die soziale Verortung der Damen in ihrer Gemeinde wichtig guten Teegeschmack und Services zu besitzen. Die politische Bedeutung von Teekonsum flackerte während des Buren-Krieges (1899-1902) wieder auf, da man durch vermehrten „India-Tea“ Konsum die britische Armee finanzieren konnte.

Die Kolonisten Nord-Amerikas, Australien und Neu-Seeland hatten einen höheren Pro-Kopf-Verbrauch von Tee als Menschen im Mutterland und befeuerten mit ihrem Teekonsum selbst nach der Souveränität die Expansion bzw. den Erhalt des Kolonialreiches.

Abschließender Fun Fact: In England wurde Tee anfangs nur ausgeschenkt und nach Gallonen besteuert. 1689 folgte die Umstellung auf Verkauf und Versteuerung von trockener Blattmasse. Thomas Garway, Londoner Pionier der Teewerbung, soll auch hier führend agiert haben.

Mehr: Sydney Cunliffe: British Imperialism and Tea Culture in Asia and North America, 1650-1950, McGill University, 2011.

Die ersten Europäer bereisten Burundi auf der Suche nach den Quellen des Nils in den 1860er Jahren. Aber weder damals, noch 25 Jahre später als Burundi dem Deutschen Reich zugeschlagen worden war, stieß das Land auf koloniales Interesse. Die Deutschen regierten das Land mit Hilfe der lokalen Adeligen. Durch die Niederlage im Ersten Weltkrieg wurde das heutige Burundi Belgien zugeteilt und 1962 in die Unabhängigkeit entlassen. Der Jahrzehnte andauernde ethnopolitische Konflikt zwischen den Bevölkerungsgruppen der Hutu und Tutsi belastet nach wie vor die Gesellschaft.

Wie in seinen Nachbarstaaten wurde in Burundi von der Kolonialregierung  Tee als Exportprodukt (1931) eingeführt aber von den Belgiern kaum entwickelt. Erst nach der Unabhängigkeit konnten Plantagen und Fabriken gegründet werden. Heute sind etwa 13.000 ha unter Tee und rund 40.000 t werden produziert. Etwa 95 Prozent werden exportiert. Der Großteil wird von 50.000 Kleinbauern hergestellt, während nur 20 Prozent auf Plantagen wächst. Hinter Kaffee ist Tee das wichtigste Exportgut. Dank guter Böden und klimatischer Bedingungen kann Burundi Spitzentees herstellen, jedoch sorgen die Klimakatastrophe und Bürgerkriege immer wieder für eine stark schwankende Produktion.

Einer Sage nach wurde Tee vor 5.000 Jahren vom chinesischen Kaiser Shen Nung entdeckt. Ihm fielen ein paar Blätter in seine Trinkschale und das heiße Wasser wandelte sich zu köstlichem Tee. Eine andere Legende besagt, dass ein Buddha bei der Meditation einschlief und er aus Wut seine Augenlider abriss. An dieser Stelle wuchs der allererste Teestrauch und das Getränk hieraus verhinderte, dass er erneut einschlief. Viel wahrscheinlicher ist es jedoch, dass einige Ethnien in Süd-Ost Asien vor tausenden Jahren begannen die Blätter des Teestrauchs (Camellia sinensis) für die Nahrungszubereitung zu benutzen oder pur zu essen. Sie lernten voneinander wie man die Teepflanze anbaut und ihre Blätter verwendet. Aber dass so wichtige Personen wie ein Buddha und ein Kaiser als Entdecker des Tees gelten, verdeutlicht wie hoch angesehen Tee dort schon immer war.

Etwa um unsere Zeitwende kam man auf die Idee, die Blätter zu Pulver zu verkleinern und eine Art Teebrei zu trinken. Dies ist vergleichbar mit Matcha. Erst vor wenigen hundert Jahren setzte es sich durch, dass man die getrockneten Blätter mit heißem Wasser aufgoss – so wie wir es heute noch mögen. Da dieser Teeaufguss nicht immer gut schmeckte, war es üblich, das Teewasser mit wohlduftenden Pflanzen wie Jasmin zu aromatisieren. Mit den Jahren entwickelte sich in China hierbei eine starke regionale Spezialisierung. Mönche waren in ihren Klostergärten über die Jahrtausende sehr experimentierfreudig beim Teeanbau. Viele Sorten und Wissen über Tee haben wir ihren Studien zu verdanken.

Heute werden die besten Qualitäten in China für den nationalen Gebrauch reserviert. Chinesen exportieren nur etwa 15 Prozent ihres Tees. Von den rund 2,5 Millionen Tonnen chinesischem Tee erreichen uns in Deutschland nur 13.000 Tonnen. China hat sich damit auch im Bereich Tee von den vernichtenden Folgen der Kulturrevolution (1966-1976) erholt und ist heute wieder das facettenreichste Teeland der Welt.

Die chinesische Teezeremonie wird heutzutage als Gong Fu Cha – also Teezubereitung mit besonderer Sorgfalt – bezeichnet. Weder war dies früher in China verbreitet, noch ist es eine Zeremonie. In den letzten 30 Jahren entwickelte man in China aus eigenen, japanischen und taiwanesischen Vorbildern eine Art Teekunst, die man im Ausland gut vermarkten konnte und das gesamte Staatsvolk mit einer einheitlichen kulturellen Identität ausstattete.

Einer chinesischen Legende nach wurde im Dorf Tong Mu, was dank dieser Legende heutzutage sehr hochpreisige Tees produziert, der Wucha (Schwarztee) oder auch Hongcha (Rottee) erfunden. Während der Ming-Dynastie im 14. bis 17 Jh. machten Soldaten auf ihrem Marsch nach Norden in Tong Mu halt und schliefen in einer Teefabrik auf Säcken frischer Teeblätter. Da sie sich im Schlaf hin und her rollten zerstörten sie die Blätter. Um die Blätter dennoch trinken zu können wurden sie danach von dem Teemeister erhitzt, etwas gerollt und geröstet. Dieser ruinierte Tee wurde sehr billig verkauft. Aber da er sehr köstlich war konnte der Farmer sich eine Saison später kaum vor Anfragen retten und bei der Auktion erreichte sein Tee Höchstpreise. Nach und nach stellten auch andere in Tong Mu Schwarztee her und halten sich noch heute für den Geburtsort von Schwarztee.

Aus dem ursprünglichen Teemissgeschick wurde mit der Zeit der beliebteste Tee der Welt. Auf dem Weg in die kolonialen Heimatländer der Teeflotten war es nicht möglich grünen Tee frisch zu halten. Oolongs und schwarze Tees bzw. Pu Ehrs waren hier einfach noch leckerer bei der Ankunft. Auch Rauchtee wurde vor Ort fast gar nicht konsumiert, aber als er dann ein Jahr später in Europa ankam, war er wohl genau richtig für die europäischen Gaumen. Je schneller der Transport wurde, desto weniger beliebt war der Rauchtee und er wurde erst vor ca. 20 Jahren als Rarität wieder erkannt.

Tee aus den Wuji Bergen war in England bald der beliebteste und wurde Bohea Tee genannt, weil man die Region anders nicht aussprechen konnte. Nach und nach imitierten andere Teeregionen dann den Schwarztee. In Zhengshan, wo die Wuji Berge sind, hatte ein Kultivar den Namen Xiaozhong was so viel wie wild und selten hieß. Aus beiden Wörtern machten Engländer Lapsang Souchong, was aber auch kleinblättriger Tee aus Zhengshan heißen kann.

Heute gilt Schwarztee in China als Rottee, da man eher Pu Ehrs als Schwarz bezeichnet. Keemun Schwarztee galt viele Jahrzehnte als Oolong Tee. Erst als nach und nach eine Klassifizierung entstand entschied man sich nach Herstellung zu benennen und der fertige Schwarztee schaut nun rot in der Tasse aus.

Qimen Hongcha wurde 1875 nachweislich das erste Mal produziert. Anhui war eine Grüntee Provinz und passte sich dem Weltmarkt mit dem Schwung zum Schwarztee an. Hu Yuanlong lernte in Jinagxi Schwarztee Produktion und produzierte dann als erster in seiner Rishun Teefabrik Schwarztee. Es ist heute die Königin der Schwarztees und ist mit dem fruchtigen Orchideen Aroma hochbeliebt.

Dianhong wurde 1938, während des zweiten chinesisch-japanischen Krieges vom geflüchteten Teemeister Feng Shaoqiu in Yunnan erfunden.  Es sind eher große Blätter die dortige Kultivare produzieren. Der hohe Theaflavin-Anteil sorgt in einer weißen Tasse für einen goldenen Rand. Dian steht als Kurzname für Yunnan und Hong für Hong-Cha. Mit diesem Tee, der über Pferdekarawanen nach Hong Kong gebracht wurde, konnte China Devisen erhalten. Es hieß, dass man mit einer Tonne Dianhong 10 Tonnen Stahl kaufen konnte.

JinJunMei wurde 1986 alleine für den Export erschaffen. Bis zum Jahr 2000 sank die Qualität und man konnte sich immer weniger gegen indischen Tee behaupten. Auch auf dem nationalen Markt erreichte dieser Tee kaum Beliebtheit. 2005 wurde dann die goldene Augenbraue JinJunMei vom Teemeister Zhengshan Xiaozhang Jiang Yuanxun kreiert. Rund 70.000 Knospen werden zu 500g Tee verarbeitet. Dank seiner besonders zarten Süße war der Tee in China sofort ein Verkaufsschlager und erzeugte eine Sogwirkung von Schwarztees in China.

Das nord-ost-indische Assam war durch Rebellionen und Kriege mit Burma bereits vor der britischen Eroberung politisch und wirtschaftlich geschwächt. Als Briten entdeckten dort Teeanbauen zu können wurde Assam erobert und neue Teepflanzen und Bauern aus China nach Assam transportiert. Alle Indigene, die sich weigerten Arbeitskraft und Land den Briten zur Verfügung zu stellen, wurden vertrieben oder getötet. Damit hatten die Teepflanzer von Beginn an zu wenige Arbeiter*innen zur Verfügung. Folglich wurden knapp vier Millionen Inder bis zum Zweiten Weltkrieg nach Assam deportiert. Mehr als 500.000 überlebten ihr erstes Jahr in Assam nicht. Harte Arbeit und Strafen, schlechte Ernährung, Hygiene und Gesundheitsversorgung führte zu diesem Massensterben. Unzählige versuchten aus der Zwangsarbeit zu fliehen und viele Schwangere töteten sich lieber selbst anstatt ein Kind in die Plantagenwelt zu gebären. Während der gesamten Kolonialherrschaft in Assam hatte die Arbeiterschaft eine negative Reproduktionsrate, sodass kontinuirlich Zwangsarbeiter herangeschafft werden mussten. Selbst Beschwerden der bengalischen Behörden, dass man nur noch Fanggrund für Menschenhändler aus Assam sei, änderten nichts an den Beschaffungsmethoden für Teepflücker.

Männer, Frauen und Kinder arbeiteten vom fünften Lebensjahr bis zum Tod auf den Plantagen. Sie mussten selbst für die Kosten ihres Transports nach Assam aufkommen. Ferner leisteten sie Abgaben für Saatgut, Lebensmittel, Unterkunft, Heirat und Geburten. So stürzten Generationen von ihnen in Schuldknechtschaft und Zwangsarbeit. Für Briten waren sie keine Mitmenschen, sondern “Coolies”. Man sah in ihnen eine faule, widerspenstige Rasse die nur knapp über Tieren stand. Sie hatten weder Zugang zu einer Gerichtsbarkeit, noch Informationen zu ihren Arbeitsverträgen oder Rechten. Die Isolation von Assam und den entlegenen Teeplantagen erlaubte es den Pflanzern allein über Leben und Tod zu bestimmen. Wenn exzessive Gewalttaten der Pflanzer publik wurden, galten sie als Einzelfälle. Die breite Öffentlichkeit akzeptierte die Gewaltherrschaft, da man die “Coolies” unbedingt benötigte um in England seinen Tee günstig genießen zu können – auch wenn es millionenfaches Leid und hunderttausende Tote forderte.

Die Kolonialbehörden hatten viel Geld in die Beginne der Teeindustrie investiert und hatten nur Interesse an den Profiten der Plantagen und nicht dem Wohlergehen der Arbeiterschaft. Selten waren Beamte von der schrecklichen Lebenswelt der “Coolies” verschreckt und versuchten Verbesserungen durchzusetzen. In der Regel gelang es der Pflanzerlobby aber diese unliebsamen Kontrolleure versetzten zu lassen. Letzlich stellten diese Beamten, die sich beispielsweise irritiert darüber zeigten, dass man Frauen durch Auspeitschung zur Abtreibung brachte, eine Gefahr für die Produktion von günstigen Tee dar.

Erst mit dem Aufkommen der indischen Unabhängikeitsbewegung in den 1920er Jahren gab es Verbesserungen. Aber selbst indische Nationalisten ließen die “Coolies” nach der erreichten Unabhängig fallen und schlugen sich auf die Seite der Pflanzer, um den wirtschaftlichen Erflog des neuen Staats nicht zu gefährden. In Wirklichkeit bildeten die “Coolies” eine sozial, kulturell und religiös stark heterogene Gesellschaft und es gelang ihnen ihre differenten Identitäten zu erhalten. Freilich befeuerten Briten Unterschiede und Konfklite innerhalb der “Coolies”. So verhinderten sie Allianzen innerhalb der Plantagenbevölkerung und sicherten ihre Herrschaft ab.

Zu Beginn der Herrschaft von Queen Victoria (1837-1901) wurden etwa 20.000 Tonnen Tee importiert, nichts hiervon kam aus dem englischen Kolonialreich – alles kam aus China und musste mit Silber bezahlt werden (Opiumkriege). Da aber die VOC die EIC vom Gewürzmarkt/Gewürzinseln vertrieb, musste sich die EIC nach Indien zurückziehen und versuchte parallel der VOC im Chinahandel ein Konkurrent zu sein. Aus den wenigen britischen Handelsposten an der indischen Küste wurde nach einem Angriff auf die EIC Stadt Bombay 1756 immer mehr eine Territorialherrschaft. Die EIC vergrößerte ihre Armee innerhalb von 50 Jahren um das 1000x auf etwa 154.000 Soldaten zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Aus dieser anfänglichen Defensive (Verteidigung von Bombay) wurde eine den Kontinent erobernde Armee die mit wechselnden Bündnissen der lokalen Herrscher letztlich fast ganz Indien kontrollierte.

Die erste Kiste Tee kaufte die EIC übrigens 1664 in Batavia der VOC ab. 1669 kaufte sie 150 Pfund direkt für die Frau des Königs Charles II. – Katharina von Braganza – ein. Erst 1689 gelang es der EIC direkt in China einzukaufen. Innerhalb einer Generation stieg der Import von einigen hundert Pfund auf eine Million Pfund (1720) an. 1766 waren es schon 6 Mio. Pfund. Man geht davon aus, dass die offizielle Menge der EIC immer auch noch einmal zusätzlich als illegale Schmuggelware durch holländische oder skandinavische Händler ins Land kam. Tee war im 18. Jahrhundert sowohl von der reinen Importmenge als auch der Gewinnspanne das wichtigste Produkt der EIC.

1833/34 verlor die EIC dann aber das Handelsmonopol mit China. Dies war der Startschuss für den Teeanbau in Indien, das ja bis 1858 fast eine Art privater Besitz der EIC war. Die EIC versuchte also das verlorene Monopol im Chinahandel durch ein indisches Teemonopol zu ersetzen. Das indische Handelsmonopol hatte die EIC übrigens schon 1813 verloren. Man wollte nun den Teeanbau und damit die Preise komplett kontrollieren. Um zu prüfen, wo man Tee anbauen könnte, gab es in jeder indischen Region botanische Gärten. Hier ging es nicht darum seltene Pflanzen zu sammeln, sondern Pflanzen so zu erforschen, dass sie einen möglichst großen wirtschaftlichen Profit abwerfen.

Als die Teepflanzen aus Assam, die die Gebrüder Bruce in den 1820er Jahren gesammelt hatten in den botanischen Gärten der EIC ankamen, hatte man noch kein Interesse daran gehabt, diese als echt zu identifizieren, da die EIC ja noch das Monopol im Chinahandel hatte. Zu diesem Zeitpunkt hätte die Existenz von indischen Tee weniger Profit im Chinahandel bedeutet. Nur Monate nach dem Verlust des China-Monopols erinnerte man sich an diese Tees aus Assam und erkundete es genauer. Man fand heraus, dass die Pflanze in Assam den gleichen Ursprung hatte wie die Pflanzen in China. Da die Pflanzen in Assam aber tausende Jahre in einem anderen Klima wuchsen als die chinesischen, sahen sie anders aus. Sie waren also eine Variante der chinesischen Ursprungspflanze.
Manche in der EIC dachten, dass man schnell aus den unkultivierten „Assampflanzen“ trinkbaren Tee erhielt, andere dachten, dass dies nur mit den „Chinapflanzen“ geht. Die gesamten 1830er und größtenteils 1840er Jahre testete man verschiedene Anbaugebiete und Methoden. Schließlich kam man auf die Idee die Pflanzen zu kreuzen und eigene Züchtungen zu entwickeln.

In Assam erwartete die Teepioniere aus England feindliche Völker (wer gibt sein Land schon gerne an Kolonialherren ab), ein tropisches Klima mit einer Vielzahl von möglichen Krankheiten sowie Schlangen, Tiger und Leoparden. Aber niemand konnte letztlich die Engländer dabei stoppen Land und Leute zu vernichten und in Teegebiete zu transformieren.
So sendete man 1839 die erste Ladung Tee aus Assam nach London. ¾ kamen gar nicht erst in den Verkauf, da sie schlecht geworden waren. In London lagerte der Tee noch Monate im Lagerhaus der EIC, da erst noch alter Tee verkauft werden sollte und man noch einige Monate die Antizipation steigern wollte. Das machte den Tee zwar nicht besser, aber bei der Auktion wurden tatsächlich hohe Preise erzielt, da es der erste „englische“ Tee war.
Es dauerte aber noch bis zum Jahr 1888 bis es mehr indischen als chinesischen Tee in England gab.

ABER: Alle Tees aus Assam waren weder fein noch mild – etwas das man fast ein Jahrhundert lang bei den chinesischen Tees zu schätzen gelernt hatte. Also sendete man Teejäger wie Robert Fortune aus um Pflanzen aus China zu bekommen und sie in einem Hochland anzubauen. Hier kommt Darjeeling ins Spiel. Die 20.000 Pflanzen die Robert Fortune dann Mitte der 1850er Jahre aus China nach Indien sendete, endeten zum großen Teil in Darjeeling und dienten dazu die Produktion von feinen indischen Tees zu ermöglichen.
Um 1800 gab es immer intensivere Scharmützel zwischen Nepal, Bhutan und Sikkim. Engländer führten als südlich gelegene Kolonialherren einen Krieg gegen diese nördlichen Könige und errichteten das Gebiet Darjeeling als eine kleine Pufferzone, damit die Königreiche keinen Kontakt miteinander mehr haben und so auf die Idee kommen könnten, sich gegen England zu verbünden. Hierbei entdecken nun die ersten Europäer die Region Darjeeling und waren gleich von dem angenehmen Klima und der idyllischen Natur angetan. Sofort kam die Idee auf, die Region in ein Sanatorium für die EIC Angestellten und Offiziere zu verwandeln. Offiziell ging ein Teil des heutigen Darjeelings 1835 in den Besitz der EIC über. Man tauschte es beim König von Sikkim gegen 1 Gewehr, 1 Schrotflinte, etwas Seide und Stoffe. Neben 20-30 Häusern gab es dort nur ein kleines Volk von Nomandenhirten – die Briten sorgten dafür dass diese das Besitzrecht der EIC anerkannten.

Da es noch keinen Eisenbahnanschluss gab, machten nur wenige Europäer die anstrengende Reise nach Darjeeling. Hierzu gehörte 1839 Archibald Campbell, der die Aufgabe übertragen bekam, dort ein Sanatorium und eine Siedlung zu errichten. Hill Stations – also Bergstationen – wurden von der EIC und später der britischen Regierung überall verstreut in den indischen Höhenlagen gebaut. Während der sehr heißen Monate sollten sich hier die Offiziere und Angestellte erholen. Der indischen Hitze passten sich die Europäer nicht an. Man aß und kleidete sich wie im kalten England. Viele konnten diese Strapazen nicht bestehen und starben. In den 300 Jahren der britischen Herrschaft in Indien starben etwa 2 Mio. Briten.

Im ersten Jahrzehnt forderte Campbell aus Nepal zehntausende Gorkhas an, sodass die Bevölkerung rasch von unter 100 auf über 10.000 stieg. In Darjeeling heiratete Campbell eine 15 Jahre jüngere Frau und hatte mit ihr 12 Kinder. Er war von Haus aus Arzt und hatte während des Militärdienstes im Norden Indiens Interesse für das Himalayagebiet entwickelt. Als erste Pflanze führte er Chinarindenbäume ein um Geld aus der Produktion für Chinin (tonisches Wasser gegen Malaria) zu gewinnen. 1849 unternahm er eine Expedition nach Sikkim. Die Expeditionsteilnehmer wurden aber verhaftet und erst nach sechs Wochen wieder freigelassen. Sie hatten mit dem Grenzübertritt gegen eine Vereinbarung mit Sikkim verstoßen. Die Inhaftierung nahmen nun wiederum die Briten als Vorwand um den südlichen Teil von Sikkim, das fruchtbare Land, zu annektieren. Sikkim war nun nur noch ein Hinterland im Hochgebirge. 1863-65 kämpften Briten mit Bhutan und nahm dort auch noch etwas fruchtbares Land in Besitz, sodass Darjeeling genau 1,234 meilen² (=320.000 ha) umfasste.

Anfang der 1840er Jahre hatte Campbell privat knapp 2.000 Teepflanzen in seinem Garten und stellte fest, dass diese prächtig gedeihen. Die ganzen 1840er und 1850er Jahren waren nun tausende nepalesische Zwangsarbeiter damit beschäftigt den unberührten Urwald zu roden und Teepflanzen in Reihen auszupflanzen. Zu den ersten Generationen der Teepflanzer gehörten aus England oft Männer die im Mutterland selbst keine ehrbare Anstellung gefunden haben oder von der Familie ins koloniale Exil entsendet wurden. Diese Männer hatten nicht die geringste Ahnung von Tee oder Indien. Es dauerte also einige Jahrzehnte bis man wusste, wie man viel und guten Tee produzieren konnte. Ende der 1830er Jahre reiste eine Gruppe deutscher Missionare in die Tukvar Mission im nördlichen Darjeeling. Da sie keine Missionserfolge hatten, entzog die Kirche ihnen die finanzielle Hilfe und so konnten sie nicht zurückreisen. Sie arbeiteten auf verschiedenen Teefeldern und gründete 1852 sogar die erste noch heute existierende Plantage Steinthal. Die Nachkommen heirateten untereinander und die Wernicke-Stölke Familie war bis zum Zweiten Weltkrieg in Darjeeling aktiv.
Kurz vor dem Ersten Weltkrieg notierte die Tageszeitung in Darjeeling, dass es bisher gelungen sei, alle Gärten fest in europäischer Hand zu halten. Hierbei wurde aber bewusst übersehen, dass Makaibari damals bereits seit 20 Jahren in indischer Hand war. Gegründet von einem EIC Deserteur (Cpt. Samler) und seinen Sepoys wurde hier erst Mais angebaut. Daher der Name Kornfeld (= Makaibari). Da Samler in der Nähe von Campbell wohnte klaute er ihm einige Pflanzen und begann so seine Teeplantage. Samler freundete sich mit dem reichsten Inder in Darjeeling an: Girish Chandra Banerjee. Dieser stammte aus einer reichen bengalischen Familie, flüchtete aber vermutlich vor einer arrangierten Ehe nach Darjeeling und wurde Monopolist im Pferdetransportwesen. Als Samler starb übertrug er seinen Makaibari-Garten an Barnerjee. Die erste Verarbeitungsfabrik in Darjeeling wurde übrigens dem Garten Makaibari angegliedert und 1859 eröffnet. So wirklich begann die Darjeeling Teeindustrie mit dem Jahr 1881. Hier wurde die Eisenbahn eröffnet und nun konnte schwere Maschinen für die Fabriken ins Gebirge gebracht werden. Bis zum Bau der Eisenbahn dauerte die Reise von Kalkutta in den Norden viele Monate.

Indien erhielt am 15.08.1947 seine Unabhängigkeit. Jetzt verkauften fast alle Europäer ihre Plantagen an Inder – diese hatten aber kaum Bezug zum Tee, während die „alten“ Europäer ja den Tee in Indien großgezogen hatten (mithilfe von 100.000en Zwangsarbeitern). Für die europäischen Kolonialherren war Tee eine Lebensart – für die neuen Inhaber nur noch eine gewinnbringende Firma. Früher haben die Kolonialherren die Plantagen nach einem 40-40-20 Schema angelegt: 40 % Teeanbau, 40 % andere Pflanzen und 20 % für Arbeiter und Fabrik. Die 40 % „Wildnis“ wurden nun drastisch reduziert und damit die Stabilität des Ökosystems. Ab 1955 wurde in der Teeindustrie Chemikalien eingesetzt. Hiermit konnte in Darjeeling die Produktion von 7 auf 10 Mio. Tonnen erhöht werden.

Noch gut 20 Jahre nach der Unabhängigkeit gab es englische Teehandelsfirmen in Indien. Aber mit einem neuen Gesetz, dass eine indische Beteiligung an den Firmen vorsah, wechselten fast alle englischen Firmen 1973 das Interessengebiet auf Kenia und die dortigen post-kolonialen englischen Gebiete. Innerhalb eines Jahres sank der Export nach UK um die Hälfte auf nur noch 75.000 Tonnen. Heutzutage sind es übrigens nur noch knapp 15.000 Tonnen. Größter Ersatzmarkt wurde die UdSSR. Nachdem Zusammenbruch der UdSSR übernahmen arabische Staaten die Spitzenposition im Exportranking. Hierbei war Darjeeling wenig von Bedeutung. In den 1990er Jahren versuchte Darjeeling immer mehr in Richtung Bio-Landwirtschaft zu gehen, da dies im Absatzmarkt Europa wachsende Bedeutung gewann. Indischer Tee wird generell auch gerne vom Iran getrunken und mit Öl bezahlt.
Geschmack beginnt in der Erde. Von hier holen sich die Pflanzen ihre Nährstoffe die wir dann auch im verarbeiteten Blatt schmecken. In der post-kolonial Zeit hat auch Darjeeling viel Chemie eingesetzt und viel Wald gerodet. Seit gut 10 Jahren bemüht man sich nun wieder die traditionellen Anbautechniken anzuwenden und mehr „Wald“ also Gebiete die nicht aus Teepflanzen bestehen aufzuforsten.

Mittlerweile produzieren etwa 2/3 der Gärten in Darjeeling ihren Tee biologisch. Einigen fiel dies sehr leicht, denn in den 1980er und 1990er Jahren lagen sie brach und wurden erst um das Jahr 2000 als „bio“ Mode wurde reaktiviert. Da sie jahrelang nicht bewirtschaftet und damit gespritzt wurden, waren sie „organic by default“. Pionier im Bio-Anbau ist der Makaibari-Garten, dessen Besitzer Banerjee in den 1980er bereits von „bio“ überzeugt war. Erst wurde er von Käufern und Pflanzer ausgelacht, mittlerweile wird es ihm erlaubt sich als den „Bio-König“ von Darjeeling darzustellen.

Die Bio-Plantagen produzieren etwa 25 % weniger als die Chemie-Plantagen. Aufgrund der geringeren Produktivität, müssen Bio-Tees teurer sein, damit die Plantage überleben kann. Gelingt es nicht Käufer für Bio-Tee zu finden, geht man Bankrott. So musste die Namring Plantage nach zehn Jahren Bioproduktion 2004 wieder auf Chemie umstellen und verkauft nun wieder Massen an konventionellen Tee nach Arabien und Russland.
Glenburn, Castelton und Margret`s Hope – mit die bekanntesten Gärten, weigern sich auf Bioproduktion umzustellen. Sie verlassen sich darauf, dass ihr guter Name weiterhin einen guten Preis rechtfertigt. Teilweise werden organische Techniken angewendet, aber nie wird auf Chemie-Dünger und Pflanzenschutzmittel verzichtet. Durch die Höhenlage ist aber vergleichsweise wenig Gift nötig. Bei Margrets Hope ist es ein Problem, dass die besitzende Firma wenig Geld in neue Pflanzen investiert und die alten intensiv gespritzt werden, um ein gewisses Produktionsniveau zu halten. Da in der Regel ohne Schutzkleidung gespritzt wird, haben sowohl die Arbeitsteams als dann auch die Pflückerin Haut- und Atemkrankheiten.
Manche Pflanzer wollen Bio-Tees herstellen, damit es den Käufern, uns, besser geht. Aber den Chemie-Teebauern geht es nicht darum, dass wir ein gutes Gewissen haben, sondern sie die Zukunft ihrer Arbeiter sichern können und das geht eher ihres Erachtens eher mit konventionellem als Bio-Anbau. Aber wenn der Europäer, der wichtigste Käufer von Darjeeling „Bio“ will, dann muss Darjeeling „Bio“ produzieren. Somit ist es nicht einfach zu entscheiden was nun besser ist: Wenig aber teuren Bio-Tee nach Europa zu exportieren oder Massen an konventionellem Tee in Asien, Russland oder Arabien zu verkaufen.
Darjeeling Tee hat durch seine Höhenlage (dünne Luft), Luftfeuchtigkeit, Regentage, Sonnenstrahldauer und Zusammensetzung der Erde Vorbedingungen die sich als optimal für die Camellia sinensis herausgestellt haben. Die Teepflanze hat hier eine Winterpause von 4 Monaten – in Assam sind es nur 2. Pro Hektar produziert man in Darjeeling etwa 400 kg Tee – während es in Assam 1,2 Tonnen sind. Da der Durchschnittsgarten in Darjeeling 234 Hektar groß ist, können sie viele hundert Meter Höhenunterschied haben und so in unterschiedlichen Klimazonen liegen. Oft erntet man bei einer Plantage „unten“ einen Monat eher als „oben“. Eine Arbeiterin in Assam pflückt übrigens Blätter für 800 kg Tee / pro Jahr  – in Darjeeling sind es nur 200 Kg.

Eine Pflückerin in Darjeeling verdient pro Arbeitstag rund 2-3 €. Sie bekommt meist einen Bonus wenn sie besonders viel Tee gepflückt hat. Alle paar Jahre verhandeln die Gewerkschaften neu und zuletzt gab es alle drei Jahre nicht nur eine Lohnerhöhung sondern auch eine Sonderzahlung in der Höhe von 20 Prozent des Jahresgehaltes. Neben reinem Lohn erhalten sie und ihre Familien oft eine Volksschulausbildung und kostenlos Essen, sauberes Wasser und eine erste Versorgung in der Krankenstation. Wenn man krank ist, gibt es 50-75 % eines Tagesgehalts – hierzu gehören auch 3 Monate Mutterschaftszeit. Für jedes Jahr das man dort gearbeitet hat, erhält man bei „Renteneintritt“ ein Monatsgehalt ausgezahlt. Überdies ist der Arbeitsplatz vererbbar. Erben können diesen aber verkaufen, wenn sie nicht auf dem Teefeld arbeiten wollen. Dies sind aber alles nur auf dem Papier festgehaltenen Standards und die Realität ist fast immer sinister.

Für den Verkauf des Darjeelingstees sind mittlerweile Auktionen und der Direktverkauf ebenbürtig wichtig. Bei den Auktionen ist eine Firma für 95 Prozent der Verkäufe verantwortlich: J. Thomas & Co. Dies waren im Jahr 2015 rund 5 Mio. Kg Tee aus Darjeeling. Insgesamt werden etwa 1/3 aller in Indien auktionierten Tees bei der Firma verkauft. In der gesamten Kapazität waren es bei J. Thomas & Co rund 200 Mio. Kg Tee. Es gibt nur noch einen Auktionator der eine klassische Auktion abhält. Alle anderen lassen es über IT-Systeme laufen, sodass man gar nicht mehr vor Ort (am Laptop) sein muss. Manche Gärten möchten nicht in einer Auktion verkaufen, weil die Ware dann klassifiziert wird. Andere wissen, dass sie in privaten Absprachen mit Käufern einen höheren Gewinn erhalten. Nicht alle Käufer haben Zugang zum Auktionssystem oder wollen auf die Tageslaunen Rücksicht nehmen müssen. Anderen ist der direkte Kontakt zu den Produzenten wichtig, bspw. um auf die Einhaltung von Qualitätsstandards Einfluss nehmen zu können. Anderen ist es wichtig, dass sie schnell an den Tee kommen. Es vergehen zwischen Ernte und Kauf bei einer Auktion schon einmal vier Wochen. Während der Direktkauf sofort ist. Manche Gärten kritisieren, dass bei den Proben für die Interessenten bei der Auktion rund 8 Kg Tee verbraucht werden.
Neben der politischen Frage nach mehr Unabhängig für West-Bengal (Gorkhaland) und den regelmäßigen Arbeiterstreiks ist der Klimawandel die größte Bedrohung des Darjeeling-Tees. Die Reste des Waldes werden weiterhin für Hausbau und Feuerholz geopfert. Die Temperaturen steigen im Jahresschnitt immer an und der Regen kommt nicht mehr regelmäßig. Er kommt in Wellen und das macht es schwer guten Tee zu produzieren. Da es kaum noch Wald gibt, kann dieser weder den Boden vor Erosion schützen noch das Wasser aufnehmen und dann langsam wieder abgeben. Überdies hat ein halbes Jahrhundert Chemie-Einsatz die Böden schwer beschädigt.

Viele Kinder wurden auf den Teegärten schulisch so gebildet, dass sie es gar nicht einsehen ihre erworbenen Fähigkeiten ruhen zu lassen und Pflückerin zu werden. Andere sehen im Bollywood TV wie gut es in den Großstädten den Menschen (angeblich) geht und ziehen deswegen weg. „Im Tee“ zu arbeiten ist nicht modern. Durch Internetzugang ist selbst die abgelegene Region Darjeeling mit der Welt verbunden und man sehnt sich dort nach dieser Ferne. Viele haben Zukunftsträume – und wenn man dort bleibt, dann weiß man, dass man sein Leben lang nicht mehr erreicht als auf dem Feld Tee zu pflücken.

Besonders demotiviert es, dass ein Kilogramm Tee für ein Wochen-Monats oder gar Jahresgehalt einer Pflückerin verkauft wird, während sie keine Beteiligung an den Gewinnen der Plantagenbesitzer haben. Beispielsweise hatte Raja Banerje – Leiter von Makaibari und als der „Bio-Papst“ bekannt – die Idee, dass man die Pflückerinnen zu Teilhabern macht und sie so auf ihrem Land ihren Tee pflücken und er diesen abkauft und dann in seiner Fabrik verarbeitet. Aber seine Pläne hat er nicht verwirklicht und die Plantage 2014 an den Großkonzern Luxmi für rund 3,5 Mio. Dollar verkauft.

Eine womöglich zukunftsweisende Lösung gibt es als Experiment in Kerala: Die Kanan Devan Hill Planation Company gehören sieben Gärten mit etwa 24.000 ha Anbaufläche und 25.000 Tonnen Tee Jahresproduktion. Nach der britischen Gründung 1870 ging sie 1976 in den Besitz von Tata. Da sie aber zur Wende des 21. Jahrhunderts nur Geld kostete verkaufte es Tata an die Arbeiterschaft. Den 13.000 Teearbeitern gehörten 70 % der Firma. Tata hatte noch 20 % Anteil behalten und übernahm das Marketing und den Verkauf des Tees. Dem Rentenfond von Tata gehören die letzten 10 %. Nach der Übernahme durch die Arbeiter und Pflückerinnen stieg die Produktion sofort um 25 Prozent. Anstatt Verluste einzufahren macht die Plantage nun etwa 3 Mio. Dollar Gewinn pro Jahr – sodass jeder Aktieninhaber etwa 250 € Jahresbonus erhielt.  Andere Gewinne wurden in verbesserte soziale Fürsorge, medizinische Versorgung, besseres Nahrungsversorgung und bio-dynamische Felder investiert. Kürzlich kaufte Tata den Arbeitern 10 % Anteil ab und besitzt nun wieder 30 % an der Firma.

Die KDHPC geht davon aus, dass man in Darjeeling mindestens die Produktion verdoppeln könnte, wenn sich das Management nicht mehr um die Arbeitsprobleme kümmern müsste. Eine Konzentration auf besseres Marketing und Direktvertrieb via Online-Shops könnte den Profit verdreifachen.

Im Moment gehen die meisten Beobachter davon aus, dass das koloniale System von Darjeeling, Assam, Ceylon erst einmal implodieren muss und aus den Ruinen dann ein modernes System wachsen kann. An Reformen glauben nur noch wenige.

Ferner verkaufen die meisten Darjeeling-Plantagen einfach nur Tee. Ein Getränk, das auch viele andere herstellen. Aber klar zu machen, was ist das Besondere hieran, was macht den hohen Preis genau aus, welche Idee, welchen Traum, welche Hoffnungen macht Darjeeling aus, dass interessiert kaum einen Pflanzer. Aber die Käufer wollen nicht nur den Tee haben, sie wollen sich dadurch gut fühlen.

Darjeeling Tee hat überhaupt nur eine Zukunft, wenn es nicht gelingt das Aroma an einem anderen Ort zu reproduzieren. Nepal ist hier eine große Gefahr. Ferner muss weiterhin die koloniale Magie von Darjeeling die Menschen in Europa zum Kauf anregen.

Mit der „Empress of China“ erreichte 1784 das erste US-Handelsschiff China. Dort wurde neben Silber auch Papiergeld und Handelskredite, die meist mit Waren bezahlt wurden, als Währung akzeptiert. Überdies lernte „der Westen“ hier das Prinzip von Versicherungen auf Handelsverträge kennen. So wurden auch die Waren der „Empress of China“ über Kredite und nicht mit Silber bezahlt. Als sie im Mai 1785 wieder in NY einlief machte der Tee an Bord etwa 90 Prozent des Warenwertes aus. Neben Fellen war in China besonders der amerikanische Ginseng beliebt.

Da es in den ersten Dekaden ihrer Existenz für die USA schwer war an Kredite zu kommen, zeigten sie sich zuerst dankbarfür die chinesische Hilfe . Ferner freuten sie sich, dass sie durch ihren China-Tee in Europa Zugang zum Kreditmarkt erhielten. Aufgrund des Bargeldmangels um 1800 war es für amerikanische Händler schwer an Dollar zu kommen. Somit waren Kredithandel und Bezahlung per Silber willkommene Alternativen. Dank dem wirtschaftlichen Kreditsystem war es für die US-Händler möglich den Handel und die Bezahlung der Waren zeitlich unabhängig voneinander zu gestalten. Außerdem konnte so das wenige Bargeld für die binnenwirtschaftliche Entwicklung der USA genutzt werden. 
Der Kredithandel mit China sah in der Regel so aus, dass man u.a. Tee auf Kredit kaufte und schriftlich versicherte diesen mit 1 Prozent Zinsen im Monat im nächsten Jahr zu bezahlen. Mit den Profiten wurden Ginseng, Felle und Silber in den USA gekauft umso bei der nächsten Schiffsreise die alten Kredite in China zu begleichen. Umgerechnet in heutigen Wert betrugen die Jahreskredite um 1800 rund 10 Milliarden Dollar. 

Bezahlten die US-Händler ihre Schulden nicht, verklagten die chinesischen Hong sie vor dem NY Kanzleigericht. Die meisten US-Händler meldeten darauf entweder Insolvenz an oder verklagten die Chinesen wegen angeblich minderwertigen Tee, den sie nicht zum erwarteten Preis verkaufen konnten. In der Regel gaben die US-Gerichte ihren Händler Recht und die chinesischen Kreditgeber gerieten in der Heimat in Zahlungsnot. Alleine der Consequa genannte Händler beklagte 1814 ausstehende Zahlungen in heutiger Höhe von 14 Mrd. Dollar nur aus Philadelphia.

US-Händler nutzten chinesische und europäische Schuldverschreibungen als Zahlungsmittel und tauschten beide untereinander aus. Im US-Handel galten die chinesischen Schuldscheine für US-Händler als genauso gutes Geld wie bare Münzen. Die US-Händler investierten ihre Gewinne in neue Schiffe, gründeten Banken oder intensivierten ihren Sklavenhandel. Andere kauften Textilfabriken oder tausende Hektar Land. Ab und an wurde auch Geld für private Bildungs- und Wohlfahrtseinrichtungen ausgegeben.
Einfallstor für die USA zum europäischen Geldmarkt waren die Niederlande, die dem neuen Staat gerne gegen ihren alten Feind England finanziell zur Seite standen. Darüber hinaus nahmen Niederländer den China-Tee der US-Schiffe ab, um diesen in Europa teils illegal zu verkaufen. Die napoleonischen Kriege hatten den europäischen Import von Tee aus Asien unterbrochen und die USA nutzten diese Chance und transportierten etwa 15.000 t Tee zwischen 1790-1800 nach Europa. Nach dem US-Britischen Krieg von 1812-1815 organisierten sich einzelne Händler zu Gesellschaften und starteten damit erneut in den Chinahandel.


Mehr: Dan Du: Green Gold and Paper Gold: Seeking Independance through the Chinese-American Tea Trade 1784-1815, Wake Forest University, Early American Studies, Winter 2018.

Bis 1664 erlaubte China den Engländern nur einen sporadischen Handel, um sie für voriges Fehlverhalten (Kapitän Weddell 1637) zu strafen. Tee wurde erst nach der englischen Steuersenkung von 1747 zum dominanten Handelsgut. Durch den Zucker der karibischen Sklavenplantagen fand in der englischen Teetasse also die perfekte imperiale Symbiose aus Asien- und Atlantikhandel statt.

Der auf Kanton, einer weit von Beijing entfernten Stadt, beschränkte Handel musste von der EIC hingenommen werden, da die englischen Segelschiffe noch keine Gefahr für die Landmacht China waren. Da die Verwaltung und militärische Kontrolle von „Indien“ zu teuer war, konnte man den China-Handel nicht durch Steuern finanzieren. In ersten Phase waren 90 Prozent des Handelsvolumens Silber, die restlichen 10 Prozent Baumwolle, indisches Sandelholz, Pfeffer und Elfenbeinzähne.

Als die Kosten des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges zu hoch wurden, hatte England kein Silber mehr für den Teeeinkauf über und entschied sich den Opiumhandel in Asien zu steigern. Um nun einen Handel auf Augenhöhe durchzusetzen, war Lord Macartney 1792-94 in China. Aber für die Qing war er weiterhin nur ein kulturloser Barbar und damit scheiterte die Mission. Er sah aber das China enorm rückständig und damit leicht zu besiegen war. Die Kriege der Französischen Revolution lenkten England dann aber für Jahrzehnte von China ab. Die EIC setzte währenddessen immer mehr Opium um und hatte ebenso das Produktions-, Auktions- und Lizensierungsmonopol im Opiumhandel. Die EIC setzte ihre Armee auch ein um Konkurrenz im Opiumanbau zu vernichten. Anfang des 19. Jh. konnte der Opiumhandel den Einkauf von Tee zur Gänze finanzieren und ohne Opium hätte England sich seinen hohen Teekonsum nicht mehr leisten können.

Bis in die 1830er Jahre war die EIC noch Monopolist. Aber sie war sie zu groß und unübersichtlich geworden und auf allen Stufen blühte Selbstbereicherung. Händler wie William Jardine und James Matheson, die sich weder um chinesische noch englische (un)-geschriebene Gesetze kümmerten, stießen die EIC vom Thron und wurden zu den größten Drogendealern der Weltgeschichte ohne das ihre Firma heute irgendwas von diesen Anfängen wissen möchte.

Während die EIC im Handel verlor, versuchten die Qing durch den Sondergesandten Lin England zur Einstellung des illegalen Handels zu zwingen. Aber England scherte sich nicht um die Unrechtmäßigkeit seines Handels und sah die Antwort Lins, 20.000 Opiumkisten zu vernichten, als Angriff auf die britische Ehre. England entfesselten den Opiumkrieg (1839-42) und das unterlegene China musste sich mit der Öffnung von Häfen und hohen Reparationszahlungen beugen. Überdies wurde der Opiumimport nun noch weiter gesteigert und die offenen Häfen erlaubten es dem Flora-Piraten Fortune den größten Wissensdiebstahl der Menschheitsgeschichte, das Geheimnis von Teeanbau und Produktion zu rauben, durchzuführen.

Mit dem Zweitem-Opium Krieg (1856-60) wollte England das vom Taiping Bürgerkrieg geschwächte China unterwerfen. Aber der Aufstand der indischen Sapoy band viele der eigentlich nach China gesendeten Soldaten, sodass China noch so grade überlebte. Mit der Plünderung des Sommerpalastes und dem Niederbrennen der kaiserlichen Bibliothek vernichtete England das kulturhistorische Erbe tausender Jahre alter chinesischer Kultur. Man war sich auch nicht zu schade den entführten Pekinesen für Queen Victoria „Looty“, also „geklaut“ zu nennen.

Mehr:
Nick Robins: The Corporation that changed the word. How the East India Company shaped the Modern Multinational, 2012

Im Februar 1834, nach dem Handelsmonopolverlust mit China, gründete die EIC eine Kommission um die Böden und das Klima in Indien auf möglichen Teeanbau zu prüfen. Ferner wurde überlegt wie man chin. Teepflanzen importiert. Generell wurde zwischen den „wilden“ Pflanzen in Assam und den „edlen“ aus China unterschieden. Was hiervon für guten indischen Tee geeignet war, konstituierte einen jahrzehntelangen Streit der Botaniker. Die Entwicklung in Assam, von der ersten Entdeckung der Teepflanzen über die Hindernisse auf dem Weg zu einer Teeindustrie, wurde in England tagesaktuell verfolgt. Bereits 1839 orakelten einige Zeitungen, dass Assam-Tee das gesamte britische Empire verändern wird. Der Traum, Assam in einen großen Teegarten zu verwandeln, sollte Wirklichkeit werden. Für Indien war es ein Albtraum.

1838 veröffentlichte einer der Entdecker des Assam-Tees, Robert Bruce, wie sein „Chinaman“ Tee herstellte (An Account of Manufacture of Black Tea as Now Practised at Suddeya in Upper Assam). Der Import von chinesischen Teebauern gilt heute als das erste Beispiel für zwanghaften Wissenstransfer einer alten Zivilisation zu einer modernen Kolonie. Die chin. Facharbeiter wurde in der ersten Zeit hochbezahlt, wurden aber fast alle schnell Opfer des kolonialen Gewaltregimes oder der Singpho, die in ihnen Helfers Helfer der Briten sahen. Den Singpho (der dominierenden Ethnie in Assam) wurde Teeanbau nicht zugetraut und diese wehrten sich auch gegen die englische Okkupation. Ihr Assam-Urwald wurde vermessen und einheitlich in Plantagenland aufgeteilt. Ihre Besitzansprüche wurden ignoriert.

In den 1830er und 1840er wurden nun hunderte experimenteller Teeplantage gegründet. Neben dem rein technischen Vorgang Tee zu produzieren, musste auch erprobt werden wie es zu organisieren war, wie Land und Leute eingeteilt werden mussten und welche Arbeitsprozesse effizient waren. Das Anheuern von Tagelöhner zeigte sich als nutzlos, da man Erfahrung und Geschick brauchte um Tee zu ernten. Ohne feste Arbeiter die an die Plantage gebunden werden, war es laut Bruce nicht möglich Tee zu kultivieren. Die EIC entschloss sich, nicht jede Plantage selbst zu betreiben, sondern das Land was sie als Ihren Besitz deklarierte an private Investoren zu verkaufen. Eine Idee war auch, dass man nur die Fabriken besitzt und die Bauern selbst pflücken lässt. Dies wurde aber zugunsten einer streng regulierten Arbeiterschaft verworfen. Die in Konkurrenz zu den Singpho stehende Ethnie der Kachari war in der ersten Zeit für Arbeit auf den Plantage zu gewinnen und erhoffte sich durch die Kooperation mit den Briten ein Überleben oder gar Vorteile gegenüber den Singpho. Da die Plantagen untereinander kaum Anschluss hatten und eher weit verteilte Lichtungen im Urwald waren, mussten dortige Arbeiter selbst Nahrung anbauen. Land wurde in weitaus größerem Maße für Tee nutzbar gemacht als geerntet werden konnte, sodass in den ersten Jahren der 1850er Jahre der Mangel an Arbeiter*innen zum Hauptproblem wurde. Streiks der Kachari, die mit der Zeit immer „unwilliger“ wurden, schlugen Polizei und Militär nieder.

Um die Bevölkerung von Assam zu Plantagenarbeiter*innen zu transformieren, wurden ihnen eigenständige agrarische Tätigkeiten immer mehr versagt, sodass sie bald nur noch Geld durch Arbeit auf Plantage verdienen konnten. Da auch dies keinen zu großen Erfolg hatte, ordnete der Gouverneur an, dass man Teeplantagen wie die Zuckerfarmen in Mauritius mit Zwangsarbeitern aus der Fremde versorgen sollte. 1859 gründete Teepflanzer eine Organisation mit dem Ziel die Beschaffung von bengalischen Arbeiter*innen zu bündeln. Die importierten Bengalen kamen aus verschiedenen regionalen und sozialen Strukturen. Im Laufe der 1860er wurde das Arbeiterregiment strenger geführt und die bengalischen Fremdarbeiter wurden zu Zwangsarbeitern degradiert.

Seit Mitte des 19. Jhs. vergab die englische Verwaltung sogenanntes „Wasteland/Brachland“ für private agrarische Unternehmungen. Angebaut wurden Cash Crops wie Tee, Kaffee, Chinarinde, Apfel und Erdbeeren. Die Plantagen waren an der Peripherie des kolonialen Staates und galten als Enklaven kolonialistischer Traditionen.

In Sibsagar/Assam wurde der erste britische Teegarten aufgebaut. 1840 wurde der Versuchsgarten an die Aktiengesellschaft Assam Tea Company verkauft. Das Wort Teegarten steht hier für eine bewusste Romantisierung des angeblichen Kampfes der zivilisierten Teekultur gegen die wilde Natur. Neben originären Unternehmern waren viele aus dem kolonialen Dienst pensionierte Männer Leiter von Teeplantagen. Sie hatten einen medizinischen, militärischen oder Verwaltungshintergrund. 

Obwohl 1858 das Auktionieren des Lands von Darjeeling an Agrarunternehmungen begann, musste erst 1898 der Pächter nachweisen, dass er das „Brachland“ auch entwickeln konnte. Oft wurde somit einfach Land vom Staat gekauft, nur um es wenige Jahre später wieder teurer weiterzuverkaufen. Die vom Staat intendierte agrarische Kultivierung des Landes fand oft nicht statt. Bis in die Anfänge des 20. Jh. musste man 15 Prozent des Landes mit Tee bepflanzen und nur hierfür zahlte man Pacht. Für 100 ha Land mussten somit nur 15 ha bezahlt werden. Die umliegenden Wälder wurden in Teekisten und Feuerholz verwandelt. Neben Tee wurden in Doars besonders Senf, Reis, Jute und Tabak angebaut. Die Organisation der Arbeit hier war eher kleinbäuerlich als mit großen Plantagen. Arbeiter der Darjeeling-Plantagen waren meist Wanderarbeiter aus Nepal, die die Plantagen außerhalb der Saison nicht bewohnten. Dies war für die Besitzer günstiger als aus Süd-Indien Zwangsarbeiter ranzuschaffen.

Dass viele Arbeiter nur zeitweise auf der Plantage arbeiteten und die restliche Zeit in Subsistenzwirtschaft in der Nähe lebten, war für die Doars Pflanzer ein moralischer Vorteil, da sie ja nicht auf Zwangsarbeit wie in Assam setzten. Aufgrund dieser offiziellen freien Arbeit war es in Darjeeling, Doars und Terai auf Seiten der Regierung nicht nötig im 20. Jh. gegen Zwangsarbeit vorzugehen. Ebenso gab es kaum Informationen oder Statistiken über diese Arbeiterschaft. Im letzten Jahrzehnt des 19. Jh.s, indem viele Teeplantagen etabliert wurden, verdoppelte sich die Bevölkerung in diesen drei Regionen. Arbeiter wurde auch in verschiedenen Siedlungen untergebracht damit sich Krankheiten nicht so ausbreiten konnten und es keine Absprachen für mögliche Arbeitswiderstände gab.

Während es für die Europäer vor Ort bald Krankenhäuser geben sollte, war für die Einheimischen nur eine simple Notversorgung vorgesehen. Aber selbst Europäer hatten bis in die 1930er Schwierigkeiten eine adäquate Versorgung zu erhalten. Einige europäische Ärzte gehörten auch zur Kategorie „young fellows who could not get into the right thing at home“ und damit gab es hohe Bedenken hinsichtlich ihrer Qualifikation. Weiße Ärzte wurden nur aktiv wenn Epidemien und damit erhebliche Gewinneinbußen drohten.  Während in Darjeeling das Klima eher gesünder war, erlitten die europäisch gekleideten Engländer in Doars und Terai viele Tropenkrankheiten. Dies war aber ein wichtiger Teil ihrer Erzählung vom harten Pionier in der indischen Wildnis. Die Sterblichkeit war ihrem Heroismus immanent.

1881 erhielt mit der Jalpaiguri Tea Company die erste indische Firma einen Teegarten Namens Mogalkata Tea Estate mit einer Größe von 300 ha. Bis zur Unabhängigkeit gelang es indischen Unternehmen einen Anteil von knapp 20 Prozent in der Teeindustrie zu erreichen. Die indischen Pflanzer wurden nicht in die weißen Interessensvertretungen aufgenommen, kooperierten wenn nötig aber mit ihnen. Das Plantagenwesen veränderte aufgrund des Imports von Arbeitern nachhaltig die Demografie der nördlichen Regionen.

Tee ist eigentlich nur ein Getränk. Aber es gelang ihm die politische, wirtschaftliche und sozio-kulturelle Landschaft der britisch dominierten Welt im 18. Jh. zu prägen. Für den Erfolg des Konsumismus, der sozialen Verortung aufgrund des Besitzes von bestimmten materiellen Gütern, war Tee ein wichtiger Faktor. Zuvor hatten Güter nur das Ziel die Bevölkerung zu ernähren und ihre Langlebigkeit wurde eher geschätzt als schnell wechselnde Moden. 

Die Oberschicht konnte sich im 18. Jh. durch das Vorhandensein von Zeit außerhalb von Arbeit (freie Zeit) mit eigenen kulturellen Riten von den unteren Schichten abtrennen ohne zum königlichen Hofstaat zu gehören. Verstädterung und Rückgang der Agrargesellschaft führten zur vertikalen sozialen Mobilität. Diese stellte man mit der entstehenden Massenproduktion von Gütern ebenso zur Schau wie durch exotische Waren. Der negative christliche Überschweif verwandelte sich in den positiv konnotierten Luxus. Die Kolonisten in den Amerikas versuchten den alten englischen Adel nachzueifern und ihr „Britischsein“ mit mehr Elan darzustellen als es in England selbst der Fall war.

Da Frauen Tee trinken durften (im anfänglichen Gegensatz zum Kaffee) etablierte es sich in der kolonialen Gemeinde, dass man sich gemeinsam zum Konsum des exotischen Tees traf und dank des Koffeins möglichst unterhaltsame Gespräche führte. Dies geschah zu Hause, im Privaten, also nicht mehr im öffentlichen Kaffeehaus. Höfliche Gespräche in vornehmer Atmosphäre waren das Klassensymbol der Oberschicht in der ersten Hälfte des 18. Jh. Alleine durch das Vorhandensein von Zeit zum Tee trinken und dem Getränk an sich zeigte man seinen Reichtum. Das wurde nach und nach durch immer filigranes Porzellan und Silberware verstärkt. 

Diese Exklusion der unteren Schichten kristallisierte sich im Teetisch. Das neue Möbelstück konnten sich arme Menschen nicht leisten. Kaum zu reden von den Teeservices die dort immer zur Schau standen. Da die ganze vornehme Familie Tee trinken durfte, war der Teetisch der Ort an dem Kinder lernten wie man sich benehmen sollte um seine gesellschaftliche Position zu festigten. Denn man musste nicht nur guten Tee und neuste Service haben, man musste die Gäste auch nach den unbeschriebenen Regeln der sozialen Klasse unterhalten können. Es war verpönt sich einer Unterhaltung zu entziehen oder gar ein Buch zu lesen. Da es von Alt und Jung sowie Mann und Frau getrunken wurde war es überaus modern. Tee wurde zu einem Vehikel um alte Moralvorstellungen in Vergessenheit geraten zu lassen.

Je mehr Tee angebaut und importiert wurde, desto mehr eiferten untere Schichten diesem Ideal der Tee trinkenden reichen Familie nach und beschleunigten damit die wirtschaftliche Macht der englischen Teeindustrie und finanzierten zu erheblichen Teilen die Erweiterung des britischen Empires in Asien.

Mehr: Shannon Fleming: Time for Tea: The Cultural Significance of Tea in the British Atlantic World 1730-1750, California Polytechnic State University, 2010.

Das heutige Taiwan ist in Europa seit der Eroberung durch Portugal als Ihla Formosa (schöne Insel) bekannt und hatte über Jahrhunderte eine vom Festland unabhängige Kultur entwickelt. Seit 1623 gehörte sie zum niederländischen Kolonialreich. Neben dem Export von Fellen brachten die Niederländer tausende Festland-Chinesen auf die Insel um die Zucker- und Reisproduktion zu erhöhen. Das subtropische Klima, die vulkanische Erde und die kultivierten Höhenlagen boten beste Voraussetzungen für gute Ernten. 1645 gab es die ersten Nachrichten von wilden Teebüschen auf der Insel.

1662 eroberte die chinesische Qing-Dynastie Taiwan, inkorporierte die Insel jedoch nicht in ihr Wirtschaftssystem und ignorierte sie generell für über 100 Jahre. Aus der Provinz Fujan wurden im 18. Jahrhundert die ersten gezüchteten Teepflanzen auf der Insel angesiedelt. Dies war nicht staatlich gelenkt und ging allein auf die Arbeitsmigranten des Festlandes zurück. Sie wollten einfach auch in der neuen Heimat ihren Tee wie zu Hause trinken. Es gab nun zwar Anfänge eines Teeanbaus, aber keine Produktion. Die kleinen Ernten wurden auf dem Festland verarbeitet. Berüchtigte Opiumschmuggler wie Jardine & Matheson waren auch im damals noch illegalen Handel mit Taiwan-Tee involviert.

Als nach dem Zweiten Opiumkrieg (1856 – 1860) die Häfen Danshui und Kaoshiung zwangsweise für den Westen geöffnet wurden, erkannte der Schotte John Dodd den möglichen Profit der dortigen Oolong Tees. Er investiere in die Teeproduktion vor Ort und zwanzig Jahre später besaß sein „Formosa Oolong“ in London und New York einen hervorragenden Ruf. Mit einer Jahresproduktion von 8.000 t löste Tee Zucker und Reis als wichtigste Agrargüter ab.

Das durch den Westen geschwächte China verlor Taiwan 1895 an Japan. Da Japan seinen Grüntee vor der Konkurrenz aus Taiwan schützen wollte, initiierte es mit der „Taiwanese Research and Extension Station“ die Teeforschung auf der Insel und etablierte eine Schwarzteeproduktion. Das Forschungsinstitut existiert noch immer und hat in den letzten 100 Jahren viele berühmte Teesorten entwickelt. Japan industrialisierte die Insel, legte Sümpfe trocken und erschuf so auch die berühmte Teeregion um den neu angelegten Nantou See. Wichtigste Abnehmer für diesen Schwarztee waren die Türkei und Russland. Japan warb weltweit auf Fachmessen für Tee aus Formosa und erhöhte dessen Bekanntheit.

Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Taiwan wieder zu China. Dort kämpften Kommunisten (Mao Zedong) und Nationalisten (Chiang Kai-Shek) um die Regierungsmacht. 1949 siegten die Kommunisten und Chiang Kai-Shek floh mit seinen Anhängern nach Taiwan. Bis zum Ende des Kalten Krieges herrschten sie hier als Einparteien-Diktatur. Die Embargos des Westens auf China und seinen Tee beflügelten die taiwanesische Teeproduktion. Dies brach 1971 ein, als die Vereinigten Nationen China inklusive Taiwan als einen Staat China anerkannten. 

Mit dem Aufstreben Chinas und Japans auf dem Teemarkt in den 1980er Jahren besann sich Taiwan auf seine klassischen Oolongs und hat hier nach wie vor einen unerreichten guten Ruf. Zurzeit produziert Taiwan auf gut 20.000 ha Teeland auch etwa genauso viele Tonnen Tee, die zu rund 10 Prozent exportiert werden. Taiwanesen sind euphorische Teetrinker und so muss die Insel zusätzlich jährlich 30.000 t Tee aus Indien, Japan, Vietnam und China importieren.

Da 1494 (Tordesillas-Vertrag) Amerika den Spaniern zugeschlagen worden war, durfte Portugal „Indien“ plündern. Diese Aufteilung hielt mehr oder weniger 100 Jahre an. Engländer gründeten 1600 die EIC und Holländer 1602 die VOC, um vom Kolonialwarenhandel profitieren zu können. Jetzt ging es nur noch darum möglichst hohe Gewinne für die Investoren zu erzielen. Der christlich-katholische Missionsgedanke, mit dem Spanier und Portugiesen die Welt eroberten, spielte keine Rolle mehr. Allgemein gilt für die Historie des Kolonialhandels, dass im 15. und 16. Jahrhundert Pfeffer und andere Gewürze dominierten, das 17. Jahrhundert das Jahrhundert der Stoffe war und dass das 18. Jahrhundert dem Tee gehörte. Am Ende des 18. Jahrhunderts importierten Europäer rund 50.000 Tonnen Güter jährlich aus Asien, die sie dort gegen Silber- und Goldbarren eintauschten, die sie anfangs aus Lateinamerika erhielten. Dort schufteten Indios als Zwangsarbeiter in den Minen und starben zu Tausenden.

Zurück zur EIC. Sie wurde 1600 von Händlern in London gegründet, um mit den Gewürzinseln im indischen Ozean zu handeln (East-Indies). 1608 fuhr das erste Schiff gen Asien und erreichte das indische Surrat. Sieben Jahre später gab es das erste Treffen mit dem indischen Mogul und er erteilte der EIC die Erlaubnis zur Errichtung einer Handelsstation. Da die Holländer im Gebiet des heutigen Indonesiens zu stark waren, wandte sich die EIC von ihrem eigentlich Ziel – dem Gewürzhandel ab – und suchte sich eine Region an der die VOC kaum Interesse hatte: Indien. Gut 100 Jahre nach dem ersten Treffen mit dem Mogul setzte die EIC 1717 gewaltsam durch, dass sie keine Steuern mehr in Indien zahlen musste. Sie begann nun, nicht mehr nur Handelsstationen an der Küste zu gründen, sondern große Teile Indiens, die nun zum privaten Besitz der EIC-Aktionäre wurden, zu erobern.

Nach dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763) versuchte die EIC in Nordamerika Fuß zu fassen. Die Franzosen waren geschlagen und durch den EIC-Handel sollten in London die Kriegsschulden abgebaut werden. Hierfür setzte man u.a. eine Teesteuer auf. Diese führte in den zukünftigen USA zusammen mit der Nicht-Repräsentation der amerikanischen Kolonien im Londoner Parlament zu immer größerem Missmut, der letztlich in der Unabhängigkeit endete. Damit war der Amerikahandel für die EIC beendet. 

Man wandte sich nun wieder Asien zu. Von 1600 bis ins 19. Jahrhundert hinein war die EIC für England der Monopolist im Asienhandel. 1813 wurde der EIC jedoch das Monopol für den Indienhandel genommen. Ab sofort durfte jeder englische Händler Geschäfte in/mit Indien tätigen. Ihren Status als Verwalter von Indien behielt der EIC jedoch und baute diesen weiter aus.

Neben der sich langsam entwickelnden Kolonialherrschaft in Indien war China als alleiniger Lieferant des Tees immens wichtig. 1669 kaufte die EIC das erste Mal selbst in China im Hafen Amoy/Xiamen Tee ein steigerte den Import nach England jährlich. Am Vorabend der Opiumkriege wurden rund 35.000 Tonnen Tee aus China nach England per anno importiert. Diesen bezahlte man rund 100 Jahre mit Silber aus Lateinamerika, dann mit bengalischem Silber. Schließlich kam man auf die Idee mit Opium zu zahlen.

Immer wieder gab es in London Versuche der EIC auch den Chinahandel und damit den Teehandel zu entreißen. In allen Regionen der europäischen Welt war es billiger Tee zu kaufen als in London. Die teuren Preise der EIC verhinderten also quasi, dass das englische Lebensrecht auf Teetrinken ausgebaut werden konnte – so die damalige Sichtweise. Der Druck der anderen Händler war so groß, dass man 1834 der EIC (nach dem Indienmonopol 1813) auch das Chinamonopol nahm. Nun konnte jeder Händler von der EIC Opium in Indien kaufen und dies in China gegen Tee tauschen. Fast 100 Prozent des Tees, den wir Europäer zu dem Zeitpunkt tranken, kam aus China. Die Chinesen konnten sich erst nicht gegen die Opiumdroge wehren. Besonders die Korruption vor Ort verhinderte, dass die Zentralregierung ihren Willen in Kanton durchsetzen konnte. Der hohe Beamte Lin schaffte es dann zwar 1839 das Opium vor Ort zu vernichten, verärgerte die Engländer damit aber noch weiter. 

England sah in den 300 Millionen Chinesen einen riesigen Absatzmarkt. Dazu fühlte man sich seit Jahrzehnten von China respektlos behandelt. Die Vernichtung des Opiums 1839 war dann der Anlass mit einer Flotte und Soldaten vor Ort die Öffnung mehrerer Häfen durchzusetzen, Hong Kong zu übernehmen und den Opiumhandel zu legalisieren (1839-1842). Gut 10 Jahre später verschaffte man dem Drogenhandel durch den zweiten Opiumkrieg (1856-1860) nochmals Nachdruck. Hong Kong war die Zentrale des Drogenumschlags und wurde dank der riesigen Gewinne zu einer der reichsten Städte der Welt. Erst mit dem Ersten Weltkrieg endete der Opiumhandel der Engländer in China. Er gilt heutzutage als das größte wirtschaftliche Verbrechen eines Staates neben dem Sklavenhandel – den England ja auch von Spanien übernommen hatte.

Während in China die Opiumkriege und der dadurch verursachte Taiping-Aufstand (mit rund 30 Mio. Toten) wütete, hatte sich die EIC fast ganz Indien (heute Indien, Pakistan, Bangladesch) als Firmeneigentum angeeignet. Die Privatarmee bestand aus gut 200.000 Söldnern. Die EIC spielte die religiösen und ethnischen Unterschiede der Bevölkerungsgruppen jedoch immer ungeschickter gegeneinander aus. Durch die Kriegszüge und die Politik der Ausbeutung starben mindestens 30 % der lokalen Bevölkerung. Ferner basierte die Arbeitskraft der EIC auf Zwangs- und Sklavenarbeit. Für sie waren Inder und Indien Besitz ihrer Firma und keine gleichberechtigen Menschen. Somit war es egal wie hoch die Steuern waren oder ob das „Humankapital“ ausreichend Nahrung hatte. Mit dem Aufstand der Sapoy-Söldner 1857 und seiner brutalen Niederschlagung begann das Ende der EIC-Herrschaft in Indien. Londoner Politiker empörten sich gekonnt über den Massenmord an den Sapoy und benutzen ihn, um der EIC nach und nach Indien zu entreißen und die Besitztümer der Firma zu verstaatlichen. 

Für die Menschen in Indien spielte es natürlich kaum eine Rolle, ob eine britische Firma oder der Staat selbst sie ausbeutete. Englische Politiker ärgere es einfach, dass die 3.500 EIC-Aktionäre von der Ausbeutung Indiens profitierten, nicht aber der englische Staat. Die Aktionäre erhielten jedes Jahr rund 10 % Rendite. In späteren Jahren, wo die EIC „nur“ noch Verwalter Indiens und nicht mehr Händler war, musste man hierfür Schulden aufnehmen. Folgende Spirale begann sich nun immer schneller zudrehen: Je mehr der Kostendruck stieg, desto höher waren die Steuern und Repressionen in Indien, desto verärgerte waren die Inder, desto mehr Revolten starten sie, desto mehr Soldaten zum Niederschlagen der Rebellen musste die EIC besolden, was wiederum den Kostendruck erhöhte. 1858 musste die EIC der Queen letztlich Indien schenken und die hohen Schulden der Kompanie wurden auf die indischen Steuerzahler umgewälzt. Die 3.500 EIC- Aktionäre erhielten 100 % mehr Geld als ihr Aktienanteil eigentlich wert war – als Dank für 200 Jahre „Arbeit im Namen der englischen Krone“. Die EIC verlor nun in London massiv an Rückhalt und wurde letztlich 1874 aufgelöst.

Zwischen dem Sapoy-Aufstand und dem Ende der EIC gelang es ihr jedoch federführend die Teeproduktion in Indien aufzubauen. Da China nun als unsicherer Handelspartner galt, nach dem man das Land ja selbst durch die Kriege in den Ruin getrieben hatte, experimentiere man in Assam und Darjeeling in immer größeren Gärten mit Tee. Darjeeling blieb auch am Ende des 19. Jahrhunderts eine kleine Anbauregion, während in Assam der Urwald (mind. 300.000 ha) gerodet wurde und riesige Teeplantagen (je zehntausende Arbeiter) entstanden. Die Arbeiter waren Sklaven- und Zwangsarbeiter aus ganz Indien. Da man nun in Assam viele Religionen und Ethnien mischte führte dies immer wieder (auch heute noch) zu kleinen und großen Aufständen. Da die Bedingungen in Assam in den ersten Jahren katastrophal waren, starben rund 30 % (also mehr als 10.000) Zwangsarbeiter vor dem Ende der EIC 1874.

Als Tee werden umgangssprachlich fast alle Getränke bezeichnet, die durch einen wässrigen Aufguss getrockneter Pflanzenteile hergestellt werden. Echter Tee stammt jedoch ausschließlich aus den Blättern, Blattknospen und zarten Stielen des Teestrauches Camellia sinensis. Das Wort Camellia ehrt die botanischen Verdienste des tschechischen Jesuiten Georg Kamel (1661-1706) und sinensis ist die lateinische Übersetzung für „aus China“.

Die Teepflanze wächst als immergrüner Strauch oder kleiner Baum und wird selten über 10 Meter hoch. Sie gedeiht am besten in einem subtropischen Klima mit feuchten, heißen Sommern und relativ trockenen, kühlen Wintern. Durch Rückschnitt kann sie hüfthoch und buschartig gehalten werden. Sie hat dunkle, gezahnte, lederartige Blätter und blüht von Oktober bis Februar weiß bis rosa.

Für die Teeproduktion werden in der Regel nur zwei Varietäten und deren Kreuzungen eingesetzt: Camellia sinensis var. sinensis und Camellia sinensis var. assamica. Diese Artenbildung beruht auf einer Eiszeit vor rund 22.000 Jahren. Über 500 Kultivare mit unterschiedlichen Geschmacksausprägungen und Inhaltsstoffen werden in der Teeproduktion eingesetzt. Blattgröße, Koffeinanteil, Wachstumsgeschwindigkeit, Widerstand gegen Pilze und Insekten sind Gründe für die Zucht auf spezielle Merkmale. Oft sind Teepflanzen in einer Region speziell für die dortige Witterung gezüchtet. Sie leiden unter den starken klimatischen Veränderungen und häufig sinkt der Ernteertrag.

In der Teepflanze wird unter Einwirkung des Sonnenlichts, die in der Wurzel gebildete und in die Blätter aufsteigende Aminosäure L-Theanin, in Polyphenole umgewandelt. Tausende wissenschaftliche Studien legen verschiedene vielschichtige positive Wirkungen von Polyphenolen auf den menschlichen Körper nahe: Sie sollen den Stoffwechsel anregen und so eine erhöhte Fettverbrennung verursachen; das Risiko für Herz-Kreislauf Erkrankungen, Bluthochdruck und Diabetes senken; das Immunsystem stärken und Zahnbeläge hemmen. Das Zusammenspiel von L-Theanin, Polyphonen und Koffein führt zu mehr Serotonin und Dopamin im Gehirn, was uns zufriedener, ruhiger und dennoch leistungsstärker werden lässt. Alles wird weiterhin erforscht. Unabhängig von allen Studien gilt: Wer Tee trinkt, ob heiß oder kalt spart sich die Kalorien eines Softdrinks oder eines Fruchtsaftes.

G.G. Sigmond, Professor der medizinischen und botanischen „Royal Society London“ sah bereits 1839, nach der Entdeckung von Tee in Assam, dass sich die englische Nation schicksalshaft mit allen ihren Bürgern hinsichtlich Identität, Wohlstand und Gesundheit an die Teepflanze gebunden hatte. Tee wurde überdies im 19. Jh. das Symbol für die heimische Atmosphäre fern der Öffentlichkeit. Soziale Schlagworte waren Kernfamilie und Privatsphäre. Dennoch – oder besser – genau deswegen wurde Tee als Nationalgetränk anerkannt. Tee und sein Konsum wurde im 19. Jh. egalitär und homogenisierte die Gesellschaft zu einem allgemein verstandenen Britischsein. Das intime Teetrinken zu Hause wurde so zu einem öffentlich diskutierten Spektakel.

Tee stärkte nicht nur den individuellen Körper, sondern auch den entstehenden Nationalstaat. Je mehr Tee getrunken wurde, desto mehr strengte sich der Staat an Teegebiete zu erobern, desto mehr Briten konnten Tee trinken und stärkten wiederum den Kolonialstaat. Individuen und der Nationalstaat wurden so sozial, physisch, wirtschaftlich und politisch enger verbunden. Der Nationalstaat war kein theoretisches Konstrukt mehr, sondern ein organisches Wesen bestehend aus allen Teetrinkern. Die Bereiche Industrie, Gesundheit, Zufriedenheit und nationaler Wohlstand wurden durch Tee geprägt.

Parallel zur Verflechtung von Tee und Staatsvolk stieg die Angst vor falschem Tee. Je mehr der Tee britisch sein sollte, desto stärker fürchtete man sich vor angeblich schädlichen chinesischen Tee. Man sah hier Gefahren für Mensch und Staat. Dadurch dass die Natur und damit Gott in Indien Tee wachsen ließ und Briten ihn entdeckten, war es für die Meinungsmacher klar, dass es Gotteswille war, das England Indien zivilisieren musste. Denn niemand hätte gewettet, dass grade das Getränk welches den Alltag im Mutterland prägt, in der neuen Kolonie existierte. Damit wurde das Problem, dass ein chinesisches Produkt die britische Identität konstituiert gelöst. Einzig der britische Kunde musste von dem schlechten indischen Tee überzeugt werden. Dies war die Geburtsstunde des modernen Propaganda- und Werbeapparates. Jahrelang waren Zeitungen und Teeläden voll mit Pamphleten über die Schrecken von China-Tee und die Wohltaten des modern-industriellen Indien-Tees.

Tee machte England zu einem Reich ohne Grenzen. Überall wo man Tee trank war jedenfalls ideologisch England. Selbst Indern wurde durch Arbeit beim Teeanbau die Chance gegeben sich einen „alltäglichen Luxus“ wie Tee leisten zu können und damit Teil der britisch-kulturellen Welt zu werden. Tee, das ehemalige exotische Luxusgetränk war zum essentiellen täglichen Produkt geworden. Es stählte britische Körper und die Staatsmoral. Aus dem religiösen negativ behafteten Luxus wurde eine auch politisch wichtige Notwendigkeit. Tee Durchbrach als erstes in Europa die Grenze zugleich Luxus und alltägliche Ware zu sein.

Mehr: Julie E. Former: Deeply Indebted to the Tea-Plant: Representations of English National Identity in Victorian Histories of Tea, 2008, Cambridge University Press

Als Genussmittel gelten Lebensmittel die nicht wegen ihres kalorischen Nährwertes verzehrt werden. Sie sind für ihre anregende Wirkung auf den Menschen bekannt. In einer Doppelfunktion dienten sie in den Ursprungskulturen auch als Heilmittel. Die klimatisch anspruchslose Tabakpflanze war auf dem amerikanischen Doppelkontinent verbreitet und wurde auf verschiedenste Arten von vielen Ethnien konsumiert. Kakao war nur bei den Azteken und Maya in Gebrauch. China bewahrte Jahrtausende lang das Geheimnis rund um Tee und Jemen hatte jahrelang das Monopol auf den Kaffeeanbau.

Für Europa waren die vier Produkte etwas völlig Neues. Weder kannte man die stimulierende Wirkung von Koffein und Nikotin noch deren Konsumformen. Viele Menschen waren anfangs vom Tabakrauch, dem bitteren Geschmack der Getränke und deren Aussehen abgestoßen. Ohne die psychoaktive Wirkung hätten Europäer sich nie bemüht die neuen Genussmittel heimisch zu kultivieren. Die europäische Expansion begann mit der Suche nach Seewegen gen Indien für den Gewürzhandel, machte eine Zwischenstation als Beschaffungsinstrument für neue Heilmittel und endete mit der Ausbeutung ganzer Kontinente für die europäische Drogensucht.

Im 17. Jahrhundert stieg das Interesse der europäischen Mediziner an den neuen Genussmitteln. Nach ersten kritischen Anmerkungen schlug sich die Mehrheit der Ärzte auf die Seite der Befürworter. Dem unbekannten Tabakrauch räumte man sogar den Status als Allheilmittel ein. Kritiker, die schwarze Lungen bei Tabakrauchern entdeckt hatten, wurden meist ignoriert. Da Tabak günstig war und in Massen importiert werden konnte, entwickelte es sich zu einem Produkt für Jedermann. Nur durch die Accessoires (Tabatièren) konnte Wohlstand ausgedrückt werden. Während Kakao lange Zeit ein Getränk der Oberschicht blieb, sickerte Tee- und Kaffeekonsum langsam in die restliche Gesellschaft. Die Verbreitung der Heißgetränke fand über zwei Kanäle parallel statt: Dem bürgerlichen Kaffeehaus und den aristokratisch-klerikalen Zirkeln. Im Zusammenspiel mit fernöstlichem Porzellan und Silberbesteck entwickelten sich die Heißgetränke zu Statussymbolen.

Auf die zunehmende Verbreitung der Genussmittel antworteten die europäischen Obrigkeiten mit widersprüchlichen Methoden: Zuerst sollten Verbote die Bevölkerung vor möglichen gesundheitlichen Schäden schützen und die Staatskasse vor abfließenden Geldmitteln. Später erkannte man den finanziellen Nutzen. Es folgte die Besteuerung von Import, Konsum und Anbau. Königliche Konzessionen für Kaffeehäuser, Tabakmanufakturen oder auch Pfeifenbäckereien mussten teuer erworben werden.

Geht man heute in einen chinesischen Teeladen um ein Teeset zu kaufen, so findet man kleine Teepötte aus Ton, einen Gai-Wan (Schale mit Deckel), ein hölzernes Teebrett mit Wasserfänger, kleine Teetassen, hohe Riechtassen, einen Gong Dai Bao (Servierkanne), Teeschaufeln und Löffel. Diese ganzen Utensilien sind angeblich uralte Bestandteile des Gong Fu Cha: Der elaborierten Kunst Tee zu trinken. Im Vergleich zum westlichen Teetrinken verwendet man für die benutzte Menge Wasser eine große Portion Teeblätter. Die Ziehzeit liegt unter einer Minute und die Blätter können mehrfach verwendet werden. Aber weder ist dies eine Zeremonie, noch hätte vor etwa 30 Jahren die Mehrzahl der Chinesen gewusst, was denn Gong Fu Cha sein soll. Nur weil man auf eine bestimmte Art Tee trinkt, ist es keine Zeremonie. Die Handlungen haben keine andere Bedeutung als die reine Zubereitung des Tees. Gong Fu Cha ist nachweisbar in einigen Regionen der süd-chinesischen Provinz Fujian eine beliebte Möglichkeit gewesen Tee zu trinken. Es gab aber selbst in diesem Gebiet andere Trinkpraktiken – ganz zu schweigen von anderen Provinzen. Also ist Gong Fu Cha weder traditionell noch chinesisch?

Das lose Teeblatt mit Wasser aufzugießen ist die Art des Teetrinkens, wie sie im China der Ming-Dynastie (1386-1644) an Bedeutung gewann. Vorher wurde das zermahlene Blatt getrunken oder gar gegessen. In einem Kochbuch, in dem regionale Besonderheiten vorgestellt wurden, war der Autor noch 1750 von der Art Tee zu trinken überrascht, wie es im südlichen Fujian der Fall war. Da ihm der Tee so aber außerordentlich gut schmeckte, verbreitete sich das Wissen (nicht die Praktik) dieses Vorläufers des Gong Fu Cha (kl. Teepott, kl. Tassen, viel Blattmasse). Das Wort Gong Fu Cha wurde um 1800 das erste Mal in der Beschreibung der Region Guangdong in Fujian benutzt. Wobei der Autor so befremdlich schrieb, dass es eindeutig war, dass er es bei seiner bisherigen Reise durch China noch nie gesehen hatte. Selbst in einem Bericht über chinesischen Tee von 1937 war noch zu lesen, dass Gong Fu Cha nur im südlichen China von Kennern bester Tees verwendet wird. Weder beim „normalen“ Volk, noch in anderen Regionen sei dies bekannt. 1957 wurde ein nicht-veröffentlichtes, jedoch kürzlich in einem Archiv entdecktes Dokument verfasst, was die Einzigartigkeit des Gong Fu Cha für Fujian herausstellt und damit aussagt, dass es in allen anderen Provinzen keine Bedeutung hatte. In dem 1971 publizierten Buch „Die Art des Teetrinkens“ wird Gong Fu Cha ebenfalls noch als eine regionale Besonderheit des südlichen Fujian dargestellt. Von einer nationalen Besonderheit ist hier nicht die Rede.

Ähnliches gilt für die Erkenntnisse zum Wort Cha-yi, also der Kunst des Tees bzw. der Kunst Tee zuzubereiten. In Wörterbüchern der 1960er Jahren gibt es diesen Terminus nicht. Erst am Ende der 1990er Jahre wird Cha-yi aufgeführt, aber ohne einen Hinweis darauf, dass es sich hier um einen Neologismus (Wortneuschöpfung) handelt. Die Bedeutung, die hinter dem Wort steht, müsste eigentlich mit Cha-Dao bezeichnet werden. Da dies aber an das japanische Cha-Do erinnert, erfand man das Wort Cha-yi.

Die Teekunsthäuser in Taiwan, in denen Tee in Ruhe genossen werden kann und oft kulturelle Veranstaltungen stattfinden, heißen übrigens Cha-yi-guan. Die traditionellen chinesischen und damit auch taiwanesischen Teehäuser wurden oft mit Kriminalität, Glückspiel und Prostitution in Verbindung gebracht. Diese neuen Teekunsthäuser hatten rund 10 Jahre mit dem Ruf der alten Teehäuser zu kämpfen und waren Pioniere darin, ihren Umgang mit Tee als moderne Interpretation alter Traditionen darzustellen. Somit konnten moderne Gäste sich selbst versichern nicht mit Traditionen zu brechen, während ältere Gäste ihre Traditionen im neuen Zeitgeist meinten wiederzuerkennen. Damit nun eine nationale Antwort auf Japans Cha-do gefunden werden konnte, diskutierte man, welche chinesische Art Tee zu trinken denn die ästhetische sei.

Insgesamt blickte man um 1990 aus China neidisch auf die nationale Tee-Identität Japans und welche weltweiten Vorteile aus dem Bild des japanischen Teetrinkers bspw. im Tourismus gewonnen wurden. Ähnlich mürrisch wurde der Werbeerfolg des englischen Afternoon-Teas und des amerikanischen Ice Teas beobachtet. Während diese drei Länder Erfolge durch ihre Teekultur feierten, standen Chinesen uneins um ihren Tee herum. Ihr Tee war aber doch der erste Tee der Welt. Sie hatten doch Tee erfunden und alle anderen haben es nur von ihnen geklaut. Diese Erniedrigung wollte man nicht länger hinnehmen und der Welt zeigen wie alt die chinesische Teekunst ist. Hierfür musste nun schnell in den entstehenden Cha-yi-guan eine historische Konstruktion her, um darzustellen wie der Chinese seit Jahrtausenden schon seinen Tee genießt und damit eine weitaus tiefere Historie besitzt, als das benachbarte Japan. So wurde erst der Begriff der chinesischen Teekunst (Cha-yi) geschaffen und dann mit Inhalt gefüllt.

Hierbei war Taiwan immer wieder eine wichtige Station. Während China Taiwan als Teil von sich betrachtete, sah sich Taiwan als Bewahrer der chinesischen Traditionen in Zeiten, in denen das Festland von Kommunisten beherrscht wird. So gründete sich in Taiwan der Verband der traditionellen chinesischen Teekunst, dessen Aufgabe es war die alten chinesische Teekunst wiederzubeleben. Aber es gab historisch gesehen nicht die eine Teekunst die man hätte wiederbeleben können. Es gab nicht mal ein Verständnis von Teekunst. Das einzige was man in den mitgenommen Büchern (Taiwan = Flüchtlinge vom chin. Festland) finden konnte, war das Gong Fu Cha aus dem Süden von Fujian. Gong Fu Cha war ferner die einzige Art und Weise Tee zu trinken, bei der man mehrere Utensilien und etwas Erfahrung benötigte, um ein schmackhaftes Getränk zu erhalten. Somit war Gong Fu Cha überhaupt die einzige Möglichkeit, um eine neue komplexe Teekunst, aus den real ja gar nicht vorhandenen alten Vorbildern zu konstruieren. Ein weiterer Grund für die Beliebtheit von Gong Fu Cha in Taiwan war, dass viele Taiwanesen ursprünglich im südlichen Fujian wohnten. Taiwan stieg in den 1970er Jahren zu einem der führenden asiatischen Länder auf. Während dieses Fortschrittes wollte man seinen wirtschaftlichen Erfolg auch kulturell untermauern. Da richtiges Teetrinken für alle wichtig war, wollte man immer mehr seines wachsenden verfügbaren Einkommens in Tee investieren. Sich einen besonders legendenreichen historischen Tee leisten zu können, wurde zu einem Statussymbol der taiwanesischen Elite. Man konnte sich durch exquisite Tees und besondere Utensilien von ärmeren Mitmenschen unterscheiden. Ohne eine breit akzeptierte Teetradition wäre dies nicht möglich gewesen. Somit hatten die Käufer ein genauso großes Interesse daran, an einer angeblich tausend Jahre alten Tradition mitzuwirken, wie die Verkäufer der angeblich ach so tradierten Utensilien und Tees.

Mit der steigenden Beliebtheit des Cha-yi in Taiwan und China merkten Japaner, dass ihr geliebtes Cha-do nicht mehr die einzige asiatische und im Westen gut zu bewerbenden Teetradition war. Cha-yi orientierte sich aber eher am Sen-chado. Hierbei werden ganze Blätter verwendet, während beim Cha-do gemahlene Blätter verwendet werden. Sen-chado hatte absichtlich seine chinesischen Ursprünge etwas vergessen und geriet nun in Gefahr seinerseits nur als Kopie des Cha-yi dazustehen. Es geht hierbei aber objektiv nur darum, dass Japaner im 17. Jahrhundert gelernt hatten, dass man auch ganze Blätter zubereiten kann. Der Cha-do basiert ja auf dem Teewissen, das Japanern um 800 von chinesischen Mönchen vermittelt worden war. Zu dieser Zeit trank man einen flüssigen Brei bestehend aus den zermahlten Teeblättern.

Ähnlich wie dem Cha-do begannen nun selbsternannte Teemeister in Taiwan und China zu diskutieren, an welchem Platz denn welches Utensil zu stehen habe und in welche Reihenfolge sie wie benutzt werden müssten. Hierbei diskutierte man auch – fern jeglicher historischer Vorbilder – über die korrekte traditionelle Bewegung von Hand und Arm. Man erschuf sich selbst ein historisches Vorbild dessen Perfektion man anstrebte, um sich dann Meister nennen zu können. Es war nun nötig ein Ritual zu kreieren, dass nicht nur praktikabel war, sondern möglichst ästhetisch aussah. Nachdem man sich also geeinigt hatte, dass Gong Fu Cha das traditionelle Teetrinken ist, erfand und einigte man sich auf das Cha-xi (die Anordnung der Utensilien und Ablauf der Zeremonie). So konnte man nun, wie in Japan, Bücher herausbringen und Kurse anbieten, in denen interessierte Teetrinker lernen konnten, wie man es „richtig chinesisch“ macht.

In Taiwan erfand man die Riechtassen (wen xiang bei) und es gelang ihnen sogar die Ansicht weltweit zu verbreiten, dass diese eigentlich unnützen Objekte schon immer dazugehörten. In den 1980er Jahren wurde auch der Gong dao bei (Servierkanne) erfunden. Wobei es sich hierbei sogar um ein nützliches Objekt handelt. In dieser kleinen Kanne wird der Tee aus der Teekanne (Cha-hu) gefüllt, damit alle einen homogenen Aufguss genießen. Gießt man aus der Cha-hu in die Tassen, hätten die ersten Tassen eine andere Zusammensetzung als die letzten Tassen, da diese länger und direkter mit den Teeblättern in Kontakt waren. Beide neuen Objekte sind heute meist nur dort in China vorhanden, in denen sich Touristen aufhalten. Diesen zeigt man dann gerne das traditionelle vollständige Teeservice. In den meisten Haushalten ist man dagegen praktischer veranlagt und verwendet nicht alle dieser angeblich alten Objekte. In Taiwan ist man mittlerweile davon überzeugt, dass beide Objekte eine reiche Tradition besitzen.

Alle diese neuen Erfindungen rund um Tee führten dazu, dass man Tee nicht mehr einfach so irgendwo zwischendurch trinken konnte. Am besten ging man hierfür in ein Teekunsthaus und die Besitzer dieser Häuser waren ja auch die Initiatoren der Cha-yi Bewegung. Im Jahr 2000 und 2002 publizierte der Chinese Cai Bücher über Cha-dao, was nichts anderes als Cha-yi ist aber nun offen in Konkurrenz zum japanischen Cha-do trat. Mittlerweile war das nationale chinesische Bewusstsein so ausgeprägt, dass man es auch auf dem Feld „Teetradition“ mit Japan aufnehmen konnte und wollte. Während man also in den 1980er die Japaner dafür neidisch bewunderte, vergaß man nun, dass man ihren Cha-do mit dem Cha-yi plagatiert hatte und setzte Cha-dao als genauso alte und umfangreiche Teekultur neben das Cha-do. Im Cha-do sind die wichtigsten Prinzipien: Harmonie, Respekt, Reinheit und Stille. Dies ist natürlich auch eine sozio-politische Konstruktion. Den Teemeistern im 16. Jahrhundert war es daran gelegen die Aufstände gegen ihre Kaiser einzudämmen. Jeder, der nun kriegerisch agierte, verstieß also gegen die erfundenen und als uralt dargestellten friedlichen Grundprinzipien der Chanyou (japn. Teezeremonie).

Im Cha-dao gab es nun (um 2000) auch auf einmal wichtige Grundprinzipien diese wurden mit Schönheit, Gesundheit, Kultiviertheit, Ethik oder auch Harmonie, Sparsamkeit, Ruhe und Sauberkeit benannt. Da man auf einmal genauso gutklingende Prinzipien wie die Japaner hatte, zweifelte niemand, der sein Geld mit dem guten Bild des friedliebenden chinesischen Teetrinkers verdiente, an der historischen Authentizität dieser neuen Erfindung.  In den neuesten Büchern (seit 2000) wird als Ursprung des Gong Fu Cha nun das Cha-yi bennant. Kein Wort davon, dass Gong Fu Cha schon seit Jahrhunderten in Süd-Fujian, aber halt auch nur dort, praktiziert wurde – natürlich ohne die modernen hinzuinterpretierten Praktiken und Utensilien.

Seit dem Jahr 2000 hat die taiwanesische Ten Ren Gruppe unter verschiedenen Namen tausende Teegeschäfte in China eröffnet und trägt entscheidend zur Verbreitung des Gong Fu Cha Mythos bei. Überall wird Gong Fu Cha als Inkarnation des alten mächtigen China gefeiert und mittlerweile die zweite Käufergeneration belehrt, dass sie mit ihrem Geld im Laden die uralte nationale Teetradition stärken. Den meisten Chinesen ist aber nicht einmal bewusst, dass die Läden einer Firma aus Taiwan gehören. 

Die angebliche lange Tradition des Gong Fu Cha wird sogar wissenschaftlich untermauert: Historiker der staatlichen Shantou Universität in China haben in einem mehrjährigen Forschungsprojekt so viele historische Quellen absichtlich falsch interpretiert oder Zitate ohne Kontext in den Vordergrund gestellt, dass es nach ihrer Aussage keinen Zweifel mehr daran gibt, dass das moderne Gong Fu Cha „das wahrhaftige Wiederaufleben der chinesischen Teetradition ist, die das Land über Jahrtausende zusammenhielt“. Menschen, die korrekterweise darauf hinweisen, dass man frühesten im 15. Jahrhundert das ganze Blatt zum Tee nutze und somit es gar keine Tausend Jahre alte Tradition gibt, werden mindestens mit der Sicherheit ihrer Arbeitsstelle bedroht. Andere weisen darauf hin, dass Lu Yu um das Jahr 800, in dem heute ältesten erhaltenem Werk über Tee, eine Art des Trinkens beschreibt (Pulver mit Gewürzen kochen), die eher mit dem „alten“ Tibet als dem Gong Fu Cha in Verbindung gebracht werden könnte.

Vielmehr ist Gong Fu Cha das Ergebnis der Leere die die Kulturrevolution mit ihrem menschlichen und kulturellen Genozid hinterließ. Als in den 1980ern China der Welt wieder geöffnet wurde, bediente man sich beim Nachbarn Taiwan, dem angeblichen Bewahrer der chinesischen Teetradition, und erfand ein das Volk uniformierendes historisches Vorbild. Ferner konnten die wirtschaftlichen Aufsteiger im China der 1990er Jahre nun genauso ihr Geld in die Teewelt investieren, wie es zuvor schon die neureichen Taiwanesen getan hatten.

Es wäre also heute aus historischer Sicht wesentlich spannender den wirklich vorhandenen verschiedenen Teekulturen nachzuspüren, als alle Hinweise hierauf zu vernichten und Gong Fu Cha zu rechtfertigen. China beraubt sich damit in den letzten 20 Jahren selbst seiner historischen Vielfalt.

Genauso wie der durchschnittliche Japaner zwar den Cha-do kennt und  keine Chanyou durchführen kann, da man hierfür ja viele Jahre des Trainings benötigt, kennt jeder Chinese Gong Fu Cha. Aber auch er kann kein Meister sein. Hierfür bräuchte er ja auch jahrelanges Training. Die Teemeister und Teeverkäufer haben es also zusammen mit der nationalistischen politischen Elite geschafft eine Kultur durchzusetzen, in der der normale Bürger ihnen hohen Respekt zollt – für die Durchführung eines selbstkonstruierten Rituals.  Von allen sechs Teesorten ist Pu-Ehr (vom reinen Blatttyp) übrigens am besten für die Gong Fu Cha Utensilien geeignet. So ist es kein Wunder, dass er sich immer höherer Beliebtheit erfreut und selbst neuere Ernten immer teurer werden. Denn wer möchte nicht so Tee trinken, wie es die Vorfahren schon vor Urzeiten getan haben.

Seit etwa 20 bis 30 Jahren benutzt man also Gong Fu Cha, um durch die tagtägliche Wiederholung des Rituals langsam eine homogene Nation zu erschaffen und damit eine Identität zu kreieren, der sich niemand verschließen kann – denn wer mag schon keinen Tee.

Mehr: Lawrence Zhang, Universität Hong Kong, „A Foreign Infusion. The Forgotten Legacy Of Japanese Chado on Modern Chinese Tea Arts“.

1494 hatte der Papst den neuentdeckten Kontinent Amerika den Spaniern zugeschlagen und Portugal durfte „Indien“ kolonisieren. Diese Aufteilung hielt rund 100 Jahre an. Engländer gründeten 1600 die East India Company (EIC) und Niederländer 1602 die Vereinigte Ostindische Handelskompanie (VOC), um vom Ostindienhandel zu profitieren. Die vier Nationen kämpften fast das ganze 17. Jahrhundert in Südamerika, Afrika und Asien mit hunderten Kriegsschiffen, tausenden Soldaten und wechselnden lokalen Verbündeten um die Vorherrschaft. Während Spanier und Portugiesen mit einem christlich-katholischen Missionsgedanken die Welt eroberten, ging es der EIC und der VOC nur darum, möglichst hohe Gewinne für ihre Investoren zu erzielen.

Die VOC wurde gegründet um Gewürze, die man nun nicht mehr beim Kriegsgegner Portugal kaufen konnte, direkt in Asien zu beschaffen. Da die VOC für die Holländer derzeit die einzige Hoffnung auf wirtschaftlichen Erfolg war, durfte sie eine eigene Armee unterhalten, eigene Gebiete besetzen, eigene Gesetze erlassen und Sklaven halten. Sie waren Kaufmannskrieger, die skrupellos Handelsrouten eroberten und Monopole anstrebten. Das gesamte goldene Zeitalter der Niederlande und die heute noch teilweise existierenden Schätze an Architektur und Kunst wurden mit dem Raub und Mord in Süd-Ost-Asien finanziert. Die VOC dominierte neben dem Import von Luxusprodukten nach Europa auch den gesamten Handel zwischen Ostafrika und Westjapan.

Auch die EIC wurde als Gewürzhändler gegründet. Da die VOC auf den Gewürzinseln zu mächtig war, konzentrierte sich die EIC auf den Handel mit Indien und China. Der Versuch den Handel mit Nord-Amerika zu kontrollieren, scheiterte für die EIC mit der Boston Tea Party 1773. Die EIC verlor 1813 das Monopol für den Indienhandel und 1834 für den Chinahandel. Jetzt durften alle Händler die Waren importieren und damit sanken die Gewinne für die EIC. Sie versuchte nun die Produktion und damit die Preise von Tee und Opium in Indien zu dominieren. Das System basierte auf Sklaven- und Zwangsarbeit. Die lokalen religiösen und ethnischen Unterschiede wurden kaum beachtet. 

Mit der brutalen Niederschlagung eines Aufstandes 1857 begann das Ende der EIC. Englische Politiker empörten sich gekonnt über diese Gewalt und setzen durch, dass die EIC 1858 der Queen Indien schenken musste. Die EIC-Schulden wurden auf die indischen Steuerzahler abgewälzt und die 3.500 EIC- Aktionäre erhielten eine enorme Entschädigung.

Obwohl Chai heute in all seinen Formen das beliebteste indische Nationalgetränk ist, hat es seine Wurzeln in der fremdbestimmten Ära des Kolonialregimes. Während der brutalen Etablierung der indischen Teeindustrie durch England war es nicht vorgesehen, dass dieses Luxusgetränk von Indern selbst getrunken wurde. Auch gab es vor der englischen Okkupation außerhalb der Adelsklasse keine Gewohnheit Tee zu trinken. Erst in den Jahren der Weltwirtschaftskrise um 1930 versuchte England seiner Kolonie das Teetrinken beizubringen. Die produzierten Teemassen, die in westlichen Ländern keine Käufer mehr fanden, sollten jetzt in Indien abgesetzt werden. Hierbei orientierte man sich an Methoden der christlichen Missionare. Tee galt als Zivilisationsgetränk das den angeblich faulen und dreckigen Indern Reinheit und Fleiß offenbaren sollte. An jeder Straßenecke und den Bahnhöfen gab es Teestände für „richtigen britischen Tee“. Diese Versuche misslangen weil Ghandi und andere Freiheitskämpfer gegen Tee agitierten. Unzählige Inder starben für die Profite der englischen Teeindustrie und Tee galt als ausländische Droge. Ferner wurden viele Krankheiten propagandistisch auf Teekonsum gemünzt.

Nach der Unabhängigkeit 1949 versuchte die nationalisierte Teeindustrie, die ein wichtiger Devisenaggregator des Landes war, ihre Mitmenschen für Tee zu begeistern, was aber aufgrund der hohen Preise und des schlechten kolonialen Nachhalls wenig erfolgreich war. Nur in Mumbai entstand durch iranische Migranten eine Teekultur nach persischen Vorbild: ohne Milch aber mit viel Zucker. Schnell wurde aber die englische Vorliebe für Milch in der ehemaligen Kolonie in die Tasse integriert. Erst mit den günstigen und sehr kräftigen CTC-Tees der 1960er und 1970er Jahre und einer Generation die nicht unter englischer Herrschaft aufwuchs, konnte sich Tee durchsetzen. Dank der CTC-Tees konnten sich nun auch Ärmere einen starken „reiche Leute Tee“ leisten, der sich früher durch hohe Blattmasse pro Tasse auszeichnete. In den 1980er Jahren setzten sich die verpackten Tees der Supermärkte gegen die losen Tees der kleinen Händler durch.

Im ländlichen Nord- und Ostindien trinkt man eher zu Hause seinen Tee, während man im urbanisierten Süd-Westen oft an einem Stand oder Arbeitsplatz seinen Tee trinkt. Mit der Verbreitung von Werbung in digitalen Medien gelingt es der Industrie immer besser den Menschen vor Ort einzureden wie sich ein moderner Inder ernähren sollte. Verschiedene Tees werden mit gesundheitlichen oder Lifestyle Vorteilen beworben. Viele Marken versuchen sich vom einfachen Chai des armen Arbeiters abzusetzen und ihren Kunden eine möglichst exklusive Vorstellung von Geschmack zu verkaufen. Der Pro-Kopf-Konsum liegt bei etwa 800g pro Jahr und damit weit unter den ostfriesischen 3kg.

Indien ist heute hinter China der zweitgrößte Teeproduzent. Rund 80 Prozent der jährlichen Produktion wird vor Ort konsumiert. Die Anfänge der indischen Teeindustrie liegen aber in der britischen Kolonialzeit. Nachdem die East India Company 1833 ihr Handelsmonopol mit China verloren hatte, begann sie Tee in Indien anzubauen. Entdeckt wurden Teepflanzen in Nordindien bereits zehn Jahre zuvor, aber da man den China-Handel noch kontrollierte, war eine eigene Produktion weder erwünscht noch nötig. In England ermöglichte die Teesteuer große Ausgaben des Kolonialstaates. Würde China keinen Tee mehr liefern, wären die Finanzen in Gefahr gewesen. Besonders die Entwicklung in Assam, von der ersten Entdeckung der Teepflanze über die Hindernisse auf dem Weg zu einer Teeindustrie, wurde tagesaktuell verfolgt. Bereits 1839 orakelten einige Zeitungen, dass Assam-Tee das gesamte britische Empire verändern wird. Der Traum, Assam in einen großen Teegarten zu verwandeln, sollte Wirklichkeit werden. Für Indien war es ein Albtraum.

Die Singpho, die dominierende Ethnie in Assam, wehrte sich vergeblich gegen die englische Okkupation. Ihnen wurde der Lebensraum geraubt, vermessen und einheitlich in Plantagenland aufgeteilt. Auch das benachbarte Burma (heute: Myanmar) wurde in drei Kriegen von Engländern unterworfen. Um die Teegärten anzulegen wurden aus anderen Regionen der Kolonie bis 1949 knapp drei Millionen Menschen nach Assam verfrachtet. Unzählige Zwangsarbeiter starben an den grausamen Bedingungen vor Ort. Da sie sich in Herkunft, Ethnie und Religion von den Singpho unterschieden gab und gibt es bis heute Konflikte in Assam. In den ersten Jahren wurde ihre Arbeit von entführten chinesischen Teebauern angeleitet, da in Britisch-Indien das Wissen über Teeanbau nicht existierte.
Zur Kontrolle der Arbeiterschaft setzte sich die gleiche Organisation wie bei den karibischen Sklavenplantagen durch. Überdies wurden kooperierenden Ethnien Vorteile versprochen, diese aber nie eingelöst. Der anfangs existierende eigene landwirtschaftliche Anbau der Arbeiterschaft zur Selbstversorgung wurde eingeschränkt, um mehr Land unter Tee zu stellen – Hungersnöte waren die Folge. Streiks für bessere Versorgung, Löhne oder gar Infrastruktur wurden regelmäßig blutig niedergeschlagen.

Erst nach der Unabhängigkeit 1949 konnte Indien selbst seine Teeindustrie aktiver gestalten und tat dies mal in Kooperation, mal in Konkurrenz mit anderen ehemaligen britischen Anbaugebieten wie Sri Lanka. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden durch moderne Dünger und Pflanzenschutzmittel die Erträge der Teegarten vervierfacht.

Vor der Islamisierung Persiens war der Zoroastrismus die vorherrschende Religion und Wein spielte eine bedeutende Rolle im sozialen und religiösen Leben. Mit den Arabern kamen im 7. Jh. Alkoholverbot und später Kaffee in den Iran. Über die Seidenstraßen erreichte chinesischer Tee das Land und wurde vom Gelehrten Abu Reihan im 11. Jh. als lang erprobte Medizin bezeichnet. Ab dem 15. Jh. galt auch Tee als Genussmittel. Aufgrund des hohen Preises wurde er nur bei besonderen Anlässen serviert. Beispielsweise hatte es sich in Teilen der iranischen Kultur etabliert, dass die zukünftige Braut die Familie des Mannes mit Tee bediente und anhand ihres Geschicks ihr Preis ermittelt wurde. Erst ab Mitte des 19. Jh. eroberten russische Teeservices und Samoware den iranischen Teetisch. Aufgrund des starken russischen Einflusses setzte sich auch das Trinken von Schwarztees gegenüber Grüntees durch.

An der Wende zum 20. Jh. entwickelte die iranische Regierung wirtschaftliches Interesse am Teeanbau. Osmanische und britische Versuche Tee anzubauen waren zuvor in den Anfängen gescheitert. Besonders engagiert war der Generalkonsul in Indien, Mirza Kasif, genannt Chaikar (Teefarmer). Er lernte vor Ort Anbau und Produktion kennen und nahm rund 2.000 Pflanzen illegal mit in den Iran zurück. In der nördlichen Stadt Lahijan fand er den geeigneten Ort zum Start der Teeproduktion. Zu diesem Zeitpunkt importierte Iran rund 1 Mio. Kg Tee pro Jahr. Bis zu seinem Tode arbeitete er für den Aufbau einer iranischen Teeindustrie und initiierte ebenso die Anwerbung von indischen und chinesischen Teebauern. Der Anbau startete erfolgreich und die Fläche „unter Tee“ wuchs kontinuierlich bis auf knapp 30.000 ha an. Da nur in einem schmalen Streifen im Nord-Iran, in der Nähe des Kaspischen Meeres genug Regen fällt, kann das Anbaugebiet kaum vergrößert werden. Fast alle der 55.000 Teebauern bewirtschaften weniger als einen halben Hektar Land und oft bauen sie noch Reis, Zitrone und Maulbeeren an. Parallel zum Konsum werden zu 99 Prozent schwarze Tees hergestellt. Etwa 10 Prozent der jährlich produzierten 25.000 t Tee werden in die Länder Irak, Türkei, Pakistan, Russland und die EU exportiert. Die nationale Produktion deckt somit 15 Prozent des gesamten Verbrauches selbst ab. Neben den offiziellen Importen gibt es auch einen blühenden Schmuggel von Sri Lanka über das arabische Meer und von chinesischen und indischen Tees durch Afghanistan. Man schätzt, dass etwa 1,8 kg Tee per anno et capita verbraucht werden.

Im Iran ist Tee zum Frühstück seit vielen Jahrzehnten etabliert. Früher wurde das omnipräsente Käsebrot mit Buttermilch oder Wasser verzehrt. Zum Mittag und Abendessen haben sich in letzter Zeit Softdrinks etabliert. Nach einer Mahlzeit bleibt man aber oft noch zum gemeinsamen Tee. Als Besucher wird man immer mit Tee begrüßt, auch geschäftliche Treffen oder bürokratische Angelegenheiten werden meist mit Tee begleitet.  Der bittere Tee wird fast immer gesüßt getrunken. Hierbei werden Zuckerstangen entweder in den Tee gelegt oder zwischen die Lippen genommen. In den nördlichen Bezirken, wo Zitronen angebaut werden, ist diese oft als Zutat im Teeglas. Bei besonderen Anlässen wird der Tee mit Safran aromatisiert.

Iranischer Tee könnte von guter Anbau- und Produktionsqualität sein. Der Boden ist nährstoffreich und wird oft mit dem Mist der Tiere gedünkt. Hinsichtlich Entwässerung und Sonneneinstrahlung gilt die Lage im Vorgebirge als optimal. Überdies wird Unkraut per Hand gejätet. Weil mit der Klimakatastrophe sich die Regenzeiten und Massen ändern, leiden die Pflanzen immer mehr. Ferner haben sie schon ein hohes Alter erreicht und müssten ausgetauscht werden, was sich nur wenige Bauern leisten können. Überdies übt die Regierung hohen Druck auf die 127 Teefabriken aus die Teemengen auf Kosten der Qualität zu steigern. Der unterste Roh-Tee-Preis wird jedes Jahr von der Regierung neu festgelegt und dient als Mindestlohn für Teebauern.

Fast alle Bauern produzieren für den Eigenbedarf Tee nach tradierten Methoden. Diesen besonderen Tee für den internationalen Markt zugänglich zu machen, wäre für die Bauern von großem finanziellen Vorteil. Dies wird aber noch von der Regierung unterbunden.

Um das Jahr 800 wanderten taoistische Mönche aus China durch Japan und verbreiteten neben der Religion auch Tee als Heilpflanze. Infektionen, Vitaminmangel und Magenprobleme wurde mit Tee behandelt. Die richtige Zubereitung wurde so wichtig, dass jeder Samurai seinen eigenen Mönch und damit Tee-Experten mit sich führte. Bis man das Trinken des zerriebenen Blattes perfektioniert hatte war aber schon das Jahr 1000 angebrochen. Zen-Meister wurden so oft zu Teemeistern. Die Gestaltung des Teeraumes orientierte sich an den heimischen Tempeln. Das Trinken des Tees wurde zu einem Ritual, das den Weg zur religiösen Erleuchtung abbildete. Über die Jahrhunderte löste sich Japan vom chinesischen Vorbild und entwickelte eigene Traditionen.

Der  Teemeister Sen no Rikyū (1522 – 1591) war der Auffassung, dass Teetrinken hilft, in sich selbst Harmonie zu finden. Hierfür wurde fast die gesamte Dekoration aus dem Teeraum entfernt. Der Minimalismus sollte eine Abkehr von weltlichen und materialistischen Werten erleichtern. Oft war im Teeraum nicht mehr als eine Pflanze und eine Kalligraphie erlaubt. Dazu sollte simples japanisches Teegeschirr benutzt werden und nicht die hochwertigen und reichverzierten chinesischen Services. Im japanischen Teeraum waren alle Menschen gleich und schwiegen. In dieser Stille wurde man von Harmonie, Reinheit, Ruhe und Ehrfurcht erfüllt. Militärische oder gesellschaftliche Ränge waren bedeutungslos. Der Eingang war so klein, dass man sich weit in Richtung Erde bücken musste, um anzuerkennen wie klein der Mensch im Vergleich zur Natur und den Göttern war.

Eine japanische Teezeremonie wird chanoyu genannt, was übersetzt „heißes Wasser für Tee“ bedeutet. Erde, Feuer, Holz, Wasser und Metall sind die einzigen erlaubten Elemente – künstliche Stoffe sind verboten. Es haben sich viele regionale und epochale Unterschiede entwickelt. Gemeinsam ist allen japanischen Teeritualen aber, dass man sich von Alltagsproblemen befreien soll und der Teeraum ein Ruhepol ist. Häufig befindet sich der Teeraum oder auch Pavillon in einem Garten. Beim Gehen durch den Garten in Richtung Teeraum entfernt man sich mit jedem Schritt weiter vom Alltag. Der Teegarten soll die ursprünglich Schönheit und Ruhe der Natur symbolisieren. Getrunken wird oft nur eine Schale gemahlener Grüntee (Matcha). Übrigens durften erst nach dem Ende der japanischen Isolation 1854 auch Frauen Tee ausschenken – davor gab es nur männliche Teemeister.

Okakura Kakuzo, dessen Werk „The Book of Tea“ von 1906 noch heute eine Einleitung in japanischen Tee-Ismus bietet, war recht gut mit den Asienfans der US-Elite vernetzt. Er war darauf angewiesen dass sie ihm als Japaner und Bindeglied zwischen den Kulturen Aufträge vermittelten. Mit dem Buch wollte er deren Interesse an der japanischen Teekultur monetisieren und das zirkulierende Halbwissen einordnen. In der Regel basierten um 1900 Informationen über japanische Teekultur auf Hören-Sagen von Touristen und fraglichen Übersetzung einer Handvoll asiatischer Texte. Sein Buch sollte ein tiefes Verständnis für die komplexe Teezeremonie schaffen und so als Folie für die Vielseitigkeit Asiens dienen.
Die Beschäftigung mit japanischen Tee begann durch die ersten Missionare. Da Tee aber weder als hilfreich noch hinderlich für die Christianisierung angesehen wurde, notierten Portugiesen und Niederländer nur wenige Zeilen hierzu. 

Die Reiseberichte des 19. Jhs. übernahmen in der Regel die alten Blickwinkel, erkannten aber das die alten Teezeremonien im Zuge der Modernisierung der Gesellschaft an Bedeutung verloren. Da ihnen diese Art des Teegenusses arg fremd war, waren die Reisenden durch die Bank froh wenn sie die Zeremonie überstanden hatten. Positiv schrieb Eliza Scidmore, die erste Frau in der National Geographical Society, dass sie sich nicht nur in andere Jahrhunderte sondern ein anderes Universum versetzt gefühlt hatte.

Robert Fortune war auch bei Japanreisen Pionier. Er begleitete in den 1850er Jahren Diplomaten wie Sir Rutherford Alcock nach Japan und verglich seine Eindrücke mit Teeritualen in China und England. 30 Jahre später bereiste der Yale-Gelehrte John Stoddard Japan und erklärte dass das Interieur eines Teehauses, das Fortune mit den Ausflugslokalen reicher Londoner gleichsetzte, mit seinen vielen kleinen Merkwürdigkeiten, typisch für das Kindliche im Asiaten sei. Die wenigen Möbel seien mehr als komisch und japanische Kalligraphie sei unschön. Das Schlafen auf dem Boden und die Raumtrennung durch Papierwände waren für ihn absolute Zeichen von Unterentwicklung. Obwohl es bis 1900 hunderte Reiseberichte über Japan gab, erweiterte sich das Wissen kaum. Die Weltumseglerin Anna Brassey verglich das Teehaus eher mit einem Restaurant in dem auch Tanzdarbietungen gezeigt werden und kam damit der Realität näher.

Westliche Männer beschäftigen sich mehr mit den Mädchen die den Tee servierten als mit dem Getränk an sich. Der Topos des unschuldigen Schulmädchens diente als Vergleich für die sexistischen Bedürfnisse der Leserschaft. Die „Illustrated London News“ veröffentlichten in den 1870er mehrere Zeichen- und Fotoserien über japanische Frauen und die damaligen Motive wurden bis zum Ersten Weltkrieg von den Reisenden lediglich reproduziert. Die angeblich verruchte Atmosphäre von Frauen, Tanz, Tee und Sake bespielte die erotischen Ideen der Leserschaft, die sich unter dem angeblich schlechten Ruf dieser Etablissements ganz besonderen Spaß imaginierten. Dies wurde auf die Spitze getrieben als Baron Raimund von Stillfried 1873 für die Wiener Ausstellung ein Teehaus und Japanerinnen importiere und diese als Prostituierte anschaffen gehen ließ.

Da in den Häfen Teeverladung eine sichtbare Erscheinung war, wurden stellenweise in den Reiseberichten auch Produktion und Handel von Tee thematisiert. Während Reisende aus England kaum Interesse am Japantee hatten, spielte es für die USA, die Ende des 19. Jh. der größte Importeur von Japantee waren, eine wichtige Rolle. Scidmore berichtete 1891 als Erstes über die Tee-Ernte in Shizuoka und Uji und ließ die Pflückerinnen fotografieren. Die bald illustrierten Reiseführer sorgten dafür, dass Touristen immer nur die gleichen Orte besuchten, gleiche Erlebnisse hatten und alternative Erzählmuster über japanische Kultur und Gesellschaft nicht aufkamen.

Mehr: Allen Hockley: Other Tea Cults, in: Review of Japanese Culture and Society, Vol. 24, University of Hawaii Press, 2012.

Das heutige Indonesien war im 16. Jahrhundert von großer Bedeutung für Europa. Beliebte Gewürze wurden hier angebaut und wichtige Seestraßen konnten von hier aus kontrolliert werden. Der Aktiengesellschaft „Niederländische Ostindien-Kompanie“ (VOC) gelang es zu Beginn des 17. Jahrhundert sich gegen englische und portugiesische Kolonialarmeen durchzusetzen und immer größere Teile von Indonesien zu unterwerfen. Die Kolonialherrschaft dauerte bis 1949 an und kostete rund 500.000 Indonesiern das Leben. Aus europäischer Sicht war Indonesien die profitabelste Kolonie überhaupt.

Bereits 1684 baute der deutsche Andreas Cleyer Teesamen aus Japan in seinem Garten auf Java zu seinem privaten Vergnügen an. Ein Versuch der VOC 1728 eine Teeplantage zu gründen scheiterte an dem mangelnden Wissen über Teeanbau. Genau 100 Jahre später gelang es Jill Jacobson, der jahrelang im Chinahandel arbeitete, mit rund sieben Millionen aus China geschmuggelten Teesamen eine erste Plantage aufzubauen. Nachdem er 1835 die ersten Kilogramm in Amsterdam verkauft hatte, durfte er die koloniale Teebehörde aufbauen. Von einer nennenswerten wirtschaftlichen Bedeutung kann man bei indonesischem Tee erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts sprechen, nachdem aus Assam die klimatisch besser geeigneten Kultivare geschmuggelt worden waren. In dieser Zeit stoppte auch der staatliche Landraub. Zuvor waren alle Indonesier enteignet worden und mussten auf kolonialen Plantagen Zwangsarbeit leisten. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg begann der Teeanbau auf Sumatra. Rund 30 Prozent der Produktion fand und findet hier statt. Englische Firmen investierten in den 1920er Jahren in der niederländischen Kolonie, sodass vor dem Zweiten Weltkrieg fast 250.000 ha Land unter Tee standen. 

Nach der japanischen Besatzung im Krieg waren viele Felder zerfallen und aus den ehemaligen kolonialen Zentren floss kein Geld nach. 1957 kaufte letztlich der neue Staat Indonesien den europäischen Besitzern die Plantagen ab. Während des Kalten Krieges konnte Indonesien sich nie gegen die alten englischen Provenienzen aus Indien und Ostafrika durchsetzen. Heute produziert Indonesien rund 150.000 t Tee im Jahr und gehört zu den Top 10 Produzenten. Die Exportquote liegt bei gut 50 Prozent. Die Klimakatastrophe führt jedoch dazu, dass rund 1.000 ha pro Jahr in lukrativere Palmölfelder konvertiert werden. Das Gros des Tees wird von kleinbäuerlichen Familienbetrieben angebaut, die jedoch weder die nötigen Investitionen in neue Kultivare tätigen können noch Ernteeinbrüche durch Extremwetter verkraften.

John Horniman (1803-1893) war als Quäker von allen Berufen ausgeschlossen die einen Eid erforderten, da sie sich einigen weltlichen Gesetzen nicht unterwerfen wollten. Er steckte seine Innovationskraft in die Wirtschaftswelt und gründete 1826 auf der Isle of Wright einen Teeladen. Hier bot er das erste Mal Tee in einer vorher verpackten Verkaufseinheit an. Diese Weltneuheit stieß bei der Konkurrenz auf Misstrauen, Spott und Verleugnung – bei der Kundschaft auf Begeisterung. Erstmalig wurde der Käuferschaft zugesichert, hierfür stand der Quäker Horniman mit seinem Ehrennamen, dass der Tee sauber und rein war. Also weder gefälscht, noch mit anderen Pflanzen oder mit giftigen Stoffen gemischt war. Da für Quäker Transparenz und Ehrlichkeit wichtiger waren als Profit, gelang es ihm auch die Kundschaft von seinem Qualitätsversprechen zu überzeugen. Die Gewinne seiner Firma waren die Basis für den bis heute aktiven wohltätigen „John Horniman Children’s Trust“.

1852 zog er mit seinem Geschäft nach London, was sich im 19. Jahrhundert zum Epizentrum des westlichen Teehandels entwickelte. Nun erfolgte seine zweite Revolution des Teeverkaufes: Die mechanisierte Abpackung der Teetüten. Hiermit sparte er massiv an Kosten und konnte seine Produktionskapazitäten enorm steigern. Da chinesischer Tee, nach der Etablierung der indischen Teeindustrie, einer gezielten Rufmordkampagne ausgesetzt war, verbreitete sich die Angst vor gefälschten Tee. Hornimans Tee galt als Vorbild und die zum Schutze der englischen Teetrinker entstehende Lebensmittelüberwachung lobte Horniman mehrfach für seinen Tee. In den 1890er Jahren entwickelte sich die Firma zur größten Teehandelsfirma der Welt. Als John 1893 starb verkaufte seine Firma jede Woche 25.000 kg Tee. Er vererbte 90 Prozent seines Vermögens (heute ca. 50 Mio. Euro) an gemeinnützige Institutionen und galt als wichtiger Unterstützer der Anti-Sklaverei Bewegung und Gegnern der Todesstrafe.

Sein Sohn Frederick übernahm das Unternehmen 1869, reiste durch die britische Teewelt und erwarb so viele koloniale Kulturgüter, dass er 1901 das Horniman Museum in London mit einem 65.000 m² Garten eröffnete. Hier sind noch heute rund 350.000 Museumsobjekte  zu betrachten. Der Enkel von John, Emslie, verkaufte die Firma nach dem Ersten Weltkrieg an Lyons Tea, welche wiederum bis zum Zweiten Weltkrieg eine der größten Teefirmen der Welt war. Heute gehört die Marke Horniman zu Douwe Egberts Unternehmensgruppe und ist in Spanien und Ibero-Amerika eine bekannte Teemarke. 

Banks (1743-1820) studierte in Eton und Oxford Naturwissenschaften mit dem Schwerpunkt Botanik. Kurz nach seinem Abschluss gehörte er als einer der reichsten Söhne Englands zu den Finanziers von James Cooks erster Reise. Banks selbst reiste nach Labrador und Neufundland, um neue Tier- und Pflanzenarten zu erforschen. Die zweite Reise von James Cook (1768-1771), jetzt in den Süd-Pazifik, führte er als wissenschaftlicher Leiter. Mit seinem Team sammelte er Belege für Hunderte neuer Arten und Gattungen aus Flora und Fauna. Für seine Zeitgenossen war Cook nur der Schiffsführer und Banks der Star der Expedition. 

In den 1770er Jahren unternahm er weitere Forschungsreisen nach Tahiti, Neuseeland, Australien und Brasilien. Wenn er zwischenzeitlich in London war, warb er Gelder für den botanischen Garten in Kew ein und ließ diesen so zum „Royal Botanical Garden“ werden. Aus dem gesamten Empire sendeten (Hobby-)Botaniker Pflanzenproben nach Kew, um hier untersuchen zu lassen, wo im Empire welche Pflanze den höchsten Profit erwirtschaften könnte. Somit positionierte sich Banks ins Zentrum des Empire Dreiecks aus Forschung, Politik und Landwirtschaft. Manifestiert wurde dies 1778 durch seine Ernennung zum Präsidenten der Royal Society. Bis zu seinem Tod leitete er die Gesellschaft, welche Wissenschaftler im gesamten Empire förderte und koordinierte. Die wichtigsten europäischen Universitäten ernannten ihn zum Ehrendoktor und nahmen ihn in ihre wissenschaftlichen Akademien auf.  

Zusammen mit Francis Baring (Direktor der EIC) und Lord Hawkesbury (Präsident der britischen Handelskammer) eruierte Banks schon in den 1780er Jahren inwiefern Tee im Empire angebaut werden könnte. Neben Indien hatte man die karibischen Inseln im Blick, da dort schon die notwendige Sklavenpopulation existierte. Wenn es darum ging „orientalische“ Pflanzen in das Empire zu bringen, war Banks mit seinem Netzwerk aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft der wichtigste Ansprechpartner. Ziel war immer den teuren Import zu beenden und selbst mit Sklaven ohne Rücksicht auf Indigene eine billige Produktion im Empire zu etablieren. Zimt, Nelken, Muskatnuss, Seide, Karmin und Tee waren seine Lieblingsprojekte. Die Etablierung von botanischen Gärten in Indien um bspw. mit Teeanbau zu experimentieren wurde von ihm jahrzehntelang gefördert. 

Neben der Beschaffung von Pflanzen, was oft illegal geschah, war auch der sichere Transport ins Empire ein Problem. Banks organisierte für einige Schiffe die Ausstattung mit Glaskabinen, sodass diese in einer Art Terrarium verschifft werden konnten. Das Wardsche Gefäß war freilich noch nicht erfunden. Immer wieder erreichten ihn Informationen über chinesischen Teeanbau und Produktion. 1788 verfasste er einen Plan um Tee in Indien mit chinesischen Pflanzen zu produzieren. Aufgrund des noch existierenden Handelsmonopols der EIC mit China fand er aber kaum finanzielle Unterstützung. Vier Jahre später setzte er durch, dass die diplomatische MacCartney Mission nach Peking auch Informationen über Tee sammeln sollte. Sowohl für Banks als auch den englischen Staat war die Reise aber ein Fiasko.  Als 1816 eine kartographische Expedition China erfassen wollte, finanzierte es Banks mit dem Hinweis, auch nach Tee Ausschau zu halten. Da es in Korsika, Süd-Frankreich und Rio de Janero Erfolge beim Anbau der Teepflanze gab, erlebte Banks noch die Antwort auf seine Frage, ob Tee außerhalb von China existieren könne. Nach seinem Tod 1820 offerierte die Royal Society zwei Goldmedaillen für den Mann, der das Teeprojekt ihres ehemaligen Präsidenten Banks vollenden würde. 1840 erhielt Bruce diesen Preis.

Da Banks über Jahrzehnte im kolonial-wissenschaftlichen System für Teeanbau in Indien warb, ist es unsicher ob oder in welcher Form es ohne ihn eine englische Teeindustrie in Indien gegeben hätte. Vorwürfe, dass er das Leid von Millionen von Indigenen in Kauf nahm für den billigen Anbau von Cash Crops sind sicherlich richtig. Aber das gesamte Empire basierte auf der Ausbeutung der Peripherie und somit ist Banks weder besser noch schlechter gewesen als Millionen seiner englischen Zeitgenossen.

Mehr:
Patrick O’Brian: Joseph Banks. A Life, University of Chicago Press, 1997

Auf der Suche nach den endemischen Gewürzen Asiens stießen Portugiesen 1505 auf Sri Lanka („edle Insel“) und begannen sofort mit der Unterwerfung der indigenen Bevölkerung. Anfang des 17. Jahrhunderts lösten Niederländer sie ab und versuchten verstärkt Kaffee anzubauen. Zweihundert Jahre später verleibte sich das britische Königreich Sri Lanka ein und eroberte durch eine brutale Kriegsführung erstmals die gesamte Insel. Die Bäume Sri Lankas wurden für Möbel in England abgeholzt und das entwaldete Gebiet ab 1824 mit Kaffee bepflanzt. 1869 wurde die Pilzerkrankung Kaffeerost auf Sri Lanka entdeckt und raffte in den nächsten zehn Jahren mindestens 30.000 ha der Monokultur dahin. Ersatz wurde kurzfristig in südamerikanischen Chinarinden-Bäumen gefunden. Sie lieferten den Rohstoff Chinin für tonisches Wasser gegen Malaria. Aber die plötzliche Überproduktion ließ den Markt einbrechen und viele Pflanzer gingen Bankrott.

Auf der Loolecondera Plantage, etwa 30 km südlich von Kandy, experimentierte der Schotte James Taylor mit Teepflanzen. Er hatte in Assam die Züchtung von Teepflanzen kennengelernt und arbeitete unermüdlich an der Perfektion von Ceylon-Tee. Die ersten 10 kg hiervon konnten bereits 1873 nach London exportiert werden. Auf der Kolonialmesse 1886 wurde das erste Mal Ceylon-Tee auch so genannt und zählte fortan nicht mehr zu den indifferenten „indischen“ Tees. In den nächsten Jahren vermarktete sich Ceylon („Residenz der Löwen“) als paradiesische Insel und hatte damit in den USA einen klaren Vorteil gegenüber indischem Tee, dem das negative Bild des brutalen Kolonialregimes anhaftete.

An der Wende zum 20. Jahrhundert verschleppten Briten für den massiven Ausbau der Ceylon-Teeindustrie rund 300.000 Tamilen aus Süd-Indien nach Sri Lanka. Religiöse und ethnische Spannungen zwischen Indigenen und den tamilischen Fremdarbeitern führten das ganze Jahrhundert hindurch zu schweren Konflikten mit tausenden Toten und gipfelten im Bürgerkrieg (1983-2009). In den 1970er Jahren wurden die alten britischen Teefirmen Sri Lankas nationalisiert. Zwanzig Jahre später mussten für die Modernisierung der Teeindustrie jedoch wieder private Investoren gefunden werden. Heute arbeiten etwa eine Million Menschen in der Teeindustrie Sri Lankas und bauen ihn auf 200.000 ha an. Die Jahresproduktion liegt bei gut 300.000 t, der zu 90 Prozent traditionell orthodox hergestellt wird. Tee ist damit das wichtigste agrarische Exportgut der Insel.

Bereits im 15. Jahrhundert kämpften Portugiesen einer arabischen Handelsgesellschaft die Küstenregion um das heutige Mombasa ab. Als sie wiederum 1730 von muslimischen Streitkräften besiegt wurden, hatte Portugal kein Interesse mehr am alten Gewürzhandel und benötigte zu dessen Kontrolle auch Mombasa nicht mehr. Die europäische Unterwerfung des kenianischen Binnenlandes erfolgte erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und 1895 wurde das Gebiet britische Kolonie. Obwohl sich das zerfallene britische Weltreich verzweifelt versuchte in Kenia an der Macht zu halten und zehntausende Indigene während der Mau-Mau Rebellion tötete, gelang es Kenia 1963 die Unabhängigkeit auszurufen.

Dank seiner Lage am Äquator, vulkanischer Böden und der Höhenlage kann Kenia das ganze Jahr über Tee produzieren, wodurch eine günstige Massenproduktion möglich ist. Die ersten Teepflanzen wurden hier 1903 angebaut. Diese Pflanzen stehen noch heute im Teegarten Limuru. Der Plantagenbetrieb startete nach dem Ersten Weltkrieg in den fruchtbaren Hochland-Gebieten nördlich von Nairobi und östlich des Victoriasees. Hierfür wurden etwa 40.000 ha Land verstaatlicht. Wie so oft in der Geschichte des englischen Teeanbaus war auch hier ein Schotte Vorreiter: Arnold Butler McDonell (1872-1970) etablierte in der Nähe von Limuru die erste Teeplantage. Je erfolgreicher der Teeanbau voranschritt, desto mehr Land wurde den Indigenen geraubt. Tausende englische Siedler wurden im Heimatland in großen Werbeaktionen angeworben und vor Ort mit bestem Ackerland versorgt. Widerständige Indigene wurden in lebensfeindliche Gegenden getrieben um eine hohe Mortalität zu erreichen. Bis in die 1950er Jahre mussten die ehemaligen Kleinbauern als Zwangsarbeiter tätig sein und durften zuvor selbst keinen Tee anbauen.

Während im Jahr der Unabhängigkeit etwa 18.000 t Tee hergestellt wurden, ist Kenia aktuell mit rund 450.000 t der drittgrößte Teeproduzent der Welt hinter China und Indien. Da vor Ort aber kaum Tee getrunken wird, ist es der größte Exporteur mit England und Pakistan als wichtigste Abnehmer. Tee erwirtschaftet etwa 25 Prozent der Devisen und gibt fast 650.000 Teebauern auf 150.000 ha Arbeit. Die „Kenya Tea Development Agency“ (KTDA) organisiert diese Kleinbauern und ist damit für rund 60 Prozent der Produktion verantwortlich. Aufgrund der zunehmenden Dürreperioden wechseln in Zeiten der Klimakatastrophe Kleinbauern vermehrt zu sicheren Anbauprodukten wie Ananas. Überdies versucht man weiterhin das geraubte Land, auf denen die europäischen Plantagen noch heute stehen, zurückzufordern.

Ein Lapsang Souchong Tee ist nicht immer ein geräucherter Tee. Häufig wird angenommen das Lapsang Souchong einfach „Rauch-Tee“ heißt. Lapsang Souchong ist eine fehlerhafte englische phonetische Übersetzung des chinesischen „Zhengshan Xiaozhong“. Dies heißt korrekterweise „kleine Blätter von Zhengshan“. Zhengshan ist der Name der Teepflanze in der Region um das Dorf Tong Mu (Fujian). Somit ist Lapsang Souchoung übersetzt einfach nur ein Tee von kleinen Blättern aus Tong Mu und Umgebung.

Lapsang Souchong ist nach bisherigem Wissensstand der erste chinesische Schwarztee der kommerziell mit Europa gehandelt wurde. Entstanden ist er aber durch einen historischen Vorfall: In China ist es so überliefert, dass die Bewohner von Tong Mu ihr Dorf vor einer feindlichen Armee während der Tee-Ernte verlassen mussten. Der grüne Tee war nun – nachdem die Menschen wieder in ihr Dorf zurückkehrten – dunkel geworden, also oxidiert, und roch alles andere als köstlich. Also wurden die Blätter über gut duftendes brennendes Pinienholz geräuchert.  Somit gab es wirklich für lange Zeit nur geräucherten Schwarztee aus Xiaozhong. Aber in den letzten 20 Jahren produzierten die Teebauern dort auch viele nicht geräucherte Tees, die natürlich weiterhin von den kleinen Blättern der „Zhengshan“ Teepflanze kommen und somit korrekterweise auch „Lapsang Souchong“ heißen.

Obwohl Tee seit dem 17. Jahrhundert in England bekannt war, verfielen Londoner zu Beginn des 18. Jahrhunderts dem hochprozentigen Gin. Der kollektive Rausch, die Gin-Manie, begann 1689 als der Niederländer Wilhelm III. den englischen Thron bestieg. In Holland war Genever (Malzwein, Wacholder, Kräuter und Gewürze) seit langem beliebt. Je enger die Kontakte mit England wurden, desto mehr schwappte er über den Ärmelkanal und wurde hier kurz Gin genannt.

Als der neue König 1690 die Destillation von Alkohol aus Getreide legalisierte, gab er unbeabsichtigt den Startschuss zur Londoner Gin-Sucht. Wilhelm III. wollte eine heimische Alternative für Brandy ermöglichen, da durch seinen Krieg mit Frankreich dessen Importe entfielen. Ferner wollte er es Bauern ermöglichen ihre überschüssige Weizenproduktion an Destillerien zu verkaufen. Die rund 600.000 Londoner betranken sich aber immer mehr, sodass um 1720 etwa 10 Mio. Liter in ihren Kehlen versickerten. Viele Londoner waren bettelarm und versuchten im Rausch ihrem trostlosen Alltag zu entfliehen. 

Die englischen Brennereien mischten puren Alkohol mit Wasser, Terpentin, Schwefelsäure, Mandeln, Branntkalk, Rosenwasser und Alaun. War das Wässerchen zu sehr verdünnt (unter 40 %), schärfte man mit Pfeffer und Ingwer nach. Ein neues Phänomen der Gin-Manie war die öffentliche Trunkenheit von Frauen. Überall wurde Gin von fliegenden Händlern verkauft, in jeder Taverne ausgeschenkt und selbst kleine Gemüsehändler wurden zu Drogendealern. Der Adel beklagte grade wegen der „Madame Generva“ den Sittenverfall und machte Alkohol für die sozialen Missstände verantwortlich. Aber die größten Trunkenbolde waren die Reichen selbst, die sich seit eh und je betranken, da ja das Gesinde für sie arbeitete. 

Die Unterschicht eiferte nur den adeligen Vorbildern nach. Weil Frauen auch Gin verkauften und so ihre wirtschaftliche Selbstständigkeit erwarben, schrillten bei der Oberschicht die Alarmglocken. Frauen drohten sich aus dem zugedachten Platz in der Gesellschaft zu lösen und so schimmerte der Zivilisationszerfall am bürgerlichen Horizont. Überdies beobachtete man erstmals, dass die Kinder der trunksüchtigen „Mother Gins“ eine hohe Quote an Fehlbildungen hatten. Nicht, dass die reichen Herren sich um die Betreuung der behinderten Kinder der Unterschicht sorgten, aber wer sollte nun die Kriege des Königs führen und auf den Schiffen der reichen Händler arbeiten? 1736 versuchte der Staat gesetzlich den Konsum einzuschränken. Aber die angedachten hohen Gebühren trieben die Gin-Industrie in die Illegalität und dort blühte sie noch stärker auf.

Als 1748, nach dem Erbfolgekrieg mit Österreich, 30.000 Soldaten in London demobilisiert wurden, zogen diese wochenlang betrunken durch die Stadt und ließen jeden selbernannten sittsamen Bürger um sein Leben fürchten. Wenig später wurde letztlich ein Gesetz verabschiedet, dass geringe Lizenzgebühren beim Ausschank erhob, die Brennereien besteuerte und die Kontrollmöglichkeiten verbesserte. Überdies fielen die Ernten um 1750 geringer aus als noch zu Beginn von Wilhelms Herrschaft, sodass kaum noch Getreide zum Brennen zur Verfügung stand. Aufgeschreckt durch diese Gin-Manie priesen immer mehr Mediziner und Pastoren die Vorteile des Tees.  

Mehr: 
Patrick Dillon: Gin. The Much Lamented Death Of Madam Geneva – The 18th Century Gin Craze, London, 2020.

Christliche Missionare entdeckten das heutige Malawi in den 1850er Jahren und empfahlen eine landwirtschaftliche Kolonisierung durch Europa. Hier erprobte ab 1878 der schottische Missionar John Duncan den Anbau von Kaffee, Wein, Tabak und Tee. Damit war Malawi das erste afrikanische Gebiet für Teeanbau. Nachdem auf Sri Lanka ein Pilz die Kaffeemonokultur zerstörte, siedelten dutzende Pflanzer hierhin. Als sie mit Tabak, Kaffee und Tee immer mehr Profit für England erwirtschafteten, entriss man den indigenen Ethnien ihr Land und erklärte es 1891 zum britischen Protektorat Nyasaland. Da Agrarland nun günstig gekauft werden konnte, migrierten tausende Briten in diese fruchtbare Region. Die Indigenen wurden in die Minen des südlichen Afrikas als Zwangsarbeiter verschleppt.

Um 1900 produzierte das Land etwa 1.000 t Kaffee. Insekten, Pilze und das aufstrebende Brasilien disruptierten die Industrie jedoch, sodass Teeanbau mehr Profit versprach. Durch den Ausbau von Straßen und Infrastruktur konnten kurz nach dem Ersten Weltkrieg neue Teegärten öffnen und 1920 wurden 900 t Tee nach London exportiert. In den 1930er Jahren fiel der Tabakpreis, sodass auch aus dieser Branche einige Plantagen zu Tee wechselten. Ein plötzlicher Preiseinbruch 1952 vernichtete die Existenz vieler kolonialer Kleinbauern und große englische Firmen kauften die Ländereien auf. Zum Zeitpunkt der Dekolonisierung 1964 waren rund 20.000 ha mit einem Ertrag von 30.000 t unter Tee.

Malawi, gebeutelt von den Bürgerkriegen der Nachbarstaaten und der Klimakatastrophe, gehört heute zu den ärmsten Länder weltweit. Mit einer Jahresproduktion von etwa 50.000 t ist es hinter Kenia der zweitgrößte Teeproduzent Afrikas. Da es der Industrie gelungen ist starke Gewerkschaften zu unterdrücken, herrscht vor Ort ein niedriges Lohnniveau. Von den 21 Teefabriken gehören 16 englischen Firmen. Rund 90 Prozent der Produktion findet in den großen Plantagen mit ca. 50.000 Arbeitern statt. Die 15.000 Kleinbauern wirtschaften auf kleinen Feldern mit schlechteren Böden. Die Tee-Industrie ist hinter der Tabakwirtschaft der zweitgrößte Arbeitgeber und Devisenbeschaffer Malawis. Die zukünftigen Herausforderungen liegen in der gerechten Bezahlung der Arbeiter, den Unregelmäßigkeiten des Klimas und dem Alter der Teepflanzen. Diesen versucht man durch neue Maschinen, Kultivare, Bewässerungssysteme, Wiederaufforstung, Diversifikation der Produktion und besserer Bezahlung sowie Fortbildung der Kleinbauern zu begegnen.

Ähnlich wie Tee ist Mate mit Kulturgeschichte, Kolonialismus und Traditionen eines fernen Kontinents beladen. In fast jedem Land Südamerikas ist Mate das meistgetrunkene Getränk neben Wasser. Früher wurde es meist aus einem entkernten Kürbis (Kalebasse) mithilfe einer Art Strohhalm (Bombilla) getrunken. Mittlerweile wird es aber in allen Formen und Gefäßen heiß und kalt getrunken.

Entgegen der europäischen Ansicht, dass Jesuiten den Bewohnern des Kontinents das alkoholfreie Gottesgeschenk gaben, um sie vom Alkohol zu befreien, tranken unzählige Ethnien Südamerikas schon vor der Ankunft der kolonialen Eroberer Mate. Zuerst hatten Jesuiten dieses Teufelsgetränk den Einheimischen weggenommen, nur um dann zuerkennen, dass die nun versklavten Indios wesentlich produktiver arbeiteten wenn sie Mate tranken. Durch Jesuiten erreichte Mate auch andere Kontinente, da der Orden global in die Ausbeutung für den europäischen Kapitalismus involviert war.

Bezeichnet man es als Yerba Mate führt man die koloniale Tradition fort. Yerba bedeutet auf Spanisch Gras und so würde man Mategras sagen, Mate sind aber die Blätter eines Baumes. Der Ilex paraguariensis wuchs ursprünglich am atlantischen Urwald des Kontinents – dieser ist aber nahezu abgeholzt. Der Matebaum wurde auch durch das Kolonialregime in ganz Südamerika verbreitet. Heute genießt er Hochachtung in Südamerika, da er über Grenzen hinweg dem Kontinent etwas Vereinendes gibt. Die Pluralität der Menschen und ihrer Kulturen kommt durch die verschiedenen Arten es zu konsumieren und zelebrieren zum Ausdruck. So ist es in Brasilien, etwas ähnlich einigen Varias der japanischen Teezeremonie, das Trinkgefäß in der Gruppe herumzureichen. Dies zeigt eine besondere Wertschätzung. Viele Firmen versuchen Mate mit modischen Gefäßen und Zutaten bei der Jugend als Modegetränk zu etablieren und Verkaufszahlen deuten auch darauf hin, dass es Mate nicht nur getrunken wird, weil das es halt Tradition ist, sondern weil man sich grade wegen seiner gesundheitlichen Vorteile und der leicht veränderten Konsumformen damit modern und gesund fühlen kann.

Mosambik konnte sich erst 1975 von der 400 Jahre dauernden Kolonialherrschaft Portugals befreien. Neben unzähligen Toten wurden auch eine Million Menschen von den Portugiesen in ihre süd-amerikanischen Besitzungen verschleppt. Gold, Elfenbein, Zucker und Sisal waren die wichtigsten Produkte für das Mutterland. Seit den 1920er wurde versucht im nördlichen Bezirk Gurúè Tee anzubauen. Die weißen Teefarmer errichteten bis zur Dekolonisation eine aristokratische Herrschaft die rund 10.000 t pro Jahr produzierte.

Die 1970er und 80er Jahre waren von Bürgerkriegen geprägt. Nach dem Kalten Krieg gelang es vor Ort wieder Tee anzubauen, sodass heute mit der 3.000 ha umfassenden „Monte Metilile“ Plantage hier eine der größten Bio-Plantagen weltweit steht. Insgesamt sind rund 45.000 ha unter Tee. Die Vulkanerde, die Höhe von ca. 2000 m und die saisonale Regenfälle bieten beste Voraussetzungen für Spitzen-Tees, aber wenige europäische und asiatische Firmen haben Interesse daran aus dem guten günstigen Tee einen teuren Premium Tee wachsen zu lassen.

Nichts. So lautet das Fazit der Spurensuche zur Verbindung zwischen dem britischen Adeligen Earl Grey und seinem Tee. Grey war von 1830-1834 englischer Premierminister und war bekannt für seine zauderhaften politischen Launen. Während seines politischen Lebens änderte sich England von einer Agrar- in eine Industriegesellschaft. Er beendete Sklaverei und Kinderarbeit in England. Seine Regierung erhöhte den Anteil der wahlberechtigten Bevölkerung um 60 Prozent auf 200.000. Für all dies kennt ihn heute freilich niemand mehr. Dafür steht sein Name für einen Tee mit dem er nie etwas zu tun hatte.

Grade als reiner Mythos ist Earl Grey Tea ein Beispiel für die langjährige Wirkungsmacht von Werbung und dem Zusammenhang von sozialer Klasse und Teekonsum. Die Geschichten rund um den Earl Grey Tea spiegeln keine historische Realität wieder. Sie sollten es Kunden erlauben ihre Bedürfnisse nach sozio-kultureller Verortung zu befriedigen. Folglich stellt sich die Frage, was wollen die Firmen uns Konsumenten mit Earl Grey Tea verkaufen? Im Fokus des Marketings steht nämlich nicht die Marke, sondern der ubiquitäre Name Earl Grey Tea.
Die verschiedenen Erzählungen zur Entstehung dieses Tees sind sich einig, dass er im 19. Jh. aus schwarzem chinesischen Tee und der mediterranen Bergamotte bestand. Die besten Earl Greys werden heute tatsächlich mit echter Bergamotte aus Kalabrien aromatisiert. Da für einen Liter Bergamotte-Öl aber 200 Früchte benötigt werden, besprühen Teeproduzenten minderwertige Tees mit Aromen aus Chemielaboren. In den 1830er Jahren waren fast alle Tees in Europa von schlechter Qualität. Viele Tees wurden mit anderen Zutaten gemischt oder gar mit gefährlicher Chemie behandelt. Da Bergamotte einen recht starken Beigeschmack hat, wurden besonders miese grüne China-Tees hiermit angereichert. Infolgedessen hatte Bergamotte als Aroma einen verheerenden Ruf. Niemand wäre damals auf die Idee gekommen mit Bergamotte einen Tee zu bewerben.

2012 durchsuchte das ehrwürdige Oxford English Dictionary seinen gesamten Bestand nach „Earl Grey Tea“ und einschlägigen Synonymen. Sie stellten fest, dass 1884 das erste Mal der Begriff Earl Grey Tea Erwähnung fand – 40 Jahre nach dem Tod des Premiers. Bis in die 1920er Jahren hinein erhielt der Eintrag keinen Hinweis auf „allgemein Gebräuchlich“, was ein Indiz dafür ist, dass der Tee die ersten 30 Jahre eine Randexistenz war. Bei einer Konsumentenbefragung 2010 brachten die meisten Engländer Earl Grey Tea mit posh (vornehm, nobel) in Verbindung. Während des Ersten Weltkrieges wurde posh inflationär gebräuchlich. Es war ein Hauch von Snobbery. Diese Zurschaustellung von angeblichem Reichtum unterstützte interdependent den steigenden Teekonsum der unteren Klassen. Der namensinhärente posh Earl Grey Tea war ihr Vehikel zur sozialen Abgrenzung von noch ärmeren Engländern. Die innovativen Teehändler Horniman und Lipton waren Meister darin aus diesen sozialen Entwicklungen und kulturellen Bedürfnissen Kapital zu schlagen.

Die Teeindustrie in Assam, einer der wichtigsten Regionen für die weltweite Teeproduktion, war im 19. und frühen 20. Jahrhundert von verschiedenen Faktoren geprägt, die weit über die weitgehend bekannten wirtschaftlichen und sozialen Aspekte hinausgingen. Krankheiten, Schädlinge und die Verwaltung der Wälder spielten ebenfalls eine zentrale Rolle in der Entwicklung und den Herausforderungen der Teeplantagen in dieser Region.

Die verheerenden Auswirkungen von Krankheiten wie Cholera, Malaria und Schwarzwasserfieber auf die Teearbeiter waren zwar von großer Bedeutung – fanden aber wenig historiographische Beachtung. Die schlechten Lebensbedingungen, die mangelnde medizinische Versorgung und das oft fehlende Verständnis der wissenschaftlichen Grundlagen dieser Krankheiten verschärften die Situation erheblich. Cholera und Malaria wurden durch schlechte Hygiene und das Vorhandensein von stagnierendem Wasser begünstigt, was in den sumpfigen Gebieten Assams, in denen die Plantagen oft lagen, weit verbreitet war. Schwarzwasserfieber, eine besonders schwere Form der Malaria die durch einen Parasiten verursacht wird, stellte eine zusätzliche Gefahr dar. Trotz des Wissens um diese Risiken unternahmen die Pflanzer wenig, um die Situation zu verbessern. Die medizinische Versorgung der Arbeiter war rudimentär, und oft wurde die Schuld für die Krankheitsausbrüche auf die Arbeiter selbst oder auf „klimatische Bedingungen“ geschoben, anstatt auf die unzureichenden sanitären Einrichtungen und Arbeitsbedingungen. Die Kolonialverwaltung erließ zwar Gesetze zur Verbesserung der Hygiene und Gesundheit in den Plantagen, doch diese wurden von den Pflanzern häufig ignoriert oder nur oberflächlich umgesetzt, um die Kosten niedrig zu halten. So blieben Krankheiten eine konstante Bedrohung, die die Arbeitskraft der Plantagenarbeiter schwächte und die Produktion beeinträchtigte.

Neben den Krankheiten stellten auch Schädlinge eine erhebliche Herausforderung für die Teeplantagen dar. Die Pflanzenkrankheiten und Schädlinge, die die Teeblätter und -pflanzen angriffen, waren oft hartnäckig und schwer zu kontrollieren. Besonders problematisch waren Zikaden, Milben und Blattrost. Die westliche Wissenschaft, auf die sich die Kolonialverwaltung stützte, war häufig nicht in der Lage, wirksame Lösungen für diese Probleme zu finden. Stattdessen entwickelten die Pflanzer oft eigene Methoden zur Bekämpfung der Schädlinge, indem sie sich auf lokale Kenntnisse und improvisierte Techniken stützten. Ihre Experimente erwiesen sich oft als effektiver als die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus den britischen Akademien, die in der Praxis in Assam nur begrenzt anwendbar waren. Um die wirtschaftliche Stabilität der Plantagen zu erhalten musste die Pathogene nicht nur bekämpft werden, sondern es mussten effektive Präventions- und Kontrollmaßnahmen durchgeführt werden. Dies war in der abgelegenen und oft schlecht verwalteten Region Assam schwer umzusetzen. Die Pflanzer sahen sich hier erneut mit der Herausforderung konfrontiert, zwischen dem Schutz ihrer Pflanzen und der Minimierung der Kosten zu jonglieren, was zu oft zu suboptimalen Lösungen führte.

Die Rolle der Wälder und des Forstamtes in Assam war ebenfalls von großer Bedeutung für die Teeindustrie. Die Wälder waren sowohl eine wichtige Ressource als auch ein zentrales Thema in den Konflikten zwischen kurzfristigen und nachhaltigen wirtschaftlichen Interessen. Die Wälder wurden für die Teeplantagen gerodet, da sie u.a. als Brennstoffquelle und Baumaterial unverzichtbar waren. Gleichzeitig erkannte die Kolonialverwaltung die Bedeutung der Wälder für eine finanziell nachhaltige Forstwirtschaft. Das Forstamt versuchte die Wälder vor übermäßiger Abholzung zu schützen und gleichzeitig den Bedarf der Teeplantagen an Holz und anderen Ressourcen zu decken. Dieser Balanceakt führte zu ständigen Spannungen mit den Pflanzern und der Konflikt zwischen Erhaltung und Ausbeutung spiegelte die größeren Spannungen wider, die die gesamte Teeindustrie in Assam prägten, und verdeutlichte die Schwierigkeiten, wirtschaftliche Interessen mit ökologischer Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen.

Diese drei Faktoren – Krankheiten, Schädlinge und Wälder – beeinflussten nicht nur die Entwicklung der Teeindustrie in Assam, sondern prägten auch die sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Strukturen, die diese Industrie trugen. Die Geschichte der Teeplantagen in Assam ist somit nicht nur eine Geschichte von wirtschaftlichem Erfolg und imperialer Ausbeutung, sondern auch eine Geschichte von Krankheit, ökologischem Wandel und den ständigen Versuchen, eine fragile Balance zwischen Mensch und Natur zu finden.

Mehr: Arnab Dey: Tea Environments and Plantation Culture – Imperial Disarray in Eastern India

Die Opiumkriege (1839–1842 und 1856-1860) gehören zu den drei großen Demütigungen mit denen „der Westen“ andere Völker erniedrigte. Die anderen beiden sind der Sieg Napoleons 1789 über das Mamelukenheer in Ägypten und die Öffnung Japans durch die amerikanische Navy 1854.

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts hatte China seinen Rang als erste Großmacht Asiens behaupten können. Die vergangenen Feldzüge der Kaiser hatten die Finanzen erschöpft. Die wachsende Bevölkerung war nur durch die Ausweitung der Anbauflächen zu ernähren, was zu ökologischem Raubbau führte. Die Folgen waren Überschwemmungskatastrophen und Hungersnöte – gleichzeitig erodierte Korruption die Verwaltung. Dieser trostlosen Realität versuchte man mit Opium zu entfliehen.

Opium (Opos = Saft) war schon in der griechischen Antike als der Saft der Mohnkapsel bekannt, der Kummer und Schmerz betäubt. Opium hat sich der Mohn übrigens zugelegt, um sich gegen Heuschrecken zu verteidigen. Ein Biss in die Kapsel lähmt die Heuschrecke und führt zum Tod. Das Morphium im Opium blockt bei uns Menschen das Senden des Schmerzsignals. Dadurch entsteht ein Gefühl der Euphorie. Vermutlich verbreitete sich Opium mit den Eroberungszügen von Alexander dem Großen nach Asien. Zur Zeit der Opiumkriege wurde es noch geraucht. Oft auch das Destillat Morphium. Selten war es schon als hochwirksames Heroin verbreitet.

Hatte der Opium-Import um 1800 noch 4000 bis 5000 Kisten à 63,5 Kilogramm pro Jahr ausgemacht, war er 1834 auf 40.000 Kisten gestiegen, was 2,5 Mio. Kilogramm reinem Rauschgift entsprach. Für ein Kilogramm Opium braucht man übrigens etwa 20.000 Kapseln. Diese werden auf etwa 3.000 m³ verteilt. Briten mussten so also etwa 750.000 ha Opium Anbaufläche in Indien haben.

Während China zu Beginn des Jahrhunderts noch einen Überschuss an Silber von umgerechnet 26 Millionen Dollar erzielte (durch Export von Tee/Seide/Porzellan), flossen allein zwischen 1826 und 1836 etwa 38 Millionen Silberdollar in die Hände der britischen Drogenhändler. Das fachte die Inflation an und ruinierte den sich rasant verschlechternden Umtauschkurs zu Kupfermünzen. Beamte versuchten ihre Verluste durch Korruption zu kompensieren und den Bauern und Handwerkern bot ausgerechnet die Opiumpfeife die einzige Chance, diesem Kreislauf aus Hunger, Unsicherheit und Not zu entfliehen. Somit wurde Opium immer wirksamer in der Vernichtung der Gesellschaft.

Ursache des ersten Opiumkrieges war der Unwille der Briten für die in China gekauften Waren (Tee/Seide/Porzellan) weiterhin Silber zu zahlen. Man versuchte seit dem Ende des 18. Jahrhunderts Opium gegen Tee zu tauschen. Je mehr sich die Chinesen hiergegen wehrten, desto energischer wurde der britische Wille mit einem Krieg China zu unterwerfen. Der chinesische Kaiser hatte zwar 1815 den Opiumhandel verboten, konnte aber erst 24 Jahre später mit der Vernichtung des Lagerbestandes in Kanton 1839 einen sichtbaren Erfolg erzielen. Englische Händler flüchteten nach der Verbrennung des Opiums ins benachbarte portugiesische Macao. In England stellte man es so dar, dass die englische Bevölkerung des Handelspostens nun dem Tode nahe sein. Da man dies nicht hinnehmen konnte und sich eh seit Jahrzehnten von China gedemütigt fühlte, war es nun an der Zeit diese imaginäre Rechnung den Chinesen heim zu zahlen.

Die Royal Navy konnte in neun Minuten die gesamte chinesische Marine vernichten, da viele Matrosen opiumsüchtig waren. Ferner schrieb ein deutscher Augenzeuge: „Es war ein ungleicher Krieg, in dem die Chinesen mit hölzernen Sampans gegen gepanzerte Kanonenboote kämpften, mit Lanzen und Schwertern gegen moderne Artillerie, mit Bauernmilizen gegen Berufssoldaten“. Nach drei Jahren diverser Scharmützel entlang des Perlflusses willigte China in einen Friedensvertrag ein. Als künftige Basis für den Handel wurde im August 1840 die Insel Hongkong in der Mündung des Perlflusses besetzt, was am 20. Januar 1841 durch einen Vertrag mit dem regionalen Gouverneur sanktioniert wurde. Am 29. August 1842 wurde vor Nanking einen Vertrag unterzeichnet, der britischen Kaufleuten freien Zugang zu chinesischen Häfen eröffnete, die Abtretung Hongkongs bestätigte und 21 Millionen Dollar von China an Reparationsleistungen forderte.

14 Jahre später erklärten die Briten China erneut den Krieg. Der Anlass: Chinesische Beamte hatten ein unter britischer Flagge fahrendes Schiff aufgebracht, das illegal Opium transportierte, und die Besatzung verhaftet. Mit französischer Hilfe waren die chinesischen Truppen innerhalb von zwei Jahren besiegt. Der neue Friedensvertrag, dem auch Russland und die USA beitraten, erweiterte den Zugang ausländischer Handelsunternehmen nach China. Als sich Kaiser Xianfeng jedoch weigerte, ausländische Botschaften in Peking zuzulassen, wurden die kriegerischen Handlungen wieder aufgenommen.
Der sofortige Sturz des Kaiserreiches konnte nur verhindert werden, da russische Artilleristen mit vermutlich preußischen Kanonen die englische Flotte so stark beschädigten, dass die Briten sich zurückziehen mussten. Dennoch gelang es den Briten und Franzosen den Sommerpalast zu zerstören und damit die größte und wertvollste Sammlung von Schriften die die Menschheit je gesammelt hatte. Hiermit wurde das historische Gedächtnis Chinas ausgelöscht. 300 Wagenladungen voller Juwelen, Seide, Gemälde und Skulpturen, Teppiche, Leuchter und Möbel wurden fortgeschafft. Zur Kriegsbeute gehörten auch fünf kleine Pekinesen, die als Urahnen der europäischen Rassehunde gelten.

Unter Mao wurde jeder, der mit Opium angetroffen wurde sofort erschossen. Dies endete die Herrschaft des Opiums über China. Konservative Schätzungen gehen von 50 Mio. Toten aus – nicht eingerechnet die 25 Mio. Opfer des Taipings-Aufstandes oder die 3 Mio. der japanischen Herrschaft. Ein Nebeneffekt des Opiumhandels war, dass im indischen Anbaugebiet zu wenig Ackerfläche für Nahrung übrig blieb. Insgesamt starben etwa 30 Mio. Inder an Hunger während der EIC-Herrschaft.

Karl Marx resümierte zu den Opiumkriegen: Sklavenhandel hat wenigstens noch ein Interesse den Menschen als lebendige Ware zu erhalten. Beim Opium geht es darum Menschen zu vernichten.

Tee erreichte uns in Ostfriesland über die Niederlande. Sie waren im 17. Jahrhundert die mächtigste Seefahrernation der Welt. Mit ihrer „Vereinigten Ostindischen Handelskompanie“ dominierten Niederländer um 1600 den Handel in Asien und den Import asiatischer Luxuswaren wie Gewürze, Seide und Tee nach Europa. Nachdem wir durch unsere niederländischen Nachbarn Tee kennenlernten, versorgten uns besonders im 19. Jahrhundert die Briten mit Tee. Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts tranken wir vor allem grüne Tees aus China. Erst mit dem Anbau von Tee in Indien durch die Briten gab es schwarzen Tee. Hiermit ersetzen Briten die chinesischen Tees in Ostfriesland und wir wurden zu einem Land von Schwarztee-Trinkern.

Der Teegenuss ist auch noch im 21. Jahrhundert wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens und wird während der sogenannten Teetied zelebriert. Getrunken wird eine kräftige Mischung bestehend aus mehreren Schwarzteesorten, mit kupferroter Farbe und herb-aromatischem Geschmack – der berühmte Ostfriesentee. Früher konnte man durch die dunkle Tassenfarbe die Wertschätzung, die einem als Gast entgegengebracht wurde, ablesen. Je kräftiger der Tee war, desto mehr Blattmasse wurde von der Hausfrau verwendet. Tee war ein absolutes Luxusgut und eine starke Tasse Tee konnte schon die Haushaltskasse belasten. Mit dem Aufkommen der „britischen“ Schwarztees aus Indien war es dann wesentlich günstiger eine dunkle Farbe in die Teetasse zu zaubern. Dieser sogenannte Besuchstee hat sich bis heute gehalten.

Mit dem viktorianischen Zeitalter etablierte sich das gemeinsame Trinken einer Tasse Tee zu Hause. Zuvor war es nur Männern vorbehalten in einem Kaffeehaus bei der Zeitungslektüre ein Heißgetränk wie Tee zu genießen. Bevor man Tee am heimischen Tisch trank, war es beliebt, sich in öffentlichen Gärten zu treffen oder einen Tanztee zu veranstalten.

Zu einer echten ostfriesischen Teezeremonie gehört neben der wohltuenden Ostfriesenmischung auch die richtige Zubereitung. Der Tee wird nicht gerührt, sondern in drei Schichten aus Sahne („Wulkje“), Tee und Kandiszucker („Kluntje“) getrunken. Wird der Teelöffel in die Tasse gelegt, weiß der Gastgeber, dass kein weiterer Tee gewünscht ist. Das gemeinsame Trinken einer Tasse Tee ist bis heute gelebtes Kulturgut und Ausdruck ostfriesischer Gastfreundschaft. Seit 2016 ist die Ostfriesische Teekultur ein von der UNESCO anerkanntes immaterielles Kulturerbe.

Neben dem echten Ostfriesentee gibt es zwei weitere wichtige Zutaten zu einer ostfriesischen Teezeremonie: Zeit und Porzellan. Während der Teezeit, den traditionellen  Elf- und Dreiührtjes, lassen wir Ostfriesen uns nur ungerne durch alltägliche Dinge stören.
Porzellan kam, genau wie Tee, über niederländische Händler im 17. Jahrhundert aus China nach Ostfriesland. Häufig war das Porzellan mit den damals in China modischen Blumenmustern verziert und wurde meist lose in den Teekisten transportiert. Es war in Europa noch weitestgehend unbekannt und erfreute sich schnell hoher Beliebtheit.

Die Kunsthandwerker in Ostfriesland erfanden mit der Zeit immer filigraneres Zubehör wie silberne Zuckerzangen oder Sahnelöffel für die ritualisierte Teezeremonie. So konnte man erst elegant den kleinen Klumpen Zucker (Kluntje) in die Tasse legen, dann den Tee neben den Kluntje in die Tasse gießen und schlussendlich mit dem gebogenen Löffel die Sahne gegen den Uhrzeigersinn an den Tassenrand geben und durch diese Wolke (Wulkje) der Tasse ihre Krone aufsetzen.

Lokale Künstler bemühten sich immer wieder das Porzellan mit ihren eigenen Motiven zu verzieren. Aber weder deren Kreativität noch die kommenden Jahrhunderte änderten etwas an der noch immer großen Beliebtheit der Ostfriesenrose. Sie ist keine spezielle Rosenzüchtung von uns Ostfriesen, sondern ein Motiv, das um 1800 die Porzellanmanufaktur Wallendorf aus Thüringen bei uns zu verkaufen begann. 

Nachdem Osmanen 1453 das oströmische Reich besiegt hatten, blockierten sie den Asienhandel der christlichen Europäer auf der Seidenstraße. Portugal, die zum damaligen Zeitpunkt größte europäische Seemacht, startete in ein Zeitalter der Entdeckungen. Es gründete ein globales Kolonialreich und importierte exotische Gewürze nach Europa. Im 17. Jahrhundert wurde der Ostindienhandel durch Stoffe wie Seide und dem stetig wachsenden europäischen Teedurst geprägt. Mittlerweile hatten aber Niederländer die internationalen Wasserwege und einige portugiesische Besitzungen erobert. So kam 1610 das erste Mal Tee als Handelsware auf niederländischen Schiffen nach Europa.

Das benachbarte Ostfriesland wurde vor allem über Geschichten des sagenhaften Reichtums Asiens in diese rasante Entwicklung hineingerissen und hunderte junge Ostfriesen gingen nach Amsterdam, um auf einem Ostindienfahrer anzuheuern. Dass die Reise und der Aufenthalt in Süd-Ostasien oft tödlich endete war vielen nicht bewusst. Das Leben an Bord wurde durch das Wetter (von eiskalten Stürmen bis sengender windstiller Hitze), harter Arbeit, wenig Platz, Mangel an Nahrung und Hygiene bestimmt. Von den knapp eine Million Europäern, die auf den holländischen Schiffen nach Asien fuhren, sahen nur etwa 30 Prozent ihre Heimat wieder.

Der größte Feind der Seeleute war Vitaminmangel. Es war damals noch nicht bekannt, dass Obst und Gemüse lebenswichtig sind. Jedes Schiff wurde mit lebendigem Vieh auf die Reise geschickt, damit wochenlang frisches Fleisch zur Verfügung stand. Aber deren Fäkalien waren Keimzellen für viele Krankheiten. Der Zusammenhang von Sauberkeit und ansteckenden Infektionen war ebenfalls noch nicht bekannt. Überdies waren die Frischwasserfässer oft von Fliegen und deren Eiern verunreinigt – ganz abgesehen von den Tropenkrankheiten die durch ihre Stiche übertragen wurden. Schon im antiken Rom wusste man, dass Fliegen besonders in schlechter Luft (mal aria) uns Menschen schaden.
An Land fand man Tiere und Pflanzen die noch nicht erforscht waren und aß nach bestem Gewissen oft etwas, das sich später als giftig herausstellte. Selbst wenn man all dies überlebte, konnte man durch Scharmützel mit lokalen ethnischen Gruppen, Piratenübergriffe, einen schlechten Verlierer beim Würfelspiel an Bord oder einen Neider, der es auf die angeblichen Schätze in der persönlichen Seemannstruhe abgesehen hatte, sterben.

Robert Fortune (geb. 1812 in Schottland – gest. 1880 in London) war ein Botaniker und Pflanzenjäger. Er hatte keinen akademischen Abschluss, konnte jedoch durch sein Talent und seine harte Arbeit einige wichtige englische Botaniker von sich überzeugen. Er wurde 1842 von der königlich-botanischen Gesellschaft Britanniens auserwählt als erster Europäer in China Pflanzen zu erkunden, katalogisieren, erforschen und alles, aus dem man vielleicht Profit schlagen könnte, aus China zu schmuggeln.

Bis zum ersten Opiumkrieg (1839-1842) waren Europäer nur im Hafen Kanton zugelassen. Nach dem Krieg und dem Vertrag von Nanjing (29.08.1842) musste China nicht nur den Briten das Monopol im Opiumhandel zugestehen, sondern auch weitere Häfen (Xiamen, Fuzhou, Ningbo und Shanghai) für den Handel öffnen. Ins Hinterland durfte aber noch immer kein „Weißer“. Somit war es für Fortune durchaus gefährlich sich illegal im Landesinneren zu bewegen. Immer wieder hatte er Probleme mit Piraten, Landräubern oder Mobs von aufgebrachten Chinesen als sie entdeckten, dass sich ein weißer unter ihnen befand. Er war – bis auf eine Fieberkrankheit – aber nie wirklich in Lebensgefahr. Drei Jahre war er im süd-östlichen China unterwegs und sammelte hunderte von Pflanzenproben. Fortune wurde so zu dem einzigen britischen und damit auch europäischen Experten für chinesische Pflanzen.

Zurück in England konnte er nun sich und seiner kleinen Familie ein Leben „der gehobenen“ Mittelklasse finanzieren und arbeitete in einem botanischen Garten vor den Toren Londons. Er schrieb ein Buch über seine drei Jahre in China und veröffentlichte viele kleine Schriften zur chinesischen Flora. Im England des 19. Jahrhunderts waren zwei Dinge von großer Faszination: Pflanzen und Asien – und er war für beides der einzige Experte. Er hatte viele soziale Treffen und konnte sich in einer Gesellschaftsschicht, als beliebter Gast bewegen, die er sonst nie hätte erleben können. Eigentlich hätte er nun zufrieden sein können: Er leitete einen kleinen aber angesehen botanischen Garten bei London, der Welthauptstadt des 19. Jahrhunderts, er war in einem eigenen Haus mit Frau und Kind gut untergebracht, er hatte sogar eine Dienstmagd und war in der, von reichen adeligen Akademikern dominierten, Welt der Botanik zu dem Chinafachmann aufgestiegen. Doch er war nicht nach China gegangen weil er musste – sondern weil er wollte. Und der Abenteurer in ihm langweilte sich. Nach einigen Jahren hatte er seinen Bestand an exotisch-chinesischen Pflanzen verkauft und eigentlich auch mit jedem gesprochen und zum Dinner gegessen der sich für seine Abenteuer in China und sein Wissen über chinesische Flora interessierte. Somit war es für ihn ein großer Glücksfall, als ihn 1847 die EIC ansprach, ob er nicht für sie in China Teepflanzen und das Rezept zur Teeherstellung beschaffen könne. Sie boten ihm 500 % vom aktuellen Gehalt und das Recht an jeder Pflanze, die er neben der Teepflanze noch so finden würde. Somit konnte der Pflanzenjäger Fortune gar nicht anders als ja sagen.

Fortune lebte in einer Zeit in der die Industrialisierung England veränderte. Er konnte mit einem Zug fahren und mit Gaslichtern sein Haus beleuchten. Je mehr Menschen in die Städte (zu den Fabriken) zogen, desto mehr verloren sie ihren Bezug zur Natur. Botanische Gärten waren also nicht nur für die Forschung an den Pflanzen da, sie waren auch das einzige Stück Natur in manchen Städten. Fortune leitete einen botanischen Garten und hatte u.a. die Aufgabe herauszufinden mit welchen Pflanzen man welches Produkt verkaufen konnte. Ferner sollte gezeigt werden, welche Vielfalt an Pflanzen das globale Königreich England besaß. Als Linné anfing die Pflanzenwelt zu systematisieren, war auf einmal der Wunsch da, alles überall zu klassifizieren und damit die Welt zu verstehen. Jeder Forscher musste in die weite Welt aufbrechen und entdecken. So war auch Fortune in gewisser Weise in England unbefriedigt und hoffte auf eine erneute Reise nach Asien. Diese sollte nun 1848 erfolgen.

Bisher hatte die EIC es nicht geschafft in Indien Tee in einem Ausmaße und einer Qualität zu produzieren, die dem chinesischen Tee gleichwertig gewesen wäre. Man hatte durch den Opiumhandel China destabilisiert und es mit dem Opiumkrieg weiter an den Rand des Abgrunds gebracht. Die EIC hatte somit zwei Ängste: Würden die Chinesen selbst Opium produzieren und wären dann nicht mehr auf die bengalische Droge der Briten angewiesen? Dann müsste man den Tee wieder mit Silber bezahlen und würde keine Gewinne mehr erwirtschaften. Und: würde China in Zukunft noch ein zuverlässiger Handelspartner sein? Nun wo Rebellengruppen das Land (durch Opium[kriege] geschwächt) immer weiter verunsicherten. Es war also für die EIC und fast für das britische Empire von existentieller Wichtigkeit die Geheimnisse des Tees zu lüften. Fortune – als DER Experte für chinesische Pflanzen – sollte nun die Grundlagen für die britische Teeproduktion in Indien aus China beschaffen. Dies waren Teepflanzen, Teesamen, Teebauern und eine Herstellungsanleitung.  Tee war in China heilig und vor Ausländern streng behütet. Tee war für China die wirtschaftlich wichtigste Pflanze. Es ging Fortune also darum das bestgehütetste Agrar-Wirtschaftsgeheimnis des Kaiserreiches zu stehlen.

Bevor Robert Fortune den Auftrag zur Industriespionage bekam (seine zweite Reise) hatte man in Darjeeling riesige Landflächen den Einheimischen abgenommen. Rund 45.000 ha standen als Kultivierungsfläche zur Verfügung. Pro Jahr wollte man etwa 10 Millionen Pfund Profit erwirtschaften. Jetzt brauchte man Tausende chinesische Pflanzen. Fortune musste diese beschaffen. Hierbei war noch gar nicht die Rede von den 300.000 ha Dschungel die einige Jahre später in Assam für Teeplantage gerodet wurden und den Assamesen genommen wurden.

Er reiste über die Hafenstadt Shanghai ein – nach dem ersten Opiumkrieg nun auch für den Westen geöffnet – und engagierte zwei Helfer die aus der Region Anhui stammten. Dort war angeblich einer der besten chinesischen Tees zu finden. Die zwei waren seine Dolmetscher, Bodyguards, Tourguides, Teeexperten uvm. Ohne sie hätte er kaum einen Fuß außerhalb Shanghais setzen können – aber so drang er tiefer ins Hinterland ein als jemals ein Brite zuvor. Er verkleidete sich, frisierte seine Haare nach chinesischer Mode und wurde wann immer er mit Offiziellen zusammentraf vorher geschminkt. Alles damit er nicht als Brite auffiel. Kein Nicht-Chinese durfte das Landesinnere betreten. Bei Entdeckung hätte ihm der Tod gedroht. Überdies wäre er ein leichtes Ziel für Entführer, Piraten und Banditen gewesen, die Lösegeld hätten erpressen können. Er sprach wenig und sehr gebrochen Mandarin und wurde von seinen Helfern als Pflanzenenthusiast und Händler aus dem Norden vorgestellt. Da Fortune noch dachte, dass grüner und schwarzer Tee von 2 Pflanzen mit unterschiedlichen Umweltbedingungen stammen, plante er Reisen in verschiedene Regionen. Seine Aufgabe war es aus den besten Regionen Pflanzen und Samen so nach Indien zu transportieren, dass dort sofort hochwertiger Tee hergestellt werden konnte.

Fortune entdeckte bei seinem ersten Besuch in einer Teefabrik, dass grüner und schwarzer Tee aus den Blättern ein und derselben Pflanze hergestellt werden. Er beobachtete als erster Europäer den gesamten Herstellungsprozess. Dies war revolutionär und entscheidend für die spätere indische Teeindustrie. Aber er sah in China auch wie Tee, der für Europa bestimmt war, mit „Preußisch Blau“ – einem gesundheitsgefährdendem Zyanid und Gips bearbeitet wurde. Dies taten sie nicht um uns zu vergiften, sondern damit die grünen Blätter auch noch auf dem europäischen Verkaufstisch grün waren. Dies wurde von den Briten später benutzt um China-Tee als „Drachengift“ zu verleugnen: Mit Fortunes Berichten – die 1851 in London präsentiert wurden – legte man den Beweis vor, dass China Europa vergiften will. Der Absatz von China-Tee brach ein und der indische (britische) Tee setzte sich durch. Den Chinesen fehlte jedes Verständnis dafür, dass wir Europäer den Tee mit diesen Giftstoffen haben wollten (damit er grün aussieht) und dies verstärkte das Bild des europäischen Barbaren natürlich vor Ort. Neben Chinesen waren es aber vor allem Engländer selbst, die Teelieferung färbten und mit verschiedensten Stoffen mischten, damit der grüne Tee so aussah wie wir Europäer dachten, dass er aussehen müsste.

Das was Fortune in Anhui an Pflanzen und Samen mitnahm wurde von der Firma Dent & Co. in Shanghai eingelagert und nach Indien versendet. Der Seniorchef der Firma war ein begeisterter Gärtner und half Fortune gerne beim Export von chinesischen Pflanzen. Die Firma verdiente ihr Geld im Opiumhandel – der dann Dank der logistischen Leistung der Firma beim Versand der Teepflanzen einbrach. Als man kein indisches Opium mehr gegen China-Tee tauschen musste, weil man nun selbst in Indien Tee herstellte, ging die Firma Bankrott. Hätten sie Fortune nicht geholfen, hätten sie noch viele Jahre weiter Geld an der Opiumdroge verdienen können. Überdies leistete der chinesische Gärtner der Firma ihm unbezahlbare Dienste bei der Verpackung der Pflanzen für den Transport. Auch hier ist es wieder eine Person und ein Zufall der half die Weltgeschichte massiv zu verändern.

Fortune plante seine Pflanzen und Samen nach Kalkutta zu senden. Der dortige botanische Garten war gut 100 ha groß und der Chefbotaniker – Falconer (Prof. für Botanik) – war seit über 10 Jahren damit beschäftigt indischen Tee genießbarer herzustellen. Da die wilden Pflanzen besonders aus der Region Assam noch keine großen Mengen an „leckerem“ Tee lieferten, war er auf Fortunes China-Tee angewiesen. Nun erhielt er aus China sehr gute Pflanzen und entwickelte hunderte Kreuzungen die später in Darjeeling und Assam blühen sollten. Der Vorgänger von Falconer hatte die gesamten 1820er und 30er Jahre damit verbracht zu behaupten, dass es keinen indischen Tee gäbe. So wurde nie systematisch nach indischen Teepflanzen gesucht. Zu diesem Zeitpunkt hatte die EIC auch noch das Handelsmonopol mit China und es war nicht nötig Tee in Indien anzubauen.

Fortune sendete 1849 dann auch wirklich die große Anzahl von 13.000 Stecklinge und rund 10.000 Samen nach Kalkutta. Da das Schiff erstmal nach Ceylon fuhr und dann erst nach Kalkutta dauerte die Reise zwei Monate. Mehr als 90 % der Ladung waren tot. In Kalkutta tat es Falconer in der Seele weh, dass die Pflanzen gen Himalaya geschickt werden mussten, um dort im botanischen Garten von Jameson getestet zu werden. Jameson war ein schlechter Botaniker und er baute die Pflanzen falsch an (wie Reis). Nur 1 % überlebte unter ihm. Also war Fortune erneut gefragt und musste wieder in China auf Raubzug gehen.
Aus der Region Fujian bemühte sich Fortune im Sommer 1849 dann Pflanzen zu erhalten die den angeblich besten schwarzen Tee lieferten. In den Wu-Yi Bergen wurde der beste Bo-He (roter Tee) der Welt hergestellt. In England nannte man in Bohea. Seine Geheimnisse zu lüften, dass war eines der wichtigsten Ziele für Fortune. Er entdeckte, dass Tee sehr arbeitsintensiv war und im Vergleich zur gepflückten Kilomenge nur wenig Teeaufguss ergab (5:1).

Aus den Wu-Yi Bergen kam und kommt auch der Da Hong Pao Tee. Übersetzt heißt es Rote Robe und bezieht sich darauf, dass um das Jahr 1000 ein chinesischer Kaiser durch Tee aus dieser Region von seinem Fieber geheilt wurde. Er schenkte dem Mönch eine rote Robe, damit der Teestrauch gut überwintern kann. Tee von diesem Feld kostete ein Vermögen. Mit den Stecklingen klonte man über hunderte von Jahren die ursprüngliche Pflanze und Fortune konnte recht simpel diesen himmlischen Tee trinken und seine Pflanzen mitnehmen. Heute kosten 100g um die 15 €. Fortune war hier in einem Kloster untergebracht und als er den Mönchen das Da Hong Pao Rezept stahl, war dies der einzige Moment in den Jahren seiner Raubzüge, in dem er Scham zeigte. Die Spiritualität und die Gastfreundschaft der Mönche war selbst für einen zeittypsichen eurozentristischen Rassisten wie Fortune entwaffnend.
Während Fortune von Wu-Yi mit seiner Beute in Richtung Shanghai reiste, erlebte er auch immer wieder die Ausmaße der Opiumsucht. Um 1850 exportierten die Briten Opium im Wert von knapp 1 Mrd. Euro (heute gerechnet) nach China. Heute geht man davon aus, dass fast 70 Prozent von Armee und Landbevölkerung süchtig nach Opium waren.

Opium wurde von den Holländern als Handelsgut nach China eingeführt. Man tauschte es in geringen Mengen in Batavia gegen Tee. Opium war erst eine teure Droge der Oberschicht und sickerte langsam in untere Bevölkerungsschichten. Es war besonders wegen seiner schmerzstillenden und allgemein beruhigenden Wirkung bei der hart-arbeitenden Bevölkerung beliebt. Es führte jedoch dazu, dass das gesamte Volk in Lethargie verfiel und damit auch das Kaiserreich in sich zerfiel. Wie nur etwas später der kranke Mann am Bosporus (Osmanisches Reich) von den Europäern auseinander genommen wurde, demontierte man China und nahm sich an Wissen, Menschen und Regionen was einem beliebte. Das opiumsüchtige Volk der Han war nicht mehr in der Lage das Jahrtausende alte Reich zu verteidigen.

Nachdem Fortunes Pflanzen aus dem Grün-Tee Bereich Anhui durch Versagen der in Indien Beteiligten zu 99 % zerstört worden waren, experimentierte er in Shanghai weiter mit dem Wardschen Gefäß (Wardian Case) und es gelang ihm verschiedene chinesische Pflanzen(samen) nach Indien zu exportieren. Da nun alle Beteiligten wussten wie sie mit der Ware umzugehen hatten, sandte er dann seine Wu-Yi Pflanzen nach Indien und die große Mehrheit kam in den botanischen Gärten des Himalayas an. Nun konnte dort aus Tausenden Wu-Yi Samen Klone dieser exzellenten Pflanzen gezüchtet werden. Ein Grund warum Darjeeling-Tee noch heute so beliebt ist und als „Champagner unter den Tees“ bezeichnet wird, ist somit seine Da-Hong-Pao Basis.

Durch Fortunes Erfolge und Transportmethoden war es auf einmal möglich ganze Pflanzenarten über Kontinente hinweg zu verpflanzen und sie an ganz neuen Orten zu bewundern oder auszubeuten. Aber Fortune nahm nicht nur Pflanzen aus China mit nach Indien – auch Menschen. Viele Söhne von Teebauern wurden mit diversen Versprechen über Mittelsmänner angeworben. Offiziell durfte kein Chinese sein Land verlassen. Er war Besitz des Kaisers. Aber durch Korruption und den Staatszerfall nach dem ersten Opiumkrieg war es möglich Tausende Chinesen für Minen- und Eisenbahnbau in die USA zu bringen und Fortune konnte Hunderte Teebauern nach Indien bringen. Dies erledigte für Fortune wieder die Firma Dent & Beale (in Kanton/Shanghai/Hong Kong eine der „ältesten“ europäischen Firmen). Der Menschenraub über Shanghai für das britische Empire nahm extreme Ausmaße an – da man den Wegfall der afrikanischen Sklaven ausgleichen musste. Der Begriff „shangheid“ etablierte sich weltweit wenn man nicht das Wort „Menschenraub“ in den Mund nehmen wollte. Die Arbeiter waren für mind. drei Jahre unter Vertrag und erhielten einen überdurchschnittlichen Arbeiterlohn. Da sie aber hohe Strafen zahlen mussten, wenn sie gegen ihren Vertag verstießen (wozu schon Krankheit) zählte, waren sie de facto Zwangsarbeiter.

Im Himalayagebiet – besonders in Darjeeling – wartete man auf die guten chinesischen Pflanzen und Arbeiter. Jeder Teegarten bekam einen Chinesen. Am Ende seiner zweiten Chinareise traf sich Fortune für eine Woche mit Archibald Campbell, (Gründer des Darjeeling Tee) und dem für das Himalayagebiet zuständige Botaniker Jameson (der die erste Ladung Tee von Fortune zerstörte) und um ihr jeweiliges Wissen über Tee zusammenzutragen und damit die Wissensgrundlage für den Anbau in Darjeeling und Umgebung zu erschaffen.

Fortunes Erfolg war eine Katastrophe für China. Obwohl Tee fast nur gegen Opium getauscht wurde, kaufte nun erst recht keiner mehr chinesischen Tee. England übernahm mit seinem Darjeeling und Assam Tees die gesamte westliche Teewelt. Durch Fortune wurde das tausend Jahre alte Teemonopol der Chinesen gebrochen. (Japan wird nicht gerechnet, da sie Ende des 19. Jh. nicht exportierten). Nach seiner Rückkehr 1851 und der erfolgreichen Ansiedlung der Teepflanze in Indien reiste Fortune noch zwei Mal nach China und einmal auch nach Japan. Über 120 Pflanzen wurden nach ihm benannt.

Aufgrund des Gebietstausches im Helgoland-Sansibar-Vertrags von 1890 zwischen England und dem Deutschen Reich war Ruanda bis zum Ende des Ersten Weltkrieges eine deutsche Kolonie. Die erste Missionsstation öffnete 1900 und der erste Militärstützpunkt 1907. Bereits zehn Jahre später verlor das Deutsche Reich die Kolonie an Belgien. Sie führten 1952, nur zehn Jahre vor der Unabhängigkeit, Tee in Ruanda ein. Die beiden Kolonialherren regierten das Land vor allem durch eine gezielte Verschärfung des Konflikts zwischen den bäuerlichen Hutu und den viehzuchttreibenden Tutsi. Nach der Unabhängigkeit dominierten Bürgerkrieg und der Genozid von 1994 Nachrichten aus Ruanda.

Erst im 21. Jahrhundert gelang es dem Land und auch seinem im Teeanbau eine gewisse Stabilität zu erreichen. Seit der Privatisierung der Teewirtschaft 2012 dominieren große Plantagen ausländischer Firmen den Markt. Heute beträgt die Anbaufläche 25.000 ha und Tee macht rund 15 Prozent der Exportgewinne aus. Etwa 60.000 Menschen sind im Teebereich tätig und damit ist es die drittgrößte Branche des Landes. Aufgrund der guten Böden, Höhe der Teegärten und Witterung besitzt Ruanda das Potential für Spitzen-Tees. Die ausländischen Fabrikbesitzer produzieren aber fast nur CTC Tee für englische und arabische Teemischungen. Besonders die Klimakatastrophe bedroht durch Extremwetter, wie Hitzeperioden und starke Regenfälle die Teewirtschaft.

Portugal entdeckte das heutige Tansania auf der Suche nach Flottenstützpunkten für die Indienreisen im 15. Jahrhundert. Mit der omanischen Eroberung Ostafrikas im 17. Jahrhundert fielen auch die europäischen Brückenköpfe wieder in arabische Hände. In 1840er Jahren entdeckten Europäer das Gebiet um den Kilimandscharo wieder und ab den 1880er Jahren gründete der deutsche Carl Peters hier sein privatwirtschaftliches Kolonialreich Tanganyika. Aufstände der indigenen wurden vom deutschen Militär die gesamte Kolonialzeit niedergeschlagen und führten zu rund 200.000 Toten. Im Ersten Weltkrieg gerieten zehntausende Zivilisten zwischen die Kriegsparteien bis England letztlich den Sieg errang.

In den fruchtbaren nördlichen Höhenlagen bauten deutsche Siedler ab 1902 Tee an. Sie durften ihre Farmen bis zum Zweiten Weltkrieg behalten und produzierten 1939 etwa 23 t Tee. Unter britischer Herrschaft wurde der Teeanbau in den 1950er Jahren forciert und 1960 konnten 3.800 t nach England exportiert werden. Nach der Unabhängigkeit 1964 begannen auch Kleinbauern mit der Teekultivierung.

Heute gehört Unilever zu den größten Produzenten in Tansania. Fast die gesamte Ernte wird auf Plantagen erwirtschaftet die ausländischen Firmen gehören. Die etwa 30.000 Kleinbauern produzieren etwa 30 Prozent der Jahresernte. Durch Revitalisierung von alten Farmen, Modernisierung der Produktion und Fortbildung der Kleinbauern soll der Ertrag im nächsten Jahrzehnt um 50 Prozent steigen. Zurzeit liegt die Anbaufläche bei gut 20.000 ha.

Der Vorläufer des modernen Tea-Tastings war in China jahrhundertelang wohlhabenden Genussmenschen vorbehalten. Man traf sich in der Natur um die Teesorten der Region zu probieren und philosophierte über Literatur und Kunst. Die besten Sorten wurden bei kleinen Wettbewerben ausgezeichnet.

In Europa entwickelten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in London die ersten Tea-Taster. Mittlerweile konnten es sich mehr Briten leisten Tee zu trinken und die Kunden verlangten nach gleichbleibendem Geschmack und guter Qualität. Somit testeten erfahrene Mitarbeiter der Teefirmen in London die neu eingetroffenen Ernten und begannen mit ausgewählten Teesorten Mischungen gleichbleibender Qualität zu erstellen.

Heute werden bei Teefirmen pro Jahr zehntausende Teesorten verkostet. Abhängig von dem Ursprungsland, dem Anbaugebiet, dem Teegarten, dem Erntezeitpunkt und der Verarbeitung verändern sich Geschmack, Geruch und Farbe des Aufgusses. Erfolgreiches Tea Tasting ist eine Sache der Erfahrung. Die Voraussetzung für den Beruf ist neben einer kaufmännischen Ausbildung Geduld, Liebe zum Produkt und Weltoffenheit. Hilfreich ist der Verzicht auf scharfe Gewürze, Rauchen, harte Alkoholika oder auch Kaffee.

Weltweit hat sich ein standardisierter Ablauf etabliert: 2,86 Gramm Tee werden erst mit frisch aufgekochtem Wasser fünf Minuten im Tea Taster Pot ziehen gelassen. Anschließend in den Tea Taster Cup gefüllt und mit einem Löffel probiert. Nach diesem Schlürfen wird der Tee in ein Spittoon gespuckt und der nächste Tee getestet.

Ablauf eines Tea-Tastings: Zuerst werden auf einem langen Tisch bei natürlichem Licht verschiedene Teemuster gleicher Blattgröße und Anbaugebiete aufgereiht. Mit einer Handwaage wiegt man von den einzelnen Tee-Mustern genau 2,86 Gramm ab und füllt diese jeweils in einen Porzellanbecher mit Deckel (Tea Taster‘s pott). Das genaue Gewicht entspricht der zeitgenössischen englischen 6 Pence Münze. Den abgewogenen Tee brüht man mit aufgekochtem Wasser auf und lässt ihn genau fünf Minuten ziehen. Die zubereiteten Aufgüsse gießt man jeweils in eine Porzellanschale (Tea Taster‘s cup). Die aufgebrühten Teeblätter (Infusion) werden auf Farbe und Beschaffenheit begutachtet und auf Geruch getestet.

Der Tea Taster geht nun mit einem Löffel von Probe zu Probe. Er schlürft, schmeckt und spuckt den Tee in einen Behälter (Spittoon). Das Schlürfen ist von großer Bedeutung, denn der dabei eingesogene Sauerstoff sorgt für eine höhere Geschmacksempfindlichkeit und verteilt den Tee weiträumig im Mund.

Nach der arabischen Eroberung von Konstantinopel suchten Europäer nach einem Seeweg für den asiatischen Gewürzhandel und unterwarfen hierbei die Küstenregionen Afrikas. Die Ausbeutung afrikanischer Menschen und Ressourcen wurde als Menschheitsverbrechen Sklaverei zu dem entscheidenden Faktor für den bis heute anhaltenden Wohlstand in Europa.

Die Eroberung des afrikanischen Binnenlandes und damit die Entdeckung von potentiellen Anbauregionen für Tee erfolgte erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Ohne Rücksicht auf die lokale Bevölkerung wurde der Kontinent unter den europäischen Staaten aufgeteilt, sodass noch heute Bürgerkriege und Armut hier ihre Wurzeln haben. Am Übergang zum 20. Jahrhundert intensivierten Europäer die Ausbeutung ihrer Kolonien und vermehrten ihren Besitz in Afrika mit großer Unterstützung der Kirchen, die in Afrika auf große Missionserfolge hofften. Jetzt wurden die ersten Teepflanzen in Versuchsgärten angebaut, aber in der Regel gab es keine nennenswerte Teeindustrie in Afrika vor dem Ersten Weltkrieg. Der Ausbau von Infrastruktur und großen Plantagen wurde für eine exportorientierte landwirtschaftliche Produktion in den 1920er Jahren ohne auf die Bedürfnisse der vor Ort lebenden Indigenen Rücksicht zu nehmen vorangetrieben. Hungersnöte, Vertreibung und Niederschlagung von Aufständen gehörten zum kolonialen Alltag. Häufig durften Afrikaner selbst kein fruchtbares Land mehr besitzen oder gar ein Kolonialprodukt wie Tee anbauen.

Besonders nach dem Ende der britischen Herrschaft in Indien geriet Afrika als Teeanbauregion in den Fokus der englischen Lebensmittelindustrie. Die letzten zwanzig Jahre bis zur Unabhängigkeit der afrikanischen Staaten in den 1960er Jahren waren durch erbitterte Abwehrkämpfe der europäischen Kolonialmächte gekennzeichnet, denen hunderttausende Indigene zum Opfer fielen. Parallel lief eine intensive Forcierung der Plantagenwirtschaft, sodass jährlich zehntausende Tonnen von Tee von den Zwangsarbeitern günstig für die britischen Teefirmen angebaut wurden.

Das Ende der europäischen Kolonialimperien gehört zu den bedeutsamsten Entwicklungen des 20. Jahrhunderts. Während es vor Ort zum Verteilungskampf über Ressourcen und Lebensräume kam, brach in England der Teekonsum innerhalb einer Generation um 75 Prozent ein. Durch Korruption und Machtpolitik gelang es viele Jahrzehnte das Potential einer souveränen ost-afrikanischen Teeindustrie zu unterdrücken. Erst in den letzten Jahren gelang es einigen Kleinbauern und Plantagen sich vom kolonialen Erbe zu emanzipieren und eigene Spitzen-Tees zu vermarkten.

Vor dem gewaltsamen Eindringen der Europäer in den asiatischen Handelsraum spielte Opium nur als Medizin bei einem kleinen Teil der gesellschaftlichen Elite eine Rolle. Die Violent Opium Company (eigentlich: Vereinigte Ostindische Handelscompanie), handelte in ihren ersten Dekaden nur wenige hundert Kilogramm pro Jahr. Erst mit der Eroberung der Malabarküste in den 1660er Jahren stieg sie in die Produktion ein und steigerte bis zum 18. Jh. die Handelsmenge um das 50x. 

Im Bewusstsein, das Opium ein moralisch verwerfliches Geschäft war, wurde seine Rolle in Europa so gut es ging verschwiegen und zur Legimitation eine asiatische Konsumtradition frei erfunden. Scheinheiligkeit ist aber noch ein harmloses Wort um die narko-militärischen Regime des Westens in Asien zu beschreiben. Die VOC katapultierte Opium nicht nur zur Massenware schlechthin, sie nutze es auch als Erstes um ihre Arbeitssklaven gefügig zu machen und mögliche Proteste im Keim zu betäuben. Aufstände wurden von der Flotte zerbombt und verursachte ein Überangebot einer Ware zu niedrige Preise, wurden die Lager vernichtet. Ein ähnliches Schicksal drohte allen die dem angestrebten Monopol im Wege standen. Europäer bekämpften sich selbst und lokale Konkurrenten gleichermaßen, sodass die Gewinne aus dem Opiumhandel durch Militär und Verwaltung aufgezehrt wurden. Für die Zeitgenossen war nicht die zugrundeliegende Strategie der Kolonialherrschaft an den steigenden Kosten schuld, sondern Inkompetenz und Korruption vor Ort.

Bis zum Eintritt Spaniens in den US-Bürgerkrieg und diesem Versiegen der latein-amerikanischen Silberquellen bezahlte die EIC in China ihre Einkäufe bar. Dann wechselte man auf Baumwolle und Opium als Tauschmittel und immer mehr Silber floss aus China wieder zurück gen Westen, was vor Ort die Kupferwährung entwertete. Die erste Kiste EIC-Opium wurde 1782 in Kanton angelandet und war der Auftakt einer unvorstellbaren Opiumflut.

Die EIC und Firmen wie Matheson & Jardine verstießen kontinuierlich gegen englisches und chinesisches Recht. Die astronomischen Gewinne rechtfertigten dieses menschenverachtende Geschäft. Der innerasiatische Handel der EIC war von Korruption geprägt, da nur lizensierte Personen handeln durften. Alle anderen wurden als Schmuggler bezeichnet, bekämpft und bildeten letztlich die Keimzelle für spätere anti-koloniale Guerillas. Der Fokus auf Opiumanbau sorgte für einen Mangel an Lebensmitteln und Hungersnöten. Opium, gemessen am Wert, war das wichtigste Produkt im Globalhandel und England konnte nur dank des Opiumhandels sein Empire im 19. Jh. weiter ausbauen. Finanziert wurde der Drogenhandel von Banken wie HSBC oder Goldman Sachs. Sie investierten ihre Gewinne in die Transformation Japans in einen modernen Industriestaat, was es diesem rasch ermöglichte Ost-Asien zu okkupieren und sogar die USA anzugreifen.

Anderen europäischen Kolonialstaaten mischten in Süd-Ostasien ebenfalls im Drogenhandel mit – allen voran Frankreich in Indochina. Die sichtbarsten Zeichen für die Profite war der Reichtum von Hong Kong, Shanghai, Singapur, Rangoon und Bangkok. Sie waren alle Drehscheiben der halb-staatlichen europäischen Drogenregime. Frankreich hoffte durch das goldene Dreieck (Thailand, Burma, Laos) Einfluss in China zu gewinnen und etablierte dort eine narko-militärische Herrschaft. Die USA nutzten dies nach dem Zweiten Weltkrieg in Burma aus. Sie erschufen den Militärstaat Myanmar als Bastion gegen China („The western states became the worst violators of everything they stood for at home“.)
Die chemischen Derivate Morphium und Heroin schwappten dann in die westlichen Verursacherstaaten zurück und auch hier wurde das Drogenproblem individualisiert und nicht in einen makro sozio-ökonomischen Kontext gesehen. Wie früher die Chinesen schuld an ihrer Sucht waren, sind es nun die eigenen Bürger. Der Westen bekam nun seine eigene Medizin zu schmecken.

Mehr: Hans Derks: History of the opium problem. The Assault on the East 1600-1950, Leiden, 2012.

Hinter den ostfriesischen Teetrink-Weltmeistern liegt die Türkei auf Platz 2 beim pro Kopf Konsum. Während wir aber keinen Tee anbauen, gehört die türkische Teeindustrie zu den TOP 10 weltweit. Dennoch herrscht in Westeuropa das Bild des Kaffeelandes Türkei vor. Dies ist seit dem Ende des Ersten Weltkriegs falsch. Die Kaffeeanbaugebiete lagen nun in den neugeschaffenen Staaten der arabischen Halbinsel und Kaffee musste teuer importiert werden. Überdies wurde Kaffee mit dem Versagen des Osmanischen Reiches kulturpolitisch in Verbindung gebracht und Tee zum neuen Nationalgetränk erklärt. Damit dieses Diktum funktionierte, unterstützte der Staat massiv den Aufbau einer Teeindustrie an der östlichen Schwarzmeerküste.

Çay (cha = Tee) war im vorderen Orient durch die chinesische Seidenstraße schon seit Jahrhunderten bekannt. Da der selbstproduzierte arabische Kaffee günstiger war, wurde Tee kaum konsumiert. Ende des 18. Jahrhunderts begann auf dem Gebiet des heutigen Georgiens der Teeanbau. Dies war aber kein Erfolg der Osmanen, sondern eine Niederlage, da Sie die Region rund um den Schwarzmeerhafen Batumi an Russland verloren hatten. Russen waren im Gegensatz zu den kaffeetrinkenden Osmanen Teeliebhaber und fanden zwischen den Städten Rize und Artvin gute geologische Bedingungen für die Teepflanzen. Aufgrund dieses russischen Einflusses ähnelt die türkische Çaydanlık (Teekanne) dem Samowar. Gut 100 Jahre später gab es den nächsten Anstoß für türkischen Tee, als Gouverneur Mehmet Izzet ein erstes offizielles Dokument über die gesundheitlichen Vorteile von Tee publizierte. Ebenfalls um 1880 versuchte Sultan Abdülhamid II. die gesamte Landwirtschaft zu modernisieren und Tee als Anbauprodukt zu etablieren. 

Die erste Teeplantage, ausgestattet mit Teesamen aus dem Zarenreich, konnte jedoch erst 1917 gegründet werden. Nach dem Türkischen Befreiungskrieg (1919-1923) nahm man die Bemühungen um eine türkische Teeindustrie wieder auf. Der Staat förderte Anbauflächen und Produktionskapazitäten und konnte schließlich 1960 vermelden, dass die nationale Nachfrage jetzt selbst gedeckt werden konnte. Obwohl das staatliche Monopol seit den 1980er Jahren bröckelte, sind noch immer die größten Firmen in Staatshand. Im Jahr 2020 waren 200.000 Familien im Teeanbau tätig und etwa 200 Fabriken produzierten türkischen Tee. Besonders die Hinwendung zu speziellen Gartentees und biologischem Anbau prägen in den 2020er Jahren die Bemühungen der neuen Generation von Teebauern, um den internationalen Ruf des türkischen Tees weiter zu verbessern.

Obwohl fast niemand an Vietnam denkt, wenn es um Tee geht, ist das Land der sechstgrößte Produzent (300.000 t) und fünftgrößter Exporteur (150.000 t) weltweit. Mit China hat das Land eine 1400 km lange Grenze und wurde ein Millennium von China beherrscht. Doch die Wurzeln für Vietnam-Tee reichen tiefer in die Historie zurück. Teepflanzen wuchsen bereits vor der chinesischen Besatzung im heutigen Vietnam und die Nomaden der Grenzregion hatten ihre eigenen indigenen Teekulturen. Einige dieser sozialen Verhaltensformen haben bis heute Gültigkeit. So ist es immer noch unfreundlich einem Gast nicht erstmal eine Tasse Tee anzubieten. Die Teepause war und ist essentieller Bestandteil der Alltagskultur in den Anbauregionen.

Mit den Chinesen kam auch ihre Hierarchie. Reiche Personen ließen sich Tee nach festen Regeln und mit bestimmten Utensilien servieren. Tee war ein Instrument um soziale Rangordnung zu repräsentieren. Heute findet man nur noch bei entlegenen Landbewohnern die diversifizierten tradierten Teekulturen. Je jünger und verstädterter eine Person ist, desto eher entfremdet sie sich mit individuellen Teebeuteln vom sozialen Ereignis Tee trinken.
Eine nationale Teeproduktion kam erst mit der französischen Kolonialherrschaft. Um ihre Zwangsabgaben zu erfüllen erhöhten ihre Erntemengen,. Viele heutige Teepflanzen stammen noch aus dieser Phase. 

Ab 1890 versuchte die Kolonialmacht mit Plantagen eine Teeindustrie aufzubauen. Man konnte sich aber nie gegen die englische und niederländische Konkurrenz durchsetzen. Bis 1945 stieg die Anbaufläche auf 13.000 ha und der Ertrag auf 6.000 t. In den 30 Jahren des Vietnamkrieges zerfielen Forschung, Anbau und Produktion. Nach dem Krieg förderten die Sowjets die Schwarzteeproduktion. Mit dem Ende der Sowjetunion zerfiel auch die Schwarzteeproduktion in Vietnam. So bemühte man sich in den 1990er Jahren um Kooperationen mit anderen Konsumländern. Mittlerweile stehen etwa 130.000 ha unter Tee und der Teesektor beschäftigt eine halbe Million Menschen.

Die vietnamesische Teewelt ist aber gespalten. Es gibt hervorragende Terroirs und kleinbäuerliche Handwerkskunst die Kennern Spitzentees zu guten Preisen liefert. Hier wird auch die vietnamesische Tradition in Anbau und Produktion geschätzt. Viele der Kleinbauern verkaufen ihren Tee aber an Fabriken die Tees für den Export produzieren. Hier wird Vietnam-Tee ohne Nennung in indischen und chinesischen Mischungen verwendet. Seit dem Beitritt zur WTO 2007 übernehmen internationale Großkonzerne immer mehr Anbaufläche. Kleinbauern lockt hier das schnelle Geld. Die Konzerne können in Monokulturen mit modernsten Techniken und Maschinen hohe Erträge aus den Böden saugen. Viele Bauern müssten ihre Kultivare gegen neue ertragreichere Varianten tauschen, scheuen aber eine Investition. Die Erfahrungen des 30-jährigen Krieges lassen sie lieber das Geld der Konzerne nehmen als die Unsicherheit „Zukunftsinvestition“ zu wagen.

Einer der wichtigsten Investoren ist Taiwan. Deren Tee ist weltweit beliebt aber die Anbaufläche auf der Insel begrenzt. In Vietnam können in vergleichbaren Terroirs ähnlich gute Oolongs wie auf Formosa produziert werden. Chinesen lassen eher Long Jing pflanzen um den Bedarf des Westens so zu decken. Mit jeder ausländischen Kooperation verliert Vietnam aber seine eigenen Kultivare. Vietnam müsste auf dem Weltmarkt sichtbarer werden um für seine eigenen Tees werben zu können, anstatt nur Inkubator für fremde Teesorten zu sein.

In Nord-Amerika war Tee beliebt, da Holländer und Briten zu den ersten Kolonialherren gehörten. In Niuw Amsterdam (NY) gab es sogar schon eher Tee als in England. Neben den klassischen dunklen Tees, waren hier aber auch chinesische Grüntees beliebt. Nachdem sich die verfeindeten Engländer und Franzosen in Nord-Amerika immer näher gekommen waren, brach 1754 der „Französisch und Indianer Krieg“ aus. Briten gewannen ihn und waren der Ansicht, dass die Kolonisten das bezahlen sollten. Sie setzten verschiedene Steuern ein, von denen die Teesteuer großes Aufsehen erregte. De facto wurde aber schon vor der Steuer der meiste Tee gen Amerika geschmuggelt. Man verband teilweise „Tee“ mit „England“ und damit war Tee zum Feind geworden. Ende der 1760er/Anfang der 1770er hatte man sich oberflächlich gesehen wieder beruhigt. Aber die Idee zur Loslösung vom Mutterland verbreitete sich weiter.

1772 hatte die EIC hohe Schulden und wurde aufgrund der Teesteuer in England ihren Tee nicht los. Sie hatte rund 300 Tonnen auf Lager. Das englische Parlament erlaubte es nun der EIC erstmals ihren Tee in Amerika zu verkaufen und so machten sich die Schiffe auf den Weg über den Atlantik. Dort war die Ankunft dieser Schiffe ein Symbol für die dauerhafte (Steuer)-Abhängigkeit vom Mutterland. Viel wichtiger war aber für die politisch einflussreichen – da vermögenden – amerikanischen Teehändler und Schmuggler, dass sie kein Geld verdienen würden, wenn nun die EIC den Kontinent mit dem zwar besteuertem aber dennoch Billig-Tee flutet.

Am 16. Dezember 1773 sollten die Zollbeamten die drei Teeschiffe im Hafen von Boston prüfen. Aber sie wurden an ihrer Arbeit gehindert und ein Mob zerstörte rund 45 t Tee. Daraufhin sperrten die Engländer den Hafen von Boston, woraufhin ein Kontinental-Kongress den Import von britischen Waren verbot. Nun wollten englische Soldaten die Häfen wieder öffnen für ihre Waren, aber die Kolonisten stellten sich ihnen (mit französischer Hilfe) entgegen. Der Unabhängigkeitskrieg dauerte bis 1783.  Aber nach der Unabhängigkeit gewann Tee wieder an Beliebtheit zurück. Einer der größten Finanziers des Unabhängigkeit-Krieges war der Teehändler Robert Morris. Er schickte 1784 das erste US-Schiff nach Kanton zum Handel. Pelze und Ginseng wurden verkauft – Tee eingekauft. Ginseng haben die Indianer übrigens durch die Asiaten kennengelernt mit denen sie vor rund 15.000 Jahren die Barentssee überquert hatten. 1785 kamen zwei Schiffe mit rund 400 t Tee in NY an. 1789 gab es dann auch von der US-Regierung eine Teesteuer. Besonders im Süden erfreuten sich gekühlte Tee-Mixgetränke großer Beliebtheit. Ab 1854 mischten die japanischen Grüntees den US-Tee Markt auf und sind immer noch beliebt.

Das erste Eis-Teerezept war 1879 im Kochbuch „Housekeeping in Old Virginia“ zu lesen. Zutaten waren Grüntee, Eis, Zucker und Limone. Weltbekannt wurde diese Art des Teetrinkens 1904 durch die Weltausstellung in St. Louis. Es war dort so heiß, dass jeglicher heiße Teegenuss undenkbar war und alle Teehändler ihren Tee eisgekühlt servierten.
Die USA sind heute der drittgrößte Importeur von Tee (140.000 Tonnen) aus Asien und das einzige „westliche“ Land, dass Tee importiert und selbst herstellt – auf der Charleston Tea Plantation in South Carolina. Rund 45 Prozent des Teeverbrauchs heute in den USA sind die „Ready 2 Drink“ Angebote. Mittlerweile sind bei den heißen Tees besonders Mix-Chais modern. Insgesamt hat die Teeindustrie in den USA einen Umsatz von rund 12 Mrd. Dollar 2017 gemacht und jeder zweite Amerikaner gab an, mehrmals in der Woche Tee zu trinken. Rund 86 Prozent der Tees sind „Schwarze“ die dann zu Hause auch kalt serviert werden.

Die klimatischen Veränderungen sorgen dafür dass in den USA immer mehr Bundesstaaten für den Camellia sinensis Anbau geeignet sind. Da in den traditionellen Produktionsländer immer mehr Probleme auftauchen: Steigerung der Löhne, Wegfall vom Heer der Billigarbeiter, Wetterkatastrophen, Bodenerosion und Logistikkosten wird es vielleicht in wenigen Jahren schon wirtschaftlich sein, dass die USA selbst Tee anbauen – und das nicht nur auf wenigen kleinen Farmen. Die hohen Arbeitskosten in USA könnten durch modernste Pflückmaschinen wie die japanischen Roboter ausgeglichen werden.

Seit Mitte des 19. Jhs. vergab die englische Verwaltung sogenanntes „Wasteland/Brachland“ für private agrarische Unternehmungen. Angebaut wurden Cash Crops wie Tee, Kaffee, Chinarinde, Apfel und Erdbeeren. Die Plantagen waren an der Peripherie des kolonialen Staates und galten als Enklaven kolonialistischer Traditionen.

In Sibsagar/Assam wurde der erste britische Teegarten aufgebaut. 1840 wurde der Versuchsgarten an die Aktiengesellschaft Assam Tea Company verkauft. Das Wort Teegarten steht hier für eine bewusste Romantisierung des angeblichen Kampfes der zivilisierten Teekultur gegen die wilde Natur. Neben originären Unternehmern waren viele aus dem kolonialen Dienst pensionierte Männer Leiter von Teeplantagen. Sie hatten einen medizinischen, militärischen oder Verwaltungshintergrund. Obwohl 1858 das Auktionieren des Lands von Darjeeling an Agrarunternehmungen begann, musste erst 1898 der Pächter nachweisen, dass er das „Brachland“ auch entwickeln konnte. Oft wurde somit einfach Land vom Staat gekauft, nur um es wenige Jahre später wieder teurer weiterzuverkaufen. Die vom Staat intendierte agrarische Kultivierung des Landes fand oft nicht statt. Bis in die Anfänge des 20. Jh. musste man 15 Prozent des Landes mit Tee bepflanzen und nur hierfür zahlte man Pacht. Für 100 ha Land mussten somit nur 15 ha bezahlt werden. Die umliegenden Wälder wurden in Teekisten und Feuerholz verwandelt. Neben Tee wurden in Doars besonders Senf, Reis, Jute und Tabak angebaut. Die Organisation der Arbeit hier war eher kleinbäuerlich als mit großen Plantagen. Arbeiter der Darjeeling-Plantagen waren meist Wanderarbeiter aus Nepal, die die Plantagen außerhalb der Saison nicht bewohnten. Dies war für die Besitzer günstiger als aus Süd-Indien Zwangsarbeiter ranzuschaffen. Dass viele Arbeiter nur zeitweise auf der Plantage arbeiteten und die restliche Zeit in Subsistenzwirtschaft in der Nähe lebten, war für die Doars Pflanzer ein moralischer Vorteil, da sie ja nicht auf Zwangsarbeit wie in Assam setzten. Aufgrund dieser offiziellen freien Arbeit war es in Darjeeling, Doars und Terai auf Seiten der Regierung nicht nötig im 20. Jh. gegen Zwangsarbeit vorzugehen. Ebenso gab es kaum Informationen oder Statistiken über diese Arbeiterschaft. Im letzten Jahrzehnt des 19. Jh.s, indem viele Teeplantagen etabliert wurden, verdoppelte sich die Bevölkerung in diesen drei Regionen. Arbeiter wurde auch in verschiedenen Siedlungen untergebracht damit sich Krankheiten nicht so ausbreiten konnten und es keine Absprachen für mögliche Arbeitswiderstände gab.

Während es für die Europäer vor Ort bald Krankenhäuser geben sollte, war für die Einheimischen nur eine simple Notversorgung vorgesehen. Aber selbst Europäer hatten bis in die 1930er Schwierigkeiten eine adäquate Versorgung zu erhalten. Einige europäische Ärzte gehörten auch zur Kategorie „young fellows who could not get into the right thing at home“ und damit gab es hohe Bedenken hinsichtlich ihrer Qualifikation. Weiße Ärzte wurden nur aktiv wenn Epidemien und damit erhebliche Gewinneinbußen drohten.  Während in Darjeeling das Klima eher gesünder war, erlitten die europäisch gekleideten Engländer in Doars und Terai viele Tropenkrankheiten. Dies war aber ein wichtiger Teil ihrer Erzählung vom harten Pionier in der indischen Wildnis. Die Sterblichkeit war ihrem Heroismus immanent.

1881 erhielt mit der Jalpaiguri Tea Company die erste indische Firma einen Teegarten Namens Mogalkata Tea Estate mit einer Größe von 300 ha. Bis zur Unabhängigkeit gelang es indischen Unternehmen einen Anteil von knapp 20 Prozent in der Teeindustrie zu erreichen. Die indischen Pflanzer wurden nicht in die weißen Interessensvertretungen aufgenommen, kooperierten wenn nötig aber mit ihnen. Das Plantagenwesen veränderte aufgrund des Imports von Arbeitern nachhaltig die Demografie der nördlichen Regionen.

Mehr:
Nandini Bhattacharya: Contagion and Enclaves. Tropical Medicine in Colonial India. 2021, Liverpool University Press.

Die erste Phase der Teeindustrie, von 750 bis 1250, begann mit der Entdeckung des Tees durch japanische Mönche in China. Diese brachten die Pflanze nach Japan, wo sie in Klöstern angebaut und zunächst als Heilmittel genutzt wurde. Neben den Mönchen konsumierte auch die Aristokratie Tee, der zunehmend als wertvolles Geschenk galt. Diese Tee-Geschenk-Ökonomie förderte den Austausch zwischen Mönchen, Aristokraten, Kriegern und Produzenten in Japan, China und Korea und belebte nebenher die künstlerische Produktion. Immer mehr Künste nahmen Tee als Thema in ihr Repertoire auf. Bis zum 13. Jahrhundert etablierte sich die Region Toganoo bei Kyoto als führendes Anbaugebiet, und Tee wurde immer öfter als Handelsgut besteuert.

Die zweite Phase, von 1300 bis 1600, war geprägt von der Ausweitung des Teeanbaus in ganz Japan, unterstützt durch den Import von Stecklingen und Produktionsmethoden aus dem China der Song-Dynastie. Steinmühlen und Bambusbesen verbesserten die Verarbeitung, was zu einem Anstieg des Teekonsums führte. Teeläden etablierten sich, und Tee wurde fest in den Handel integriert. Bauern arbeiteten vermehrt unter harten Bedingungen der Klöster-Ökonomie, während das Abkochen von Teewasser unbewusst die Gesundheit verbesserte. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts begann Tee, sich in der breiten Bevölkerung zu etablieren. Die Region Uji entwickelte im frühen 16. Jahrhundert neue Anbaumethoden, was zur Produktion von Tencha führte, und der Teeabsatz im Binnenmarkt wuchs rasant. Tee galt jedoch noch als etwas Fremdes und Chinesisches, was sich auch in der Kunst widerspiegelte. Erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts begannen die ersten Spuren einer „Indigenisierung“ des Tees. Als auch der ärmste Japaner Zugang zu einer Tasse Tee hatte, war das Getränk kulturell in Japan angekommen.

Die Edo-Zeit brachte die Erfindung von Sencha durch Nagatani Yoshihiro 1740, wodurch Tee fest in der japanischen Kultur verankert wurde. Überall in Japan wurde Tee angebaut und in jeder Stadt florierten Teehäuser als sozialer und kultureller Treffpunkt. Tee war ein Symbol japanischer Identität geworden. 1824 begannen allerdings Konflikte zwischen Teebauern und Händlern, da viele Bauern unter extremen unmenschlichen Bedingungen arbeiteten und kaum ihren Lebensunterhalt bestreiten konnten. Bis zur Öffnung Japans durch die US-Navy drei Dekaden später dauerten diese Konflikte an.
Die moderne Ära beginnt 1858 als sich die Produktion nach amerikanischen und europäischen Vorlieben ausrichtete und die Exporte wichtiger wurden als der Binnenkonsum. Der Teeanbau verlagerte sich in flachere, leichter zu erntende Gebiete. Tee wurde als Zeichen japanischer Geselligkeit und Gastfreundschaft betrachtet (inter)-national geachtet. Nach dem Ersten Weltkrieg sanken sowohl Export als auch Inlandsverbrauch, weshalb Werbung notwendig wurde, um an das traditionelle Getränk zu erinnern. Ein Post-Bestell-System erleichterte den Teekauf. Japan konnte jedoch nicht mit der Mechanisierung der britische-kolonialen Schwarzteeproduktion auf großen Plantagen mithalten und verlor an Wettbewerbsfähigkeit. Bis in die 1970er trank Japan rund 100.000 Tonnen Tee, bevor Schnellkaffee in den 1980ern den Teekonsum verdrängte. Erst in den 1990ern erholte sich der Teemarkt, insbesondere durch fertige Teegetränke in Supermärkten und Automaten.

Neben der historischen Entwicklung betont der Autor die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen des Teekonsums in Japan. Die Einführung von Tee im 16. Jahrhundert führte zu einem Rückgang der Sterberate und einer Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge. Auch das Abkochen des Teewassers spielte eine Rolle bei der Verbesserung der kollektiven Gesundheit. Tee beeinflusste nicht nur den Alltag, sondern auch die Arbeitsmoral und trug zu den wirtschaftlichen Ertragssteigerungen bei. Trotz dieser positiven Effekte sieht der Autor die Industrialisierung und den massenhaften Verkauf von Tee, insbesondere in Form von PET-Flaschen, kritisch. Für ihn war die Edo-Zeit der Höhepunkt der japanischen Teekultur, in der Vielfalt und dass Wohl der Bevölkerung im Vordergrund standen, nicht der kapitalistische Profit.

Mehr: A Bowl for a Coin – A Commodity History of Japanese Tea, William Wayne Farris, 2019

Seit Jahrhunderten war Alkohol die Basis des britischen Durststillens. Durch den geringen Alkoholgehalt gab es keine großen gesellschaftlichen und gesundheitlichen Probleme. Im 18. Jh. kamen hochprozentige Getränke in Mode. Aber eine betrunkene (Land)-Arbeiterschaft erwirtschaftete für die Oberschicht keinen Profit. Ein Grund Alternativen zu propagieren.

Im gesamten 18. und 19. Jh. diskutierte die englische Ober- und Mittelschicht, ob Tee für die Unterschicht ein angemessenes Getränk sei. Neben medizinischen und sozialen Argumenten wurden auch religiöse Faktoren diskutiert. Mediziner waren der Ansicht, dass u.a. die Temperatur der Körpersäfte für Krankheiten verantwortlich sei. Heiße Getränke könnten hier folglich schädigend wirken. Eine Betrachtungsweise war, dass Bibelfiguren, die nie heiße Getränke zu sich nahmen, uralt wurden. Ferner ist es ja in der Hölle sehr heiß und heißer Tee könnte so höllische Wirkungen haben.

Medizinischen Ansichten flossen widerstandslos in die Theologie. Hier war der Priester und Gründer der Methodisten John Wesley einer der prominentesten Vertreter. 1748 plädierte er für eine Abstinenz von allen Getränken, die den Geist beeinflussen. Er selbst sei durch Tee an nervösem Zittern erkrankt und erst der Verzicht auf Tee führte zur Heilung. Zwar nahm die Abstinenzbewegung vieler seiner Argumente auf, münzte diese dann aber rein auf alkoholische Getränke. Später wurde selbst Wesley ein Advokat für Teekonsum. Zwei Jahre später dominierte das Postulat vom Tee als Allheilmittel die Debatte.

1757 wiederum publizierte Jonas Hanaway, ein Philanthrop, dass Tee eine große soziale Gefahr sei. Massen der Armen verschuldeten sich für ihre Teesucht und viele der typisch weiblichen Krankheiten waren für ihn mit deren starken Teekonsum zu erklären. Ferner würden Mütter ihren Babys mit dem heißen Tee, der über das Stillen in deren Körper gelange, schwere Schäden zuführen. Es zirkulierte ein Pamphlet, welches die Reichen vor den nun faulen teetrinkenden Armen warnte. Jede Minute, die eine Arbeiterin Tee trinke, würde sie nicht für die Reichen arbeiten. Somit sollte man der Unterschicht Tee verbieten und sie auf gar keinen Fall mit gebrauchten Teeblättern bezahlen. Diese Teeweiber würden beim gemeinsamen Teetrinken über ihre Dienstherren lästern und das sei schädlich für das Ansehen der gesamten britischen Mittel- und Oberschicht. 

Die Antipode hierzu war zeitgleich Dr. Samuel Johnson. Er sah in der Tatenlosigkeit, dem sich bedienen lassen des Adels und deren Gier nach Luxus den Hauptgrund dafür, dass diese anfällig für Krankheiten waren. Er selbst sei starker Teetrinker und seit 20 Jahren gesund. Überdies hielt er das Reden und Lästern der Unterschichten bei einer Tasse Tee für weitaus harmloser als deren Rebellion gegen die Hungerlöhne. Der Streit zwischen Johnson und Hanway dauerte viele Jahresausgaben des „Literary Magazin“ an. Noch 1826 wurde deren Streit aufgegriffen als es darum ging die Royal Navy in Gänze mit Tee zu versorgen. Mittlerweile waren aber die Gegner von Tee in der Minderheit und sowohl Mediziner als auch Theologen hatten ihre Pro-Argumente im 19. Jh. verwissenschaftlicht. Tee war das britische Nationalgetränk geworden und man ließ keinen Zweifel an der heilenden Wirkung für den individuellen und Nationalkörper mehr zu.

Nachdem die englische Ostindien-Kompanie ihr Monopol für den Handel mit Indien und China verloren hatte, wurden ihre großen, schweren und deswegen langsamen Schiffe obsolet. Es zählte nun die Frische der Produkte und hierfür waren schnelle Boote von Nöten. Teeclipper, clip wurde vor dem Aufkommen von Flugzeugen mit fliegen übersetzt, wurden zwar durch Englands Teehandel berühmt, waren aber ursprünglich US-Schiffe. Ironischerweise wurden sie von den USA ab 1812 für den Krieg gegen England in Baltimore gebaut. Nach Kriegsende bauten die USA ihre Handelsflotte aus und schockten die von sich überzeugten Engländer mit ihrer Innovationskraft im Welthandel. Gegen die Geschwindigkeit der US-Schiffe waren die britischen Reeder machtlos und verloren ihre Logistikaufträge. Die Clipper schafften gut 350 Seemeilen an einem Tag und überrundeten fast englische Schiffe auf Handelsreisen.

1839 bauten Briten das erste Mal mit der „Scottish Maid“ einen Clipper nach. Erst 1859 gelang mit der „Falcon“ in England der erste innovative Neubau dieser Zwei-Mast-Schoner. Sie zeichneten sich durch einen scharfen Bug, ein schräges Heck und die etwas nach hinten geneigte Masten aus. Insgesamt wurden in Britannien rund 30 Clipper gebaut. Sie gehörten zu den schnellsten Schiffen der Welt und ihre Besatzungen lieferten sich Wettrennen von Asien nach London. Namen wie „Ariel“, „Black Adder“, „Cutty Sark“, „Sir Lancelot“, „Taeping“ und „Thermopylae“ waren die Stars der Zeit. Zu Hause in England verfolgten Volksmassen, durch die Telegrafie informiert, wo sich die Schiffe befanden und wetteten auf das Schiff, was wohl Erstes in die Themse einlaufen würde. In zeitgenössischen Zeitungen wurde das Wettfieber und die Hochspannung unter der man stand für alle Zeiten festgehalten.

Der erste Tee der Saison konnte zu Premiumpreisen versteigert werden. Seine Frische hatte Zeit zu einem Geldfaktor gemacht und erklärt warum der „First Flush“ aus Darjeeling in Europa noch heute beliebter ist als die anderen Ernten dieser Provenienz. Die Rennen und das goldene Zeitalter der Teeclipper endeten nach der Öffnung des Suezkanals 1869 und dem Einsatz von Dampfschiffen. Helden des britischen Empire degradierte der Fortschritt schlagartig zu normalen Seeleuten für andere Schiffe. Die meisten Clipper wurden einfach zerstört, wenige konnten als Transportschiffe für Migranten nach Australien oder einfache Frachtsegler weiterfahren. Heute dient nur noch die „Cutty Sark“ als Museum und Zeitzeuge.

Mit der „Empress of China“ erreichte 1784 das erste US-Handelsschiff China. Dort wurde neben Silber auch Papiergeld und Handelskredite die meist mit Waren bezahlt wurden als Währung akzeptiert. Überdies lernte „der Westen“ hier das Prinzip von Versicherungen auf Handelsverträge kennen. So wurden auch die Waren der „Empress of China“ über Kredite und nicht mit Silber bezahlt. Als sie im Mai 1785 wieder in NY einlief machte der Tee an Board etwa 90 Prozent des Warenwertes aus. Neben Fellen war in China besonders der amerikanische Ginseng beliebt.

Da es in den ersten Dekaden für die USA schwer an Kredite zu kommen waren sie für die chinesische Hilfe zuerst dankbar. Ferner freuten sie sich, dass sie durch ihren China-Tee in Europa Zugang zum Kreditmarkt erhielten. Aufgrund des Bargeldmangels um 1800 war es für amerikanische Händler schwer an Dollar zu kommen. Somit waren Kredithandel und Bezahlung per Silber willkommene Alternativen. Dank dem wirtschaftlichen Kreditsystem war es für die US-Händler möglich den Handel und die Bezahlung der Waren zeitlich unabhängig voneinander zu gestalten. Außerdem konnte so das wenige Bargeld für die binnenwirtschaftliche Entwicklung der USA genutzt werden. Der Kredithandel mit China sah in der Regel so aus, dass man Tee u.a. auf Kredit kaufte und schriftlich versicherte diesen mit 1 Prozent Zinsen im Monat im nächsten Jahr zu bezahlen. Mit den Profiten wurden Ginseng, Felle und Silber gekauft umso bei der nächsten Schiffsreise die alten Kredite zu begleichen. Umgerechnet in heutigen Wert betrugen die Jahreskredite um 1800 rund 10 Milliarden Dollar. Bezahlten die US-Händler ihre Schulden nicht, verklagten die chinesischen Hong sie vor dem NY Kanzleigericht. Die meisten US-Händler meldeten darauf entweder Insolvenz an oder verklagten die Chinesen wegen angeblich minderwertigen Tee, den sie nicht zum erwarteten Preis verkaufen konnten. In der Regel gaben die US-Gerichte ihren Händler Recht und die chinesischen Kreditgeber gerieten in der Heimat in Zahlungsnot. Alleine der Consequa genannte Händler beklagte 1814 ausstehende Zahlungen in heutiger Höhe von 14 Mrd. Dollar nur aus Philadelphia.

US-Händler nutzten chinesische und europäische Schuldverschreibungen als Zahlungsmittel und tauschten beide untereinander aus. Im US-Handel galten die chinesischen Schuldscheine für US-Händler als genauso gutes Geld wie bare Münzen. Die US-Händler investierten ihre Gewinne in neue Schiffe, gründeten Banken oder intensivierten ihren Sklavenhandel. Andere kauften Textilfabriken oder tausende Hektar Land. Ab und an wurde auch Geld für private Bildungs- und Wohlfahrtseinrichtungen ausgegeben.

Einfallstor für die USA zum europäischen Geldmarkt waren die Niederlande, die dem neuen Staat gerne gegen ihren alten Feind England finanziell zur Seite standen. Darüber hinaus nahmen Niederländer den China-Tee der US-Schiffe ab, um diesen in Europa teils illegal zu verkaufen. Die napoleonischen Kriege hatten den europäischen Import von Tee aus Asien unterbrochen und die USA nutzten diese Chance und transportierten etwa 15.000 t Tee zwischen 1790-1800 nach Europa. Nach dem US-Britischen Krieg von 1812-1815 organisierten sich einzelne Händler zu Gesellschaften und starteten damit erneut in den Chinahandel.

Schon in der Altsteinzeit vor zwei Millionen Jahren wurden Löffel vom Homo erectus benutzt. In der Regel sind sie der Form einer wasserschöpfenden Hand nachempfunden und dienten neben der Aufnahme von Flüssigkeit und Nahrung auch dem zerteilen dergleichen. Unser Wort Löffel leitet sich vom indogermanischen labh ab, was für „schlürfend, schnalzend, schmatzend lecken“ stand. Das englische „spoon“ stammt vom germanischen spon ab, was „aus Holz“ bedeutet.

Silber war noch in der griechischen und römischen Antike ein schwer zu bearbeitender Rohstoff und durch den Besitz eines möglichst filigranen Löffels konnte man seinen Reichtum zur Schau stellen. Da reiche Römer ihren neugeborenen Verwandten gerne einen Löffel schenkten und noch heute das Sprichwort „mit einem Silberlöffel im Mund geboren sein“ existiert, ist dies ein Indiz für die lange Geschichte von Löffeln als Statussymbol. Überdies ist Silber von Natur aus anti-mikrobiell was ihren wohlhabenden Besitzern einen Hygienevorteil gab. Löffel waren über weite Teile der kulturellen Ernährungsgeschichte ein individuell angefertigtes Objekt. Dieser hochpersönliche Gegenstand, den man mit zu den Mahlzeiten nahm, gab man sprichwörtlich nur beim Tod ab. Löffel erhielten besonders durch die apostolischen Sets – sie stellten je einen Apostel und Jesus dar – im 16. Jh. ein positives kulturelles Image. Sie entwickelten sich zu beliebten Taufgeschenken und einem festen Bestandteil der bürgerlichen Mitgift.

Nachweislich wurde in der Zeitung „London Gazette“ 1686 das erste Mal das Wort Teelöffel in England erwähnt. Der Konsum dieses sehr exklusiven Getränks musste mit einem kleinen Messinstrument realisiert werden. Je günstiger der Tee wurde, desto größer konnten die Tassen und Löffel werden. Im viktorianischen Zeitalter erhielt der Löffel bald eine feste Rolle beim Teeritual: Man legte ihn auf die Tasse als Zeichen des Endes der Teestunde.
Der Diebstahl von Löffeln war über die Jahrhunderte in Zeitungen allgegenwärtig. Tausende Artikel und Anzeigen beschäftigen sich vom 17. Jh. bis zum Ersten Weltkrieg mit Löffeldieben und den drakonischen Strafen die ihnen wiederfuhren. In den 1920er Jahren waren Teelöffel sogar in den USA als Reisesouvenir beliebt. Berühmte Personen, Ereignisse oder Orte wurden auf einem Löffel dargestellt und von Millionen gekauft. Mit der Zeit entwickelte sich aus Preis und Geschmack das heutige Maß des Teelöffels. Während bei uns ein Teelöffel zwischen 2,5 bis 7,3 ml groß sein kann wird er in den USA mit genau 4,92892159375 ml definiert.

Als Kind einer Arbeiterfamilie wurde Sir Thomas Johnstone Lipton (1846-1931) in Glasgow geboren. Bereits als Schüler musste er arbeiteten und nach der Schulzeit war er als Kabinenjunge an Bord verschiedener Schiffe. 1865, ein Jahr nach dem Ende des Bürgerkrieges, ging er in die USA und arbeitete auf mehreren Plantagen und als Verkäufer diverser Waren. Hier lernte er die in Europa unbekannten modernen Verkaufsmethoden kennen: Feste Preise, gute Beleuchtung, reichhaltiges Warenangebot, buntes Dekor, absolute Sauberkeit und dem Kunden dienendes Personal.

Zwischen 1870 und 1890 eröffnete er über 300 Geschäfte und machte sich selbst zur Marke. Fotos von ihm galten als Begehrlichkeiten unter englischen Ladies. Als sich eine englische Teeindustrie in Indien etablierte, sah er die Chance ohne Zwischenhändler Tee zu importieren. Die Vernichtung der Kaffeeplantagen durch eine Pilzseuche auf Ceylon in den 1880er Jahren gab ihm eine historische Gelegenheit und er kaufte den insolventen Farmern tausende Hektar Land ab. Als Händler und Verkäufer gelang es ihm so direkt Produzent zu werden. Sein Motto lautete: Direkt vom Teegarten in die Teekanne. Neben Tee ließ er auch auf eigenem Land Kaffee und Kakao produzieren. Ferner kaufte er Obst- und Gemüseplantagen, Bäckereien und Konfitüre-Manufakturen. Für Aufsehen sorgte er durch spektakuläre Inszenierungen. Beispielsweise ließ er 1881 den weltgrößten Käse, bestehend aus der Milch von 800 Kühen, von Elefanten durch Glasgow paradieren. Da er Goldstücke im Käse versteckt hatte, gelang es der Polizei kaum die Zuschauermenge in Schach zu halten. 1890 ließ er eine Hundertschaft von schwarz geschminkten Schotten durch Glasgow laufen und proklamierte dass diese Inder nun den Tee frisch von der Plantage ins Lipton-Lager schleppten.

Da er 1897 das diamantene Thronjubiläum von Queen Victoria finanzierte  wurde er zum Ritter geschlagen. Kurze Zeit später erwarb er das Recht den britischen Königshof zu beliefern und vor allem damit zu werben. Als einer der reichsten Engländer konnte er seinen Kindheitstraum zu segeln verwirklichen und seine Yachten waren beliebte Treffpunkte für die zeitgenössische Prominenz. Er segelte fünfmal vergeblich beim Americas Cup mit, was ihm den Beinamen „the best of all losers” bescherte. Als er 1931 starb wurde Lipton als Marke an die Lebensmittelläden „Home & Colonial“ verkauft. Sein Vermögen ging an seine Heimatstadt. Bald sank in England der Konsum von Lipton-Tee. Aber im Rest der Welt erreichte sein Name eine marktbestimmende Macht. Seit 1972 gehört Lipton zum Konzern Unilever.

Europäer entdeckten das Land erst im Laufe der christlichen Missionierung in den 1860er Jahren. Wirtschaftliche, religiöse und politische Interessengruppen aus Europa nutzten in den nächsten Dekaden ihre überlegene Waffentechnik um die Gesellschaft zu destabilisieren. Überdies schwächten Europäer durch das Einschleppen von Rinderpest, der Schlafkrankheit und den Pocken die lokale Bevölkerung zusätzlich. 1893 deklarierte England das heutige Uganda (Unabhängigkeit 1962) zu seinem Besitz und etablierte den Anbau von Baumwolle, Kaffee und Tee. Die Ersetzung der traditionellen Anbaugüter durch exportorientierte Monokulturen führte zu mehreren Hungersnöten mit etwa 800.000 Opfern.

Wirtschaftliche Bedeutung erlangte der Teeanbau erst nach dem Zweiten Weltkrieg, da England Indien als kolonialen Lieferanten verloren hatte und die Produktion in den restlichen Anbaugebieten nun forcierte. Die Kultivierung auf großen Plantagen wurde erst Ende der 1960er Jahre Kleinbauern im westlichen Landesteil ergänzt. Diese konnten an vier Fabriken der „Uganda Tea Growers Corporation“ ihre Ernten verkaufen. Durch politische Unruhen fiel die Produktion in den 1970er Jahren um 95 Prozent auf etwa 1.500 t. Erst Anfang der 1990er Jahre wurden Felder und Fabriken durch den Staat und ausländische Hilfsgelder revitalisiert. Hinter Kaffee und Fisch ist Tee heute das wichtigste agrarische Exportprodukt. Mittlerweile werden rund 44.000 ha kultiviert, sodass eine Jahresproduktion von 60.000 t erreicht wird. Im Vergleich zu den großen Plantagen erwirtschaften die 70.000 Kleinbauern nur ein Drittel der Produktion. 

Die Niederlande waren in der Frühen Neuzeit zum großen Teil ein Moorgebiet und damit ohne gute Voraussetzungen im 17. Jahrhundert zur weltweit führenden Handelsmacht aufzusteigen. Neben der Fischerei verdienten einige Personen mit dem Handel von Gewürzen ihr Geld. Man kaufte in Lissabon die Gewürze ein und verteilte sie in Europa. Mit den East Indies (gesamter Süd/Ostasiatischer Raum) durften damals nur Portugiesen handeln. Sie betrachten alle asiatischen Meere seit 1494 als ihr vom Papst und damit Gott verbrieftes Eigentum. Im Laufe des Konflikts zwischen Holland und Portugal beauftragte die VOC den Gelehrten Grotius 1609 damit eine Gegenposition zu verfassen. Sein „Mare Liberum“ erklärte die See als von Gott geschaffen und für alle Völker frei – die Grundlage für das freie Seehandelsrecht im 19. Jh.

Als Portugal 1580 von Spanien in Besitz genommen worden war, verbaten sie den Niederländern, mit denen Spanien sich im Kriegszustand befand, den Gewürzhandel. Spanien hatte durch eine geschickte Heiratspolitik seiner Habsburger Könige und den Gewinnen aus dem Sklavenhandel immer weitere Ländereien (wie Portugal und die südlichen Niederlande) unter seine Kontrolle gebracht. Aufgrund dieses Verbotes waren Holländer gezwungen nun selbst die Reise in den Indischen Ozean anzutreten. Die Gewürze waren so wertvoll und wichtig für die Selbstdarstellung der Oberschicht, dass es das finanzielle Risiko wert war ans andere Ende der Welt zu segeln.

Es war dazu pures Glück, dass sich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine Flut von Heringen in die Nordsee ergoss und die Fischer viel Geld verdienten. Das nun verfügbare Kapital ermöglichte es selbst große Schiffe zu bauen und diese nach Asien zu senden. Rund 10 Prozent der Schiffe und etwa 30 Prozent der Besatzung kamen jedoch nie wieder zu Hause an. Dazu gab es keine Organisation oder umfassendes Wissen wo man was wie am besten kaufen konnte.

1602 wurde dann die Vereinigte Ostindische Handelskompanie gegründet und das bisher gesammelte Wissen zentralisiert für die Planung des Kolonialhandels verwendet. Da die VOC für die Holländer derzeit die einzige Hoffnung auf wirtschaftlichen Erfolg war, durfte sie eine eigene Armee unterhalten, eigene Gebiete besetzen, eigene Gesetze erlassen und Sklaven halten. Sie waren Kaufmannskrieger, die skrupellos Handelsrouten eroberten und Monopole anstrebten. Dabei wechselten sie zwischen Geschäft und Gewalt, wie es ihnen gerade passend erschien. In wenigen Jahren eroberten VOC-Kapitäne Dutzende portugiesische Segler und befestigte Handelsposten. Ihre wendigen Boote waren den bauchigen, hochwandigen Frachtschiffen der Portugiesen weit überlegen. Portugal war zu dem Zeitpunkt ja von Spanien besetzt. Man schadete also dem Feind Spanien dadurch, dass man ihn am verwundbaren globalen portugiesischen Handelsnetz schwächte. Die VOC war von Beginn an dazu da auf der einen Seite Krieg gegen Feinde wie Spanien zu führen und auf der anderen Seite durch Handel Profite zur Finanzierung dieses Krieges zu erwirtschaften. Ein Motto lautete: Es gibt keinen Handel ohne Krieg und keinen Krieg ohne Handel. Um all dies zu initiieren war aber erstmal ein Startkapital nötig.

Dies wurde das erste Mal in der Menschheitsgeschichte über eine Aktiengesellschaft organisiert. Jeder wohlhabende Holländer kaufte Anteile an der VOC und sie akkumulierte so ein Startkapital von umgerechnet 150 Millionen Dollar. Man bedenke, dass die Hälfte der heutigen Niederlanden damals noch immer von Spanien besetzt war und man seit Jahrzehnten einen Scharmützel-Krieg gegen die Besatzer führte. Da die 1,5 Millionen Holländer zuvor schon gemeinsam Geld für die Entwässerung und Landgewinnung ihres Staates investiert hatten, kannte sie dieses Prinzip der Anteilsscheine. Während andere europäische Handelskompanien, oftmals nur eine Handvoll Kaufleute, ein Schiff oder eine Reise finanzierten, konnte die VOC langfristig planen und jeder der tausenden Investoren hatte kaum einen finanziellen Nachteil wenn ein Schiff sank – es waren ja noch hunderte andere Schiffe auf dem Meer unterwegs. Überdies entstanden schnell Versicherungen, die das Risiko noch weiter minderten.

Übrigens konnte man nur so schnell hunderte Schiffe bauen, weil man Säge-Windmühlen besaß. Zuvor waren Windmühlen nötig um die Pumpen für die Entwässerung des Landes anzutreiben, nun wurden sie zu Sägewerken. Holz konnte so 30x schneller verarbeitet werden als es bei der europäischen Konkurrenz der Fall war.

Als Spanien von 1585-1604 mit England Krieg führte, nutzen es die Niederländer um in Indonesien Batavien zugründen und die spanischen Besatzer mithilfe englischer Truppen aus Süd-Holland zu vertreiben. In Batavien schlachtete man die lokale Bevölkerung ab und baute auf deren Land Gewürzfarmen, die nun von Sklaven bewirtschaftet wurden. Auf den Molukken wuchs das wichtigste Produkt: die Muskatnuss. Ein Gramm Muskat war mehr wert als ein Gramm Gold. Um sich im Gewürzhandel das Monopol zu sichern führte man Krieg zur See und an Land gegen Spanien/Portugal und England. Leidtragende waren immer die lokalen ethnischen Gruppen. Besonders hart traf es die Bewohner der „Gewürzinseln“. So ließ Jan Coen, einer der einflussreichsten niederländischen Generalgouverneure der East-Indies rund 15.000 Menschen auf den Inseln der Bandasee ermorden, als diese mit den Engländern handeln wollten. Noch heute gilt Jan Coen in Indonesien als die Personifizierung des Bösen. Da den Kompanien der weltweit geführte Krieg mit den Jahren zu teuer wurde, einigte man sich darauf, dass Engländer sich nach Indien zurückzogen und das holländische Gewürzmonopol anerkannten. Im Gegenzug wechselten die holländischen amerikanischen Besitzungen wie Neu Amsterdam (New York) ins englische Kolonialreich.

Aber die Holländer handelten nicht nur zwischen den East-Indies und Europa. Viel umfangreicher und heute fast vergessen war der interne Indik-Handel. Schon seit hunderten Jahren handelten die Bewohner des Indischen Ozeans miteinander. Von Ostafrika bis nach Westjapan wurden Waren, Ideologien, Technik und Religion ausgetauscht. Da per Schiff weitaus mehr und schwere Güter transportiert werden konnte als per Landhandel, war der Ozeanhandel weitaus umfangreicher als es das System „Seidenstraße“ jemals war. Das Eintreffen der Portugiesen um 1500, die zugleich mit dem Schwert missionierten, zerrüttete dieses System. Die Niederländer wollten zuerst nur in diesem Handel ein neutraler Partner sein. Aber die systemimmanente Gier sorgte dafür, dass man alle asiatischen Konkurrenten vernichtete und ein Handelsmonopol errichtete. Niederländer transportierten also durch den gesamten Indik Waren und erzielten als Monopolist hohe Gewinne. Dieses Geld investierte man in die kolonialen Eroberungszüge. Damit waren die Güter, die man nach Europa sendete, nur ein kleiner Teil des gesamten Handelsvolumens der VOC. In die Heimat wurden die beliebtesten Gewürze, die schönsten Stoffe, der beste Tee und das filigranste Porzellan gesendet. Da dies schon durch den asiatischen Handel bezahlt war, war das Geld was man in Europa dafür verlangte meist zu 100 Prozent Reingewinn. Ein Grund warum sich der East-Indies Handel schon in weit vor unserer Zeitrechnung etablieren konnte waren die Monsunwinde. Sie machten die Reise durch den Indischen Ozean bis auf eine Woche genau berechenbar und damit für Händler risikoarm.

Niederländer durften überdies als einzige Europäer mit Japan handeln, da man den Japaner geholfen hatte die christliche Aufstandsbewegung mit Kanonenkraft auszumerzen. Die VOC besaß also im East-Indies Handel und dem Austausch mit Europa das Monopol. Gewinne von gut 1500 Prozent waren keine Seltenheit.

Bis 1648 (Unabhängigkeit) wurde damit der Krieg gegen Spanien finanziert. Danach ging das Geld in die Gewinnung von Land. Deiche und Kanäle wurden angelegt, damit der Sumpf trockengelegt werden konnte und die entstehenden Städte vor Fluten geschützt waren. (Gott erschuf die Welt, aber Holland erschufen die Niederländer). Dann investierte man in die noch heute Amsterdam kennzeichnenden schönen Kaufmannshäuser und Kunstobjekte. Viele der nun wohlhabenden Bürger ließen sich von Malern für die Ewigkeit glanzvoll porträtieren. So erwarben die Künstler ebenso ein kleines Vermögen.

Das gesamte goldenen Zeitalter der Niederlande und die heute noch teilweise existierten Schätze an Architektur und Kunst (Reichsmuseum usw.) in Holland wurden mit dem Raub und Mord in Süd-Ost-Asien finanziert. Immer mehr Geld stand zur Verfügung und man suchte immer neue Investitionsmöglichkeiten. Die Tulpe war das Objekt des noch heute bekanntesten Spekulationsabenteuers. Im 17. Jahrhundert gehörte es für reiche Bürger zum guten Ton einige Tulpen im Garten zu haben oder bei festlichen Anlässen sein Haus damit üppig zu schmücken. In dieses objektiv wertlose Statussymbol wurde immer mehr Geld investiert, da man immer seltenere Arten, Farben und Formen der Tulpe sein eigen nennen wollte. Eine Zwiebel konnte 20 Jahresgehälter eines Handwerkers kosten. Es wurden aber nicht nur reale Tulpenzwiebeln ver- und gekauft, sondern oft nur die Option auf eine zukünftige nach einem bestimmten Muster blühende Tulpe. Tausende Menschen wurden von einer Art Tulpenmanie erfasst und als der Markt 1637 implodierte, da Gerüchte einer Überproduktion die Runde machten, verloren einige Hundert Menschen ihren Besitz. Grundsätzlich hatte diese Spekulationsblase aber keine großen Auswirkungen, da im Vergleich zur Gesamtbevölkerung nur wenige Menschen involviert waren. Da aber die religiöse Propaganda gegen den Spekulationshandel im Anschluss an diese Zeit lange nachwirkte, ist noch heute vielen die Tulpenmanie als erster Börsencrash bekannt.

Auf ihrem Höhepunkt war die VOC übrigens rund 7,9 Trillionen Dollar wert. Also 300 Prozent mehr als heute (2018) Google, Microsoft und Apple zusammen wert sind. Die VOC gilt allgemeinhin als Pionier der kapitalistischen Ausbeutung von Menschen und Böden und der leistungsfähigen Organisation einer Aktiengesellschaft. Mit 17.000 Angestellten arbeiteten fast 0,1 Prozent der Weltbevölkerung für die VOC. Dazu finanzierte man Entdeckungsreisen. So war es der Niederländer Tasman der 1652 südlich der üblichen Routen zwei Landmassen die als Neu-Holland und Neu-Seeland bezeichnet wurden (Australien, Neuseeland) entdeckte.

In den 200 Jahren der VOC Existenz hatte sie insgesamt 1500 Schiffe im Asienhandel eingesetzt die auf fast 5.000 Reisen knapp 1 Million Menschen nach Asien sendeten. Von diesen kehrte nur etwa jeder Dritte zurück. Die anderen starben während der achtmonatigen Überfahrt oder während ihres Aufenthalts in den Tropen. Viele Überlebende veröffentlichten Reiseberichte, wodurch die VOC dermaßen in Verruf geriet, dass die Direktoren allen Bediensteten befahlen, Reisetagebücher nach der Ankunft abzuliefern. Es gab aber in Europa viele Menschen die aufgrund ihrer Armut, der Unterdrückung durch Adelige oder aus Flucht vor den Opfern ihrer kriminellen Machenschaften schnellstmöglich den Kontinent verlassen wollten. Sie waren das Rückgrat der VOC-Mannschaften. Besser gestellte Mitarbeiter konnten Versicherungen für den Verlust von Körperteilen abschließen – was zeigt, dass allen bekannt war wie risikovoll die Seereise war.

Ein großes Problem der VOC war Korruption. Befehle aus Amsterdam kamen gut sechs Monate nach Absendung in Batavien an. Zu kontrollieren wer wie wo agierte, schien unmöglich zu sein. So herrschte innerhalb der Kompanie eine Selbstbedienungsmentalität, die das Mutterhaus in Amsterdam einen Großteil der möglichen Gewinne gekostet haben dürfte. Die weiten Entfernungen begünstigten diese Entwicklung.

Im 18. Jahrhundert hatten Gewürze an Reiz verloren. Während um 1600 die Muskatnuss mehr wert war als ein gleichschwerer Klumpen Gold, waren die Wohlhabenden nun den Gewürzen überdrüssig geworden – schließlich konnte es sich das niedrige Volk nun auch schon leisten mit exotischen Produkten die Speisen und Getränke zu verfeinern. Das neue Modeprodukt der Reichen wurde Zucker und den hatte keine niederländische Kolonie – aber das englische Indien. Hier gab es auch Baumwolle und dies wurde immer mehr der Stoff aus dem reiche Europäer ihre Kleider geschneidert haben wollten – nicht mehr die Tierwolle der holländischen Besitzungen.

Die Engländer hatten nun mit Tee, Baumwolle und Zucker die richtigen Produkte für die reichen Käufer im Angebot und sie hatten in den letzten 100 Jahren von den Holländern das Organisationskonzept für ein Handelsweltreich übernommen und mithilfe einer größeren Flotte sich nach und nach mehr Stützpunkte, Kolonien und Handelsrouten gesichert.
1784 verloren die Niederländer (die die Franzosen in den USA unterstützten und dann die USA gegen England unterstützten) den jahrzehntelangen Seekrieg gegen England und damit Zugriff auf ihre kolonialen Stützpunkte und den Handel. 1795 wurde Holland dann von Napoleon erobert und kurz nach 1800 auch die VOC aufgelöst.

Diese Frage beschäftigt die ethnologisch forschenden Linguisten schon seit hunderten von Jahren und sie kommen der Antwort immer näher. Hier ein Überblick zum bisherigen Wissensstand:

Zuvor muss jedoch angemerkt werden, dass viele Sprachen nur verbal und nicht schriftlich existierten. Hier liegen auch die Ursprünge der in China gesprochenen Sprachen. Weil Sprachen sich stetig weiterentwickeln und schon immer von anderen beeinflusst wurden, ist es bei einem Wort wie Tee, selten möglich einen direkten Weg zum heutigen Erscheinungsbild aufzuzeigen. Bis zum Wort „Tee“ ist es als eine kurvenreiche linguistische Reise. Es soll hier konkret um die veränderten sinesischen Bezeichnungen für Tee gehen, da sich auf dem heutigen chinesischen Staatsgebiet der botanische Ursprung der Teepflanze befindet. In der Sprache, die wir vereinfacht „chinesisch“ nennen, gibt es seit über 2000 Jahren eine Schriftkultur und in dieser Zeit haben sich rund 100.000 Schriftzeichen angesammelt – die anders vokalisiert auch ihre Bedeutung ändern. Nur wurde dies nirgends festgehalten.

In der botanischen Heimat der camellia sinensis gibt es neben den uns bekannten Wörtern „cha“ und „te“ auch ältere Bezeichnungen für Tee. Beides hat aber einen gemeinsamen Ursprung: Vermutlich war es das mittel-sinesische Wort „dr“. Wobei in südlicheren Regionen das –r wegfiel und das –d wie ein –t ausgesprochen wurde – woraus sich „te“ entwickelte. In nördlichen Regionen wurde aus „dr“ ein „dz“ was zu „dza“ und dann zu „cha“ transformierte. Als Sprachgrenze diente hier der Fluss Yangtse.

Nur, wo kommt das Wort „dr“ her? Phonetische Hypothesen haben hier verschiedene Lösungswege aufgezeigt, die aber noch nicht abschließend geklärt werden konnten. Es ist leider bisher nicht möglich herauszufinden, wie ein Mensch vor hunderten von Jahren einen Laut ausgesprochen hat. Somit wenden wir uns nun der Analyse der Schriftzeichen zu.
Man hat acht Schriftzeichen gefunden die mit Tee in Verbindung stehen. Heute würden man diese Zeichen als „bitter“, „Pflanze“ und „mit Dornen“ übersetzen. Mit dem Wort „tu“ meinten die Ethnien, die in der botanischen Heimat der Teepflanze wohnten, nicht immer die gleiche Pflanze. Es gab „Gras“, „Binsenwolle- oder Pflanze“, „Bitterkraut“ und halt auch „bitteres Gemüse“ als grobe Übersetzungen. Erst um das Jahr 59 v. Chr. wurde „tu“ öfter als Bezeichnung für die Teepflanze verwendet in Anlehnung an das „bittere Gemüse“.

Vergleicht man die Zeichen „tu“ und „cha“ fällt einem auf, das „cha“ nur ein einzelner senkrechter Strich fehlt. Vermutlich verlor das „tu“ um das Jahr 800 seinen Strich und wurde zu „cha“. Da „tu“ ja in etwa „bitteres Gemüse“ heißt, aber mittlerweile das Getränk nicht mehr bitter war, aufgrund des verbesserten Anbaus und der Verarbeitung, musste eine neue Bezeichnung gefunden werden – die aber dennoch leicht mit dem alten Wort zu identifizieren war.

Die Silbe „tu /cha“ wurde nun als „Blätter für ein wohlriechendes Aufgussgetränk“ übersetzt. Man geht heute davon aus, dass es die hochgebildeten Teeliebhaber einfach störte, dass sie noch immer ihr Lieblingsgetränk mit „bitteres Gemüse“ bezeichnen mussten. Sie, als die Bildungselite die auch alle schriftlichen Arbeiten erledigte, hat wohl selbst dafür gesorgt, dass ihr Lieblingsgetränk einen wortwörtlich besseren Ruf erhielt. Heute würden man sagen – ein neuer Markenname. Sie haben Tee – ganz morden formuliert – „rebranded“ – so wie aus „Raider“ dann „Twix“ wurde oder aus dem Zigarettenhersteller Phillip Morris die Lifestyle Firma Altria.

Neben der Bezeichnung von „tu/cha“ fürs Teetrinken, hat sich über die Jahrhunderte (Jahr 0 – 800) in verschiedenen Lehrbüchern für Landwirtschaft auch immer wieder die Verwendung des Schriftzeichens verändert. Interessanterweise war auch den jeweiligen Zeitgenossen nicht immer klar, was der Autor nun mit „tu“ meinte. Stark lokal begrenzte Übersetzungen der Texte verwendeten dann wiederum andere Wörter wie Baum/Pflanze/Gras/Gemüse. Das zeigt aber auch, dass bevor Lu Yu im Jahr 800 sein Buch über Tee verfasste, es noch nicht in allen chinesischen Regionen bekannt war – dieses Trinken von einem Aufguss aus Blättern einem nun als Teepflanze bekanntem Gewächs.

Nun, wo wir wissen wie sich „tu“ und „cha“ aus dem mittel-sinesischen „dr“ entwickelt haben, gehen wir noch der Frage nach, woher eigentlich die Sinesen das Wort haben. Denn dort wo Sinesen siedelten, gab es keine Teepflanze. Dort wohnten zuerst noch Ethnien der austro-asiatischen und tibeto-birmanischen Sprachgruppen.

Die Mon-Khmer sind eine Untergruppe der Austro-Asia Sprecher. In ihrem Lebensraum war Tee für Religion, Kultur, Sozialverhalten und Medizin enorm wichtig – wichtiger als bei allen anderen Menschen. Vermutlich hat sich aus einem ihrer Wörter für Tee das sinesische „dr“ gebildet. Ein grünes Blatt nannten die Mon-Khmer übrigens „la“ und noch heute heißt grüner Tee in China „lu cha“.

Da Chinesen und damit Menschen die eine sinesische Sprache sprechen die Pflanze als Erste agrarwirtschaftlich nutzen und als Handelsware exportierten, ist es nur gerecht, dass sie heute als camellia sinensis (Kamelie aus China) bezeichnet wird – auch wenn non-sinesier sie zuerst verzehrten.

Die Schriftzeichen „tu/cha“ sind also absichtlich zum Verwechseln ähnlich gewesen, nur die Aussprache hatte sich mit dem Yangtse als Grenze stark verändert. Europäer haben dann diese Phonetik oft akustisch falsch verstanden und als Grundlage für ihre Bezeichnungen für Tee genommen.

Grundsätzlich kann man sagen, dass Westeuropäer heute eine Abwandlung des Kantonese „te“, das in den südchinesischen Häfen im 17. Jahrhundert gesprochen wurde benutzen. In Osteuropa findet man häufig eine Abwandlung des spätlateinischen „Herba thee“. In den nord-asiatischen Gebieten redet man eher von „cha“, das heute noch immer im Mandarin in Gebrauch ist. Die jeweilige Bezeichnung für das Getränk oder seine Blätter reiste also mit dem Produkt mit und wurde dann in der lokalen Sprache heimisch.

In Korea und Vietnam benutzt man sowohl „ta/tra“ oder „chat“ für Tee. Ursache hierfür ist, dass sie einfach mit beiden (Kantonese/Mandarin) sprechenden Regionen handelten. „Ta“ hat sich dann zur Zeit der holländischen Kolonialherrschaft durchgesetzt, weil die Niederländer „te“ verwendeten. Da man sich heute von der Fremdherrschaft abgrenzen will, erlebt die Bezeichnung „chat“ eine Wiederkehr.

Am Ende des 20. Jh. hat sich das Wort „chai“ für Tee stark verbreitet. Es kommt aus dem Hindi-Urdu „cay“ und wurde von den Briten falsch aufgenommen und in ihren indischen Gebieten verwendet. Vor einigen Jahren bezeichnete „masala chai“ wortwörtlich einen gewürzten Tee. Heute meint man in der Regel mit „chai“ genau dies und lässt das Wort „masala“ einfach weg. In anderen – besonders afrikanischen Sprachen – wird „chai“ einfach als Bezeichnung für schwarzen Tee verwendet.

Das „cha“ und „chai“ verwandt sind, fällt jedem Betrachter auf – aber woher das „i“ kommt – ist auch heute noch nicht abschließend geklärt. Im Mandarin sind „chaye“ einfach die Teeblätter. Da „cha“ und „chai“ aber eine Silbe haben und „chaye“ zwei Silben hat, ist eine Verwandtschaft unwahrscheinlich. Ferner endeten Wörter früher in China gerne auf einem –p, somit „chayep“. Andere Forscher meinen, dass „chai“ von „zhai“ kommt, was so viel wie vegetarisches Getränk heißt. Da sowohl im tibetanischen als auch im mongolischen, die starke sinesische Einflüsse haben, diese Beziehung nicht vorhanden ist, ist der „zhai“  Ansatz sehr unwahrscheinlich.

Schaut man sich das Verbreitungsgebiet von „chai“ in der Neuzeit an, fällt einem auf, das es nur in Zentraleurasia existent war. Da die lingua franca des Mongolenreiches – das ganz Eurasien zur Zeit unseres Mittelalters beherrschte – das Persische war, könnte man auf die Idee kommen, dass „chai“ persisch ist. In einem persischen Wörterbuch aus dem 10. Jh. gibt es sowohl „cha“ als auch „chay“. Vermutlich war in einem verbreiteten gesprochenen Dialekt ein –i Laut existent. Allgemein enden nämlich keine alt-persischen Nomen auf –i. „Cha“ kannten die Perser natürlich durch ihren Karawanenhandel mit China.

Abschließend lässt sich sagen, dass nicht nur alle Teesorten (weiß/gelb/grün/dunkel/schwarz und Oolong) sondern auch alle Wörter für Tee einen Ursprung haben: Die Teepflanze.

Tee löste in Ostfriesland im 17. und 18. Jahrhundert Bier als Lieblingsgetränk ab. Neben Hamburger Leichtbier wurde auch viel Bier selbst gebraut oder Schnaps gebrannt. Bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts fand man in jeder Straße eine Brauer- oder Brennerei. Sie waren am Ort die am stärksten vertretende Berufsgruppe  – lässt man Tagelöhner außen vor. Nur weil Tee beliebter war als Bier, hieß dies nicht dass wir Ostfriesen dem Alkohol abgeschwört hätten. 1530 schrieb Henricus Ubbus, dass das Hamburger Leichtbier „mit seiner süßen Schwere die Sinne umnebelte“.

Dies wäre aber der Wunsch vieler Geistlicher gewesen. Nicht nur waren wir Ostfriesen die Nachbarn der Westfriesen (Holland), wir haben auch viele Niederländer nach dem 30-jährigen Krieg als Glaubensflüchtlinge bei uns aufgenommen. Die reformierte Kirche war hier eng mit den Holländern verbunden. Viele Pastoren wurden in Utrecht ausgebildet und die Gottesdienste waren wie der Handel oft in Niederländisch. Da die VOC die wichtigste Firma in den Niederlanden war, erst um den Krieg gegen Spanien – dann die Entwässerung des Landes zu finanzieren, hatten auch die Geistlichen ein Interesse daran, ihre Heimat zu stärken. Immer wieder wurde gesagt, dass Tee ein gottgefälliges Getränk war und der Branntweinteufel bekämpft werden müsse. Pietismus war bei uns weit verbreitet und damit auch die Bereitschaft weniger Alkohol zu konsumieren. Vorteil für die Pastoren war, dass bei langen Gottesdiensten keine Alkoholleiche mehr einschlief, sondern auch noch beim letzten Lied alle wach und munter mitsingen konnten – solange ausreichend Koffein des Tees die Gemeinde dopte.

Wir Ostfriesen erkannten aber auch immer mehr, dass Tee uns gut tat. Besonders im Winter freute man sich auf die warme Tasse. Das nötige abkochen des Wassers reduzierte die Verbreitung von Bakterien/Krankheiten und mit Milch/Sahne und Zucker nahm man Nährstoffe und Energie auf. Ferner konnte Tee ein Hungergefühl unterdrücken, was besonders die am Existenzminimum vegetierenden Moorbewohner erfreute. Ein anderer Vorteil des reduzierten Bierkonsums war es, dass die Sterberate von Kleinstkindern und Müttern bei der Geburt weiter sank. Babys wurden nicht mehr zu Alkoholikern im Mutterleib und hatten öfter die Chance Erwachsene zu werden.

Ferner sorgte der dauerhafte Zustand der Betrunkenheit immer wieder für soziale Konflikte. Oftmals zogen betrunkene adelige Häuptlinge mit ihrem Gewalthaufen durch das Nachbardorf um eine Fehde vom Zaun zu brechen oder zu begraben.
Neben holländischen Pastoren waren bei uns auch Mediziner aus dem Nachbarland aktiv. Nicht wenige sollen Tee als ein Allheilmittel propagiert haben – frei nach dem Motto „Wer 100 Tassen am Tag trinkt der wird auch 100 Jahre alt“. Auch wenn man im 19. Jahrhundert anfing die Inhaltsstoffe von Tee zu analysieren, weiß man bis heute nicht genau was den Tee in welcher Dosis für uns Menschen gesund wirken lässt. Klar ist, dass man durch das Koffein leistungsstärker wurde und viele Krankheiten weniger schlimm oder häufig auftraten als es vor dem Teekonsum der Fall war.

Neben den genannten Punkten die auf die Ablösung des Biers durch Tee anspielten, gibt es auch einen kulturellen Aspekt. Als Ostfriesland im 19. Jahrhundert teilweise zum Königreich Hannover gehörte von 1815-1866 waren wir bis 1837 mehr oder weniger auch englisch beeinflusst. Nicht erst seit dem Beginn des Viktorianischen Zeitalters hatte die englische Kultur Einfluss auf Ostfriesland. Enge Handelsbeziehungen hatten schon länger für einen regen Austausch gesorgt. Nicht nur die Teesorte, auch die Art den Tee zu trinken schauten wir uns etwas ab und erschufen unseren Afternoon Tea: den 3 Ührtje. Durch das Auferlegen von Regeln und die Befolgung hiervon war es den unteren Schichten recht günstig möglich eine Genuss- und Kulturform zu entwickeln.

Der Ostfriesen-Tee ist so stark, da er ein klassischer Besuchstee war. Je stärker der Tee war, desto mehr Teeblätter wurden verwendet, desto mehr Geld hatte man in diese Tasse für den Gast investiert. Somit ist der Ostfriesentee heute nur so stark, weil man mit einem starken Assam (ab ca. 1870) mit weniger Teeblättern dieselbe kräftige Tassenfarbe erreichen konnte als mit den bis dato bekannten chinesischen Schwarztee. Somit ist unser heutiger Ostfriesentee nicht nur ein – sondern das Ergebnis – des Geltungsbedürfnisses der unteren sozialen Schichten an der Wende zum 20. Jahrhundert.

Im Zuge dieses Geltungsbedürfnisses ist auch der Wunsch entstanden eine eigene rituelle Kultur zu entwickeln. Durch die Regeln beim Teetrinken war man ein kultivierter Mensch. Man hielt sich ja an Regeln und trank es nicht einfach wie es einem wilden Menschen beliebte. Dies korrelierte mit dem Bedürfnis – nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg  – eine Antwort auf die Frage zu finden „Wer sind wir“. Nämlich nicht das geschlagene Volk, sondern eine ostfriesische Nation kultivierter Teetrinker.

Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg und der Suche nach einer heimatlichen Identität fand sich in Ostfriesland das früher und zeitgenössisch Tee gerne getrunken wurde. Es schien ein gemeinsamer Nenner einer ostfriesischen Kultur zu sein. Somit wurde eigentlich erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Teetied zu einem Kulturerbe verklärt. Die Heimatfreunde kamen aus der oberen Mittelschicht und hatten kaum eine Vorstellung davon wie die Armen Tee trinken. Aber da man sehr erfolgreich darin war die „traditionelle Teezeit“ zu propagieren, orientierten sich alle an diesem ahistorischen Bild.

Da Tee und Kaffee oft aus chinesischem Porzellan getrunken wurden, veränderten sich auch die Formen und Erzeugnisse der regionalen Töpfer, Silberschmiede oder Zinngießer. Auf der anderen Seite orientierten sich chinesische Produzenten an dem was sie meinten wir Europäer als typisch asiatisch ansehen.

Neben dem Teeblatt und dem Trinkgefäß spielt die Qualität und Temperatur des Wassers die wichtigste Rolle beim Geschmack. Schließlich besteht die getrunkene Tasse zu mehr als 99 Prozent aus Wasser. Während vor gut 1000 Jahren in China dutzende verschiedene Wasserqualitäten aus der Natur passenden Tees zugeordnet werden konnten, verhindert die weltweite Umweltzerstörung nun ein vergleichbares Vorgehen. Der chinesische Gelehrte Lu Yu katalogisierte im 8. Jahrhundert die Wasserqualität von vielen Gletschern, Flüssen und Brunnen. Er notierte an welcher Stelle eines Flusses das beste Wasser für bestimmte Tees abzuschöpfen sei. Ferner gab er Teetrinkern den Tipp schlechtes Wasser mit Salz anzureichern und so den Geschmack zu harmonisieren. Damals wie heute ist frisches Wasser, das reich an Sauerstoff ist, wichtig für das Aroma des Tees.

Man unterscheidet heute meist zwischen harten und weichen Trinkwasser. Während in der alten Tee-Metropole London das Wasser sehr hart und kaum zum Teegenuss geeignet ist, haben Ostfriesen eher weiches Wasser. Hart bedeutet, dass die Mineralien Kalzium und Magnesium in großen Mengen vorhanden sind. Ferner ist hartes Wasser eher alkalisch und weiches Wasser eher sauer. Das beste Teewasser soll einen pH Wert von sechs bis acht haben. Neben Geschmack haben Mineralien auch Auswirkung auf die Inhaltsstoffe: Ein hoher Gehalt von Kalzium verringert die Extraktion von Koffein und gesunden Polyphenolen. Eisenarmes Wasser erhöht bei nicht-oxidierten Tees erheblich den Gehalt an Polyphenolen im Vergleich zu eisenhaltigen Wasser. Über dies führt hartes Wasser zu einer öligen Schicht oben auf der Tasse. Dies entsteht wenn das Kalziumkarbonat eine Oxidation der organischen Bestandteile verursacht. Durch Aktivkohlefilter oder Citrat-Papier erzeugen Teetrinker aus hartem Trinkwasser weiches Teewasser. Ostfriesen, die auch im Urlaub ihren Tee mit ihrem Wasser genießen wollen, nehmen traditionell ein paar Flaschen abgefülltes Leitungswasser mit.

Noch Anfang der 1960er Jahre mangelte es in einigen Teilen Ostfrieslands an brauchbarem Trinkwasser. Durch Oberflächenbrunnen oder Zisternen fingen Ostfriesen jahrhundertelang vergleichbar gutes Regenwasser auf. Ende des Sommers waren diese Wasserstellen aber einer erhöhten Bakterien- und Algenbildung ausgesetzt. Man kochte das Wasser ab und versuchte es mit Alkohol zu desinfizieren. In diesen Zeiten waren noch Bier und Branntwein die Lieblingsgetränke.

Bünting wurde in der Straße zwischen den Brunnen (heute: Brunnenstraße) gegründet. Heute, im Zentrum der Altstadt, lag das Stammhaus 1806 eher am Stadtrand, hatte aber einen Brunnen in unmittelbarer Nähe. So wurden, mangels Alternativen, bis in die Nachkriegszeit auch bei Bünting Tees mit dem vorhandenen Brunnenwasser getrunken.

Im Zeitalter der Aufklärung fand Europa zu einem Lebensstil der die neuen Drogen Tabak, Kaffee, Kakao und Tee in den Mittelpunkt stellte. Die Europäisierung dieser Produkte inkludierte den Konsum, die Produktion, die Verteilung sowie die Konstruktion anerkannter medizinischer und ideologischer Meistererzählungen über deren Verwendung. Die neuen Waren ersetzten nicht nur lokale Produkte, sondern förderten eine Transformation der Beziehung von Europäern zur pflanzlichen Welt.
Seriosität und Nüchternheit als wirkmächtige gesellschaftliche Ideologien beförderten die Verbreitung der neuen Produkte in Europa.

Obwohl die neuen Drogen um die Wende zum 17. Jh. in Europa bekannt waren, setzten sie sich erst ab der zweiten Jahrhunderthälfte durch. Das Wichtigste war in dieser Zeit für die Europäer die Kontrolle über den Anbau und Handel zu erlangen. Während man bei Kakao und Tabak schnell diese Ziele erreichte, war man bei Kaffee und bei Tee noch länger auf die nicht-europäischen Produzenten angewiesen. Erst 1658 konnte Kaffee von den Niederländern auf Ceylon angebaut werden und wurde erstmals 1712 in Europa verkauft. Danach gelang die Etablierung auf Surinam und Java recht schnell. Frankreich gelangte schließlich über die Niederlande in Besitz der Kaffeepflanze und baute diesen auf seinen Kolonien Martinique, Cayenne und Réunion an. England baute es erst ab den 1770er Jahren auf Jamaika an. Auf europäischen Tee musste man noch 100 Jahre länger warten. Durch die europäische Kontrolle von Anbau und Handel der neuen Drogen und dem massiven Einsatz von Sklavenarbeit gelang es diese exotischen Luxusgüter und Genussmittel immer günstiger anzubieten und damit den Konsumentenkreis stetig zu erhöhen.

Man übernahm zuerst die Trinkgewohnheiten der Ursprungsländer bis man sie seinen lokalen Vorlieben anpasste. Besonders das Süßen mit Zucker spielte, seitdem dieser auf karibischen Sklavenplantage angebaut wurde, eine wichtige Rolle bei der Europäisierung des Konsums. Ferner gab es eine jahrhundertelange Debatte über die medizinische und gesellschaftliche Rolle und Wirkung der neuen Drogen. Ähnlich wie die Getränke an sich imitierte man auch das soziale Gefüge was in den Ursprungsländern um die Getränke herum aufgebaut worden war. Ein zentraler Ort war das Kaffeehaus in dem alle drei Getränke konsumiert worden. Eine bürgerliche Männlichkeit die Seriosität, Respekt und Zielrichtigkeit ausstrahlte wurde übernommen.

Das Aufkommen dieser neuen kulturellen Trinkgewohnheiten sollte freilich die Frage aufwerfen, was sie eigentlich ersetzten. Heiße Getränke kannte man nur als Kräuteraufgüsse. Diese waren reine Medizin und kein Genussmittel. Aus dieser Denktradition wurden auch die neuen Heißgetränke erstmal unter medizinischen Aspekten diskutiert. Neben der Heilwirkung ging es auch darum die betäubende Wirkung von Opium oder Cannabis zu kontern. Der Humorallehre folgend beachtete man lange Zeit die Wirkungen der neuen Heißgetränke auf die Körpersäfte, Durst und Hunger der Konsumenten.

Mit der Entdeckung exotischer Pflanzen verlor die volkskundliche Medizin an Bedeutung. Es war nun moderner exotische Pflanzen zu konsumieren als lokale Alternativen. Freilich sorgten Urbanisierung und das Entstehen von Ziergärten anstelle des funktionalem Anbaus für eine weitere Entfremdung der lokalen Kräuterkunde. Es wurden aber nicht nur Kräuter verdrängt – auch Alkohol geriet unter Druck. Während man jahrhundertelang mit Bier getränkten Getreidebrei frühstückte konsumierte man seit der Mitte des 18. Jh. eher festes Brot zum Tee, Kaffee oder Kakao.

Mehr: Excitantia: or, how enlightenment Europe took to soft drugs; Jordan Goodman; 2007; Routledge

Wilhelm III. wurde als Inbegriff politischer und militärischer Genialität charakterisiert. Er regierte in den Niederlanden und England, auf dessen Thron ihn das Parlament 1689 berief. Der Oranier wurde zur Hauptfigur der Glorious Revolution von 1688/89, in der sich England endgültig vom Absolutismus verabschiedete und den Weg zur parlamentarischen Monarchie eröffnete. Als Statthalter der Niederlande führte er zudem den Kampf gegen Ludwig XIV. von Frankreich an. Unter ihm schrieben die Niederlande Weltgeschichte und prägten die Kultur des Abendlandes nachhaltig. Aber auf die Dauer mussten sie sich ihrem übermächtigen Nachbarn England, dem zweiten Königtum von Wilhelm, geschlagen geben.
Die Dynastie der Oranier leitet sich von dem kleinen Fürstentum Orange in der Provence ab. Die Niederlande, wozu damals auch das heutige Belgien gehörte, waren damals neben Böhmen die bevölkerungsreichste und fortschrittlichste Region Europas. Städte wie Amsterdam, Brügge, Gent oder Antwerpen waren Zentren der Wollmanufaktur und des Handels, die ein wohlhabendes Bürgertum entstehen ließen. Ihr Selbstbewusstsein und Streben nach Selbstständigkeit zielte auch mit ihrem Protestantismus gegen die Ansprüche der katholischen Habsburger.

Als mit dem protestantischen Bildersturm von 1566 der achtzigjährige Freiheitskampf der nördlichen Provinzen gegen Spanien begann, stellte sich Wilhelm I. auf ihre Seite. Als sie sich nach langen, blutigen Kämpfen 1581 zur Republik erklärten, wurde Wilhelm I. zum Statthalter gewählt. Kurz darauf wurde er ermordet. Als „Vater des Vaterlandes“ (und einer kaum überschaubaren Kinderschar mit vier Ehefrauen) ist er in die niederländische Geschichte eingegangen. Auch Wilhelms Sohn Moritz spielte im Befreiungskampf gegen das spanische Weltreich eine zentrale Rolle. Von 1590 an schuf er mit der Oranischen Heeresreform die militärischen Grundlagen für den späteren Sieg der Niederlande. Die finanziellen Mittel dazu stammten aus der städtisch geprägten Wirtschaft, in der Gewerbe und Dienstleistungen dominierten und die mit Besitzungen in der Karibik und Ostindien globalen Handel trieb.

Auf dieser Grundlage konnte die Republik der Sieben Vereinigten Provinzen der Niederlande schließlich im Westfälischen Frieden von 1648 ihre Unabhängigkeit erlangen. Der katholische Süden (Belgien) blieb habsburgisch. Der intellektuelle Esprit des Befreiungskampfes und die märchenhaften Reichtümer, die über die größte Handelsflotte der Welt ins Land strömten, begründeten nun das Goldene Zeitalter der Niederlande.
Die wichtigste Aufgabe des Statthalters war der Schutz der „wahren Religion“, also des reformierten Protestantismus, und des Oberbefehls im Kriege. Ihn zu führen, wurde denn auch die Aufgabe für Wilhelm III. Während England in mehreren Seekriegen die maritime Dominanz der Niederlande attackierte, griff Ludwig XIV. zu Lande an. Wie einst gegen die Spanier öffneten die Niederländer in ihrer Not die Deiche, um den Vormarsch der Franzosen zu stoppen.

1677 hatte Wilhelm die englische Königstochter Maria geheiratet. Als ihr Vater Jakob II. seine Rekatholisierungspolitik in England intensivierte, rief die englische Opposition den Oranier zur Hilfe. Im November 1688 landete Wilhelm auf der Insel, besiegte Jakob und wurde im Januar 1689 durch das Parlament zum König ernannt.
Bis zu seinem frühen Tod 1702 wurde Wilhelm III. (und damit England und die Niederlande) zum Zentrum des Widerstands gegen das Hegemoniestreben Ludwigs XIV. Niemand konnte nach ihm den schleichenden Niedergang der Niederlande aufhalten, deren Seemacht schließlich von England vernichtet wurde, bevor die Heere der Französischen Revolution sie überrannten.